Frankenthal Mann gegen Mann auf dem Marktplatz

Ein Streit, der 2015 zwischen rivalisierenden türkischen Gruppen auf dem Mannheimer Marktplatz eskaliert ist, könnte ein Motiv für die Bluttat im Januar dieses Jahres vor dem Ostparkbad sein. Der wegen Mordes angeklagte 26 Jahre alte Türke und das Opfer seiner Messerstiche, ein 51-jähriger Landsmann, waren in die frühere Auseinandersetzung involviert.

Zu deren Hintergründen hat gestern vor Gericht eine Kriminalbeamtin ausgesagt. Dabei wurde beim inzwischen vierten Verhandlungstag des seit Oktober laufenden Mordprozesses klar: Warum es in Mannheim zu dem mit Schuss- und Stichwaffen ausgetragenen Streit gekommen ist, das weiß die Polizei bis heute nicht genau. Ein Erklärungsansatz: Der inzwischen verbotene Osmanen Germania BC – ein rockerähnlicher Club aus dem Raum Frankfurt – wollte offenbar seinen Einfluss auf das Türsteher-Milieu im Rhein-Neckar-Raum vergrößern. Auslöser des Streits war der Ermittlerin zufolge, dass ein Türke aus Mannheim sich dem kurz zuvor gegründeten Club anschließen wollte. Das wiederum stieß bei einem Discobesitzer auf wenig Gegenliebe: Er habe dem Landsmann verboten, die Farben der Osmanen in der Quadratestadt zu tragen. Bei einem zur Klärung der Rivalität vereinbarten Treffen am Rheinufer in Ludwigshafen im Februar 2015 soll der später in Frankenthal getötete 51-Jährige involviert gewesen sein – angeblich als Vermittler. Dem Urteil des Mannheimer Landgerichts zufolge soll er dabei nicht völlig neutral geblieben sein, sondern geraten haben, dem Discobesitzer „eine Abreibung zu verpassen“. So richtig zur Sache ging es einen Tag später, berichtete die Polizistin: Zum Treffen in einem Lokal am Marktplatz kam der Discobesitzer in Begleitung des heute wegen Mordes Angeklagten. Und traf auf eine größere Gruppe Osmanen. Nach Aussage von Beteiligten „zufällig“ vor Ort und nicht am Streit beteiligt: das spätere Opfer der Messerstiche vor dem Hallenbad. Es fielen Schüsse, Messer wurden gezogen. Der 26-jährige Angeklagte erlitt schwere Stichverletzungen. Dass er dieses Erlebnis auch drei Jahre später beim Aufeinandertreffen mit seinem Kontrahenten als gekränkte Ehre empfunden haben könnte, dafür sprachen die gestrigen Aussagen des Mannes vor dem Landgericht. „Ich wollte die Sache zuvor mit den Fäusten regeln, nur mit den Fäusten“, beteuerte er. Der unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfindende Prozess wird am 26. November, 10 Uhr, fortgesetzt.

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