Frankenthal Palzki bei den Landfrauen

Der schrullige Schifferstadter Kommissar Palzki besteht sein 16. Abenteuer. „Pfälzer Eisfeuer“ heißt der neueste Regionalkrimi aus der Feder von Harald Schneider. Und er spielt im Milieu der Pfälzer Landfrauen.

Ein gemeinsamer Abend bei einer Weinprobe mit dem ungeliebten Chef? Reiner Palzki bleibt auch nichts erspart. In „Pfälzer Eisfeuer“ lässt Harald Schneider den Kommissar gleich zu Beginn auf seinen herrischen und egozentrischen Vorgesetzten Klaus P. Diefenbach treffen, den er KPD nennt. Als wäre dies nicht genug, gerät die Weinprobe bald zur Katastrophe, als ein Feuer ausbricht und anschließend eine Leiche gefunden wird. Da auch KPD schwer verletzt wird und in dem Brand einen Anschlag auf sein Leben vermutet, soll Palzki sich fortan nur noch um die Aufklärung dieses Falles kümmern – mit allen erdenklichen Vollmachten. An möglichen Tätern und Motiven mangelt es nicht. Liegt der Brandstiftung ein Streit zwischen zwei Winzern zugrunde? Oder haben etwa die Landfrauen ein dunkles Geheimnis, das einen solchen Anschlag zur Folge haben könnte? Eine alte Salatsorte namens Eiskraut scheint eine wichtige Rolle zu spielen. Und da das Opfer ausgerechnet ein Außenprüfer des Finanzamts ist, der die Unterlagen des Weinguts unter die Lupe nehmen wollte, bietet sich noch ein dritter Ermittlungsansatz an. Für eingefleischte Palzki-Fans hat sicher auch der neueste Fall einen großen Unterhaltungswert. Liebgewonnene oder auch inbrünstig verhasste Charaktere werden gewohnt bildreich beschrieben. So zeigt etwa KPD wieder einmal ausgiebig seine chauvinistische Seite. Seine eigene Frau darf nicht mit zur Weinprobe, weil sie mit der Hausarbeit nicht rechtzeitig fertig geworden ist. Mit Klischees ist vieles, was Harald Schneider seinen Figuren andichtet, kaum noch ausreichend zu beschreiben. Ein Dienststellenleiter, der seine Bürogemächer um eine Bibliothek und einen Weinkeller erweitert, dürfte in der Realität kaum zu finden sein. Und was den „Not-Notarzt“ Matthias Metzger und seinen „Lehrling“ Günter Wallmen angeht, kann man nur hoffen, dass es derartige Mediziner-Gespanne nicht wirklich gibt. Denn in seinem verdreckten Reisemobil operiert Metzger nicht nur mit einem Akku-Tacker aus dem Discounter, sondern stellt mit seinem Gehilfen auch noch eine billige Botox-Variante her und macht Versuche mit Betonmischungen als Zahnersatz. Zumindest Wallmen, der tatsächlich existiert und als Notfall-Chirurg in Speyer arbeitet, hat nachweislich wenig mit seinem literarischen Pendant gemeinsam. Ähnlich phantastisch wird auch die Polizeiarbeit geschildert. Wer einen packenden, glaubwürdigen Krimi erwartet, wird das eine oder andere Mal schlucken müssen. Doch diese Erwartung möchte Schneider gar nicht bedienen. Dass er mit voller Absicht immer wieder ins Aberwitzige abdriftet, lässt er den Leser durch sein Alter Ego Dietmar Becker wissen. Der krimischreibende Student kommt bei Palzki nicht gut weg. Wenn der Kommissar Beckers Werke als „erbärmlich schlechte Regionalkrimis“ bezeichnet, beweist das eine gehörige Portion Selbstironie. Dass viele handelnde Figuren entweder tatsächlich existieren oder zumindest mit ähnlich klingenden Namen realen Personen nachempfunden sind, gehört zu den Erfolgsheimnissen der Reihe. Jede Menge Lokalkolorit bietet auch „Pfälzer Eisfeuer“ wieder, indem der Leser an verschiedene Orte in der Pfalz geführt wird – zur Burg Lichtenberg, nach Landau-Mörzheim, nach Rockenhausen oder Kaiserslautern. Verzichtbar wäre es gewesen, immer wieder die Namen von Palzkis liebsten Fast-Food-Versorgern zu nennen. Alles in allem ist „Pfälzer Eisfeuer“ aber eine durchaus kurzweilige Lektüre mit einigen witzigen Dialogen. Und wer nach der Lektüre des Romans noch nicht genug hat, findet im hinteren Teil noch ein paar Kurzkrimis für zwischendurch. Lesezeichen Harald Schneider, „Pfälzer Eisfeuer“, Gmeiner Verlag Messkirch 2018, 307 Seiten, zwölf Euro, ISBN 978-3-8392-2328-4.

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