Frankenthal/Weisenheim am Berg Perron-Preisträger stehen fest – Ausstellung in Weisenheim am Berg

Die Ausstellung „Dreierlei“ in der Ehemaligen Synagoge von Weisenheim am Berg. Kunststudentinnen der Uni Landau präsentieren ihr
Die Ausstellung »Dreierlei« in der Ehemaligen Synagoge von Weisenheim am Berg. Kunststudentinnen der Uni Landau präsentieren ihre Werke; hier Arbeiten von Caroline Seelinger (Keramik), Annabell Müller (Foto) und Ida Bomm (Gemälde, die einen Förderpreis beim Perron-Kunstpreis erhalten wird.

Am Samstag, 14. Mai, wird im Frankenthaler Kunsthaus der Perron-Kunstpreis 2022 für Malerei verliehen. Ida Bromm wird einen Förderpreis erhalten und stellt gerade zusammen mit Annabell Müller und Caroline Seelinger in der Ehemaligen Synagoge in Weisenheim am Berg aus. Der Hauptpreis geht an Heinke Both, einen weiteren Förderpreis erhält Evelina Klanikova.

Tina Stolt, Professorin am Institut für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst der Universität Koblenz-Landau, ist voll des Lobes für ihre Studentinnen. Ida Bomm, Annabell Müller und Caroline Seelinger seien extrem fleißig, ausdauernd und kreativ. Mitunter sei eine enorme Recherche notwendig gewesen, um sich neue Techniken anzueignen. Vieles hätten die drei Frauen über lange Zeiträume geduldig ausprobiert. „Sie haben sehr viel Eigeninitiative gezeigt, teilweise für optimale Ergebnisse sogar ihr Werkzeug selbst angefertigt“, berichtet Stolt.

Keramikarbeiten von Caroline Seeliger

So wie Caroline Seelinger. „Der Baren, den ich verwende, ist Marke Eigenbau“, sagt die 33-Jährige über ihren japanischen Handreiber, ein Gerät zum Drucken. Seit zwei Jahren beschäftigt sie sich mit klassischen Farbholzschnitten aus dem ostasiatischen Staat. In die Konturen, die traditionell in Platten aus Wilder Kirsche geritzt werden, reibt man eine Mischung aus Reispaste, Piment und Wasser ein. Dann wird ein feuchtes Papier darauf gelegt. Kompliziert wird es bei bunten Motiven. „Begonnen habe ich mit gegenständlichen Darstellungen, heute entwickele ich spielerisch Formen“, erläutert die Rülzheimerin ihre Informelle Kunst, für die sie Pappelsperrholz nutzt, weil dieses die Farbe ebenso gut aufnehme wie abgebe, keine langen Fasern und störenden Maserungen habe.

Seelinger, die Kunst- und Deutschlehrerin am Gymnasium werden möchte, präsentiert in der Ehemaligen Synagoge Weisenheim am Berg vielfältige Arbeiten. „Mein Steckenpferd ist Keramik“, sagt die Studentin, die das Wintersemester 2020 an der Kunstakademie in Riga verbracht hat. Unter anderem hat sie dekorative Objekte in der Raku-Dolce-Technik mit lustigen geschuppten oder getropften Glasur-Experimenten hergestellt. Eine Menge Freude mache ihr das Prägen von Papierporzellan, meint sie und deutet auf federleichte, schneeweiße Quadrate mit Mustern und Buchstaben. Aquarellcharakter haben die Monotypien auf Seidenpapier. Reizvoll an diesem Verfahren sei der Überraschungsmoment.

Malerei von Ida Bromm

Von Ästhetik lässt sich Ida Bomm leiten. „Das steht bei mir im Vordergrund“, sagt die 25-Jährige, die sehr geschichtsinteressiert ist. Vor allem hat sie Augen für Stoffe und insbesondere Halskrausen auf Gemälden, wie sie hauptsächlich im 16. und 17. Jahrhundert Mode waren. Dass die teilweise mit Spitze verzierten, weichen oder gestärkten, meist weißen Rüschenkragen der gehobenen Garderobe allerdings Grundlage ihrer Acryl- oder Ölbilder sind, erkennt der Betrachter erst nach entsprechender Erläuterung. Ja, hier und da könnten es solche Elemente sein.

Auf den ersten Blick ist eine Kombination aus organisch anmutenden Fragmenten in zartem Rot, Grün, Gelb, Braun und Grau zu sehen. Es könnten Sehnen und Blutgefäße sein, Tentakeln, Zähne und Flügelstücke. Aufgrund der äußeren Form des Gebildes ergeben sich Assoziationen mit einem menschlichen Herz. Inwieweit das als ästhetisch oder schon als leicht eklig empfunden wird, muss jeder selbst entscheiden. Interessant ist es allemal. Spannend sind auch die in Grüntönen gehaltenen floralen Collagen, die sich aus Ausschnitten von Gewändern und Turbanen zusammensetzen. „Die Bilder entstehen oft in einem längeren Prozess“, erzählt die Landauerin, die ein Praktikum in Florenz absolviert sowie ein Auslandssemester in Finnland verbracht hat und im August ein Masterstudium in Freier Kunst in Göteborg aufnimmt.

Fotografien von Annabell Müller

Die Werke von Annabell Müller, die beim Pressetermin nicht anwesend war, wirken zunächst unspektakulär. Da sind zum einen die Fotos im Wald. Beim genaueren Hinsehen entsteht Irritation. Es sind mittendrin Rechtecke zu entdecken. „Das sind Spiegel. Teilweise ist darauf zu sehen, was sich hinter der Fotografin befindet“, erläutert Stolt. Müller sei mit Kamera, Stativ und Spiegeln losgezogen. Bei verschiedenen Lichtverhältnissen habe sie ausprobiert, wie sie selbst im Verborgenen bleibt und sich nicht ungewollt spiegelt. Auch ist die 26-Jährige aus Dahn, die ihr Kunststudium bereits abgeschlossen hat, in die Natur gegangen und hat Quadrate hineingeschnitten: in die geschlossene Schneedecke auf der Alm, in die laubbedeckte Erde, in den moosbewachsenen Felsen. Dann hat sie über einen längeren Zeitraum beobachtet, was passiert und die Veränderungen in Fotoserien festgehalten.

Nicht die Kamera benutzt hat Müller bei der Herstellung der Schwarz-Weiß-Bilder von Unterhaltungselektronik. „Das ist Linoldruck“, klärt die Professorin auf, „und zwar in der Reduktionstechnik.“ Dabei wird ein Teil des Motivs ausgeschnitten und gedruckt, anschließend wird wieder etwas ausgeschnitten und gedruckt und so fort. So entsteht Ebene für Ebene. Mit dem hellsten Grau wird begonnen. Müller habe einen enormen Ehrgeiz an den Tag gelegt und mühsam herausgefunden, welches Papier sie nehmen sollte und wie viel Druck sie ausüben muss. Stolt ist stark beeindruckt: „Die Methode ist total abgefahren.“

Perron-Kunstpreis 2022

Der Perron-Kunstpreis der Stadt Frankenthal wird in diesem Jahr für Malerei vergeben. Die Preisverleihung ist am 14. Mai, 19 Uhr, im Kunsthaus Frankenthal. Von 15. Mai bis zum 27. Juni ist dort eine Ausstellung mit den prämierten sowie ausgewählten eingereichten Arbeiten zu sehen.

Der Hauptpreis geht an die Lübecker Künstlerin Heinke Both (Jahrgang 1964).

Einen Förderpreis erhält Ida Bromm. Die 25-Jährige studiert am Institut für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst der Universität Landau.

Ein weiterer Förderpreis geht an die in Lettland geborene Künstlerin Evelina Klanikova. Sie lebt in Heilbronn und studiert an der Freien Kunstakademie Mannheim.

Termin

Die Ausstellung „Dreierlei“ von Kunststudentinnen der Universität Landau ist in der Ehemaligen Synagoge Weisenheim am Berg, Hauptstraße 28a, vom 7. bis 15. Mai, an Samstagen zwischen 17 und 19 Uhr sowie an Sonntagen von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Die Vernissage ist am Samstag, 7. Mai, um 17 Uhr.

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