Frankenthal „Mein Fokus liegt nicht auf dem Geld“

Die Liebe zum Saxofon hat Ricarda Hagemann eher zufällig entdeckt. Als sie sich mit zehn Jahren in der Bläserklasse ihrer Schule für ein Instrument entscheiden sollte, wählte sie ein Altsaxofon. „Warum ich das ausgesucht habe, weiß ich auch nicht mehr so genau, aber es war die richtige Entscheidung“, sagt die 27-Jährige, die in Frankfurt am Main geboren wurde. Die Liebe zur Musik sei schon früh da gewesen. „Ich habe immer gerne Musik gehört, und den Sound bei einem Big Band Konzert fand ich immer faszinierend“, meint Hagemann. Bei so einem Konzert hat sie auch zum ersten Mal ein Baritonsaxofon gesehen und war davon begeistert. Auf einer Musikmesse, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter besuchte, hat sie sich dann spontan verliebt: „Es war schwarz und stand da“, schwärmt sie noch heute von ihrem Instrument, das sie seitdem begleitet. Nach fünf Jahren Gruppenunterricht nahm sie ab 2002 Einzelstunden, und von da an stand für die junge Künstlerin auch fest: „Ich will Musikerin werden.“ Aus diesem Grund wechselte sie an ein Musikgymnasium in Frankfurt, wo sie die Grundlagen für das sich anschließende Studium setzte. „Ich wusste, dass die Aufnahmeprüfungen an den Musikhochschulen nicht einfach sind, und deshalb habe ich nach dem Abitur erst einmal Praktika gemacht und mich intensiv vorbereitet“, sagt Hagemann. Ein Plan, der sich gelohnt hat, denn 2008 absolvierte sie erfolgreich die Aufnahmeprüfungen an den Hochschulen in Mainz und Mannheim. Ihre Wahl fiel schließlich auf die Quadratestadt, „auch weil ich etwas weiter weg von meiner Heimat wollte und es hier eine gute Big Band gibt“, begründet sie ihre Entscheidung. Ihr Studium im Bereich Jazz und Popularmusik hat sie vergangenes Jahr abgeschlossen. Neben Saxofon standen auch Querflöte und Klarinette auf ihrem Unterrichtsplan. „Das ist die klassische Kombi für einen Baritonisten, das gibt bei einem Konzert tolle Klangfarben“, meint die 27-Jährige, die schon früh wusste, dass ein klassischer Bürojob mit geregelten Arbeitszeiten nicht so ihr Ding ist. „Natürlich sind meine Tage nicht so strukturiert wie bei anderen, aber die Liebe zur Musik treibt mich an, und es lohnt sich“, findet sie. Seit kurzem hat allerdings doch eine gewisse Struktur Einzug in ihr Leben gehalten: Im Dezember 2012 startete sie als Vertretungslehrerin an der Musikschule Frankenthal. Im August vergangenen Jahres kamen dann noch Stunden an der Robert-Schumann-Schule hinzu und mittlerweile ist die Musikerin auch an der IGS und der Neumayerschule tätig. „Das ist herausfordernd, aber interessant und macht Spaß“, sagt Hagemann, die sich nicht nur um den musikalischen Nachwuchs, sondern auch um ihre zahlreichen Bandprojekte kümmert. Mit ihrem Saxofon-Quartett Three Bees and a Bop spielt sie Jazz-Arrangements mit Einflüssen aus Pop und Latin, in ihrer Band The Hagman Group stehen Eigenkompositionen im Mittelpunkt. „Wir spielen Jazz, teilweise mit Gesang, teilweise instrumental“, erklärt die Musikerin. In ihren Songs verarbeitet Hagemann das, „was einem gerade so durch den Kopf geht“. Ihr Stück „You Made It Easy“ hat es vergangenes Jahr sogar auf das Mercedes-Benz-Mix-Tape geschafft. Außerdem ist Hagemann noch Tenorsaxofonistin bei der Reggaeband Soundition, mit der sie im Sommer auf zahlreichen Festivals unterwegs ist, spielt aushilfsweise in diversen Big Bands und ist als Ersatz momentan in der Rock’n’Roll-Band Just for Fun aktiv. Diese Mischung sei toll, weil es so nie langweilig werde. „Ich mag alles außer Schlager“, sagt Hagemann und lacht. Ihr Herz schlage aber nach wie vor besonders stark für den Jazz. „Überall ist Jazz drin. Die Gruppe Klingande ist gerade mit ,Jubel’ in den Charts, und da gibt es einen tollen Saxofonpart“, berichtet sie. Auch wenn es bisher beruflich gut läuft, hat Hagemann noch Wünsche für die Zukunft: „Alle Jazz-Konzerte der Welt besuchen zu können und mit meinen eigenen Kompositionen Erfolg zu haben.“ Geld spielt für die 27-Jährige dabei keine große Rolle. „Das ist nicht so mein Fokus. Es ist schön, wenn es reicht, keine Frage, aber bisher ist alles gut“, sagt die Musikerin. Noch nie habe sie bereut, beruflich diesen künstlerischen Weg eingeschlagen zu haben. „Wenn man auf der Bühne improvisiert und alles oder nichts passieren kann, bleibt die Welt für einen Moment stehen. Dann noch der Applaus – dafür lohnt es sich allemal, weiterzumachen.“

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