Frankenthal Saarländer sorgen für blendende Laune

Brachte das Dschungelbuch auf die Bühne: die Minigarde als „Mowgli und die Dschungelbande“.
Brachte das Dschungelbuch auf die Bühne: die Minigarde als »Mowgli und die Dschungelbande«.

Da sage einer noch etwas über den vielbelächelten Volksstamm der Saarländer. Als fasnachtliche Gastarbeiter zogen sie mutig in die Pfalz und trugen am Samstagabend bei der fünfstündigen Prunksitzung des Frankenthaler Carnevalvereins (FCV) maßgeblich zur blendenden Stimmung im großen Saal des Congress-Forums bei.

Eine fast schon professionelle musikalische Show lieferten die „Brühllerchen“ aus dem kleinen Örtchen Hasborn bei St. Wendel ab. Bei ihren kabarettistisch angehauchten Gesangsnummern knöpften sie sich nicht nur die hohe Politik und die Wir-schaffen-das-Kanzlerin vor, sondern begeisterten auch mit einer originellen Persiflage auf „Hänschen klein“, das atemlos durch die Nacht zieht und noch nie in New York war. Eine rundum gelungene Premiere im „feindlichen Ausland“ feierte auch Jonas Degen aus Dudweiler mit seinem parodistischen Jahresrückblick. „Tausendmal sondiert, tausendmal ist nix passiert“ und „Sankt Martin kam aus Würselen“ sang der junge Fasnachtsbarde am Piano, der überdies die Sparte des schwarzen Humors bediente. So definierte er den Journalistenrabatt bei Reisen in die Türkei mit „eine Woche bezahlen und 20 Jahre bleiben.“ Und noch ein Saarländer kitzelte die Lachmuskeln des im hinteren Teil des Saales zeitweise sehr unaufmerksamen Publikums: Hausmeister Kurt Knauber alias Jens Gabler. Der inzwischen in Flomersheim voll integrierte Apotheker mit dem Heinz-Becker-Gen ließ die Pointen im Sekundentakt vom Stapel: „Die Jungen twittern, die Alten zittern.“ Doch brauchte der FCV seine Eigengewächse wahrlich nicht zu verstecken. Die vier Garden heimsten sowohl bei fetzigen Marschrhythmen als auch bei ihren am Saisonmotto „Fabelhafte Fasnacht“ orientierten Showtänzen viel Beifall ein. Die von Beatrix Marx und Lena Schuff trainierten Minis wirbelten als Dschungelbande über die Bühne, die Nachwuchsgarde (betreut von Katharina Hohl und Marlene Baldauf) setzte das Märchen vom Schneewittchen fantasievoll in Szene. Mit dem von Nadine Gögel und Hanna Wagner einstudierten Tanz „Alice im Wunderland“ entzückte die Juniorengarde. Und die Tanzgarde setzte in einer Choreografie von Tanja Strotmann als Königinnen der Löwen einen optischen Glanzpunkt der Sitzung. Das aufmerksame Zuhören lohnte sich beim FCV-Aktiven Frank Hüther allemal. Als deutscher Michel brillierte er einmal mehr mit einer politisch-literarischen Bütt, bei der insbesondere die Herren Trump und Erdogan ihr Fett abbekamen und Martin Schulz als das „allerärmste Schwein“ bemitleidet wurde. Auch lokale Themen wurden gestreift: der Verkauf des Siemens-Werks an die Schotten und die Einstellung der Produktion von Scout-Ranzen in Frankenthal. Nicht zu vergessen die grandios gescheiterte Umbenennung des Rathausplatzes. „Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.“ Als Sitzungspräsident führte An-dreas Schuff – unterstützt von seinem Vize Nico Hahl – durch den Abend. Etwas mehr Pepp und humoristische Würze hätte ihre Moderation durchaus vertragen. Dafür erlebten die legendären „blauen Dragoner“ eine phänomenale Renaissance, bei der sich die Aktiven Benedikt Völpel, Matthias Formanski und Nico Hahl als talentierte Stimmungssänger hervortaten – eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Dubbeglasbrieder Oliver Herrmann und Willi Brausch, die nach kleinen technischen Problemen zuvor den Saal in bewährter Manier gerockt hatten. Zu einer Mordsgaudi geriet der Auftritt des Radlerballetts aus Bobenheim-Roxheim. Die „tanzgewaltigen Männer mit den strammen Waden“ (Zitat Andreas Schuff) gaben sich als verrückte Hühner und ließen sich zu gewagten akrobatischen Figuren hinreißen. Nicht zu kurz kam der Kokolores beim Weinheimer Apotheker Markus Weber, der als „Fräulein Baumann“ den polnischen Triathlon so definierte: „Zu Fuß ins Schwimmbad und mit dem Fahrrad zurück.“ Und noch eine Lachnummer lange nach Mitternacht: „Hackevoll durch die Palz“ schmetterten die Mannheimer Komiker Horst Siegelholt und Pit Karg, der sich in der Rolle als „Facharzt für schwerhörige Alkoholiker“ gefiel. Die phonstarken Guggenmusiker aus dem badischen Büchenau setzten den Schlussakkord einer kurzweiligen Sitzung, die mit den obligatorischen Ehrungen begonnen hatte. Die beiden Gardetänzerinnen Kristina Stöber und Emma Febinger wurden mit dem FCV-Porzellanorden ausgezeichnet. Auch Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) verdiente sich einen Orden – als Märchenerzähler einer in sperriges Amtsdeutsch übertragenen Version von „Rotkäppchen.“

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