Frankenthal Pavillon zum Träumen

Die Frankenthaler Stadtbücherei ist seit Samstag um eine Attraktion reicher: einen „Pavillon des Träumens, der Fantasie“, wie Treidler-Vorsitzende Alis Hoppenrath das Bauwerk mit seinen bunten Bücherwänden nannte. Unter dem Titel „BuchSinn“ ist es der gemeinsame Beitrag des Kunstvereins Die Treidler und der Stadtbücherei zum rheinland-pfälzischen Kultursommer „Mit allen Sinnen“.

Die Eröffnung der Installation fand im kleinen Kreis Beteiligter und Engagierter statt. Viele Bücherspender waren nicht gekommen. Kathrin Görtz vom städtischen Bereich Kultur und Sport erläuterte in einer Einführung die Aufgaben und Vorteile der Kunstvereine, dass sie den Zugang gerade auch zur zeitgenössischen Kunst ebneten und Kunst vermittelten – „und das macht Sinn“, hob sie auf das Projekt „BuchSinn“ direkt und die Arbeit des Frankenthaler Kunstvereins ab. Alis Hoppenrath erklärte die Entstehung des Projekts, das man als Installation, aber auch als konzeptionelle Kunst bezeichnen könne, wenn man die gewünschte Wirkung des Baus in den Vordergrund stelle, sich Gedanken über Bücher, ihre Herstellung, ihre Wirkung mache. Beim gemeinsamen Ideensammeln hätten die Treidler-Kunstschaffenden ihren Beitrag zum Kultursommer auf ein Material eingegrenzt: Papier. Um damit „auf alle Aspekte des Kultursommers, auf die fünf Sinne einzugehen“, so Hoppenrath. Allerdings, schränkte sie ein, keines der ab Sonntag, 7. September, im Kunsthaus gezeigten papiernen Kunstwerke sei, was durchaus möglich gewesen wäre, essbar. Im Zusammenhang mit Papier habe die Büchereileiterin Natalie Kensche natürlich an Bücher gedacht und das gemeinsame Projekt angeregt. Von der Idee zur Form und Konstruktion sei es dann nicht mehr weit gewesen. Hier sei es der Bildhauer Adam Tumele gewesen, der handwerkliche Konstruktion und Ästhetik vereinte. Über 30 Stunden haben er und seine Helfer letztlich gebraucht, um den Pavillon aufzubauen beziehungsweise die Wände mit Büchern aufzuschichten. Der Bau besteht unten aus einer runden Spanplatte als Boden. Ein schönes Detail sind die Verbindungsriegel in Form von zwei auf der Spitze stehenden Dreiecken. Aluminiumstreben fügen sich zum Schlusspunkt, den das Ehepaar Hoppenrath noch mit einer Zwiebelkeramik krönte, sodass auch der Eindruck eines Pavillons aus tausendundeiner Nacht entsteht. Teppich und Sessel laden ein, Platz zu nehmen, in Büchern zu schmökern oder auch Hörbücher – Krimis, historische Romane oder Kinderbücher – zu genießen. Und darin sehen Die Treidler auch den Sinn ihres Werks. Egal welches Buch, welches Hörbuch, die zu kunstvollen Wörtern in Abenteuergeschichten, Gedichten, Biografien oder auch ganz praktischen Sprachkursen geformten Buchstaben werden vom Hör- oder Sehsinn wahrgenommen und im Gehirn zu Bildern geformt. Wie ein Kunstwerk Gestalt annimmt, so erzeugt unsere Fantasie, angestoßen durch aneinandergereihte Buchstaben und Wörter, neue Bilder. Die geschätzten 2000 Bücher kommen nach dem Abbau des Pavillons zum Altpapier. (cei)

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