Frankenthal Rück-Spiegel:
Nicht nur Ossis hängen den alten Zeiten nach. Wissen Sie noch, wie das war in den 1970er-Jahren, wenn einen alles andere als unverhofft das große Glück traf, einen Fernseher geschenkt zu bekommen und im eigenen Zimmer aufstellen zu dürfen? Schwarz-weiß war das Bild, farbig – und keineswegs dezent – nur das Gehäuse mit den im Zeitgeist abgerundeten Ecken. Ein manueller Sendersuchlauf hatte damals eine ganz konkret haptische Bedeutung: von fiesem Gefummel wunder Fingerspitzen an winzigen Rädchen. Das war kurz nach den Jahren, als man sich noch ärgern musste, dass der streng konservative Onkel das Schauen solch subversiv-linksliberaler Sendungen wie der „Rappelkiste“ verbot, wenn man mal das Pech hatte, sonntags dort schon zu Kaffee und kalter Schnauze eingeladen zu sein, bevor des Abends Käseigel, Pumpernickelbällchen und Spargelröllchen auf den Tisch kamen. In Frankenthal gibt es einen herrlich nostalgischen Hort solcher Erinnerungen. „Farbfernsehen“ ist an der Ecke zur Carl-Theodor-Straße an den Gymnasien zu lesen: auf einer Leuchtreklame, die stilecht zur grauen Hausfassade für eine Moderne wirbt, die längst vergangen ist. Ein Röhrenfernseher mit edel anmutender Zimmerantenne steht im Schaufenster, auch alte Kofferradios etwa von Telefunken aus den 50er- und 60er-Jahren. Andreas Röder hat hier sein Hobby zum Beruf gemacht. Digitaltechnik, ja, damit kenne er sich auch aus. Aber lieber repariert er die schönen alten Geräte, wenn noch Ersatzteile aufzutreiben seien. Die Stücke in seinem Schaufenster, die er regelmäßig austauscht, sind übrigens nicht verkäuflich. Und irgendwann wolle er seine Sammlung einmal in einer Ausstellung präsentieren, erzählt Röder. (möt) Formulieren wir es so: Der Carlsberger Yannik Rubeck, der Leberwurst-Mann aus der Bohlen-Show „Deutschland sucht den Superstar“, hat sich mit seinem Auftritt dort nicht nur Freunde gemacht. Zur Erinnerung: Der junge Mann hat der Jury das Leib- und Magenlied der Anonyme Giddarischde über die Lewwerworschd vorgeträllert, wurde vom Pop-Titan freundlich, aber bestimmt auf gesangliche Defizite hingewiesen und heimgeschickt. Seinen daraufhin vor laufender Kamera geäußerten Ärger haben einige Medien schlagzeilenträchtig zum Ausraster hochgejazzt. Aber unabhängig von derlei Nebensächlichkeiten: Aus Frankenthaler Perspektive grenzt es schon an ein Sakrileg, sich an einem Song der Anonyme zu vergreifen. Das dürfen im Höchstfall die Dubbeglasbrieder und dann noch der 1. Frankenthaler Männerchor. Entsprechend sah sich der 19-Jährige in den sozialen Netzwerken des Internets auch einigen kritischen Anmerkungen von Fans zu seiner Interpretation des Kultliedes gegenüber. Das thematisiert bekanntermaßen auf das Allerlaunigste die Auswirkungen einer fleischhaltigen regionalen Spezialität auf den Verdauungsapparat. Insofern bleibt nur das Fazit, dass vor allem viel Wind produziert wurde. (örg) Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Und so hätte man es Oberbürgermeister Martin Hebich durchaus gewünscht, dass er zu Beginn seiner Amtszeit am 1. Januar ein bisschen was von den Schulden Frankenthals hätte wegzaubern können. Tatsächlich muss der gute Mann ganz ohne magische Unterstützung die Mühsal des kommunalpolitischen Alltagsgeschäfts weitertragen, wie es sein Vorgänger Theo Wieder 16 Jahre lang getan hat. Dessen glanzvoller Abschied übrigens wurde auf der Internetseite der Stadtverwaltung noch um ein paar Tage über Neujahr hinaus verlängert. Wer Anfang der Woche die Homepage besurfte, wurde unter der entsprechenden Rubrik zunächst noch von einem sehr jugendlich wirkenden Bild Wieders begrüßt. Inzwischen hat es mit einem Update geklappt. Wie von Zauberhand ... (örg)