Frankenthal Kunst statt Leerstand: Fuchsfrau im Schaufenster

 Fuchs oder Frau? „Fuchsfrau“ heißt diese Arbeit von Olga David, mit der sie ein kritisches Nachdenken über die Produktion und d
Fuchs oder Frau? »Fuchsfrau« heißt diese Arbeit von Olga David, mit der sie ein kritisches Nachdenken über die Produktion und den Kauf von Luxus-Pelzen anregen will.

Ein leerstehender Laden in der Fußgängerzone wird durch Nicoleta Steffan und ihre Aktion „Raum für Kunst“ zur Galerie auf Zeit. Etwa alle 14 Tage rückt ein anderer Künstler ins Schaufenster. Den Anfang macht die Kunstmalerin Olga David aus Landau. Die gebürtige Russin will in dem ehemaligen Juweliergeschäft ein Statement gegen Pelzmode setzen.

Nein, politisch engagiert im engeren Sinne sei sie nicht, sagt Olga David. „Ich reagiere auf Themen, die mich berühren.“ So war es auch, als die gebürtige Russin auf die Herstellung von Naturpelzen und die damit verbundene Tierquälerei in der Zucht aufmerksam wurde. Aus einem Bild, mit dem sie den Kampf von Tierschutzaktivisten und Pelzgegner unterstützen wollte, ist inzwischen eine Serie geworden, die möglichst noch in diesem Jahr in einer Einzelausstellung „Pelze und Häute“ zu sehen sein sollen. In den Bildern wolle sie eine Symbiose zwischen Mensch und Tier darstellen, im Sinne von „in Jemandes Haut stecken“. Zwei der Arbeiten zeigt die 53-Jährige nun im ehemaligen Juweliergeschäft Geiger in der Speyerer Straße 14 in Frankenthal.

David, geboren im Altai Gebirge im Grenzgebiet von Kasachstan, Russland, der Mongolei und China, ist damit Teil einer Aktion, mit der die Frankenthaler Organisatorin Nicoleta Steffan Künstlern in der Corona-Krise eine Plattform bieten will. Zugleich sollen durch die Kunst leerstehende – und seit dem Lockdown im November auch geschlossene – Geschäfte in der Innenstadt aufgewertet werden. Die Resonanz von Ausstellern, Geschäftsleuten und Passanten ist groß, einzig bei Eigentümern beißt Steffan oft auf Granit. Sie ließen oft lieber einen Laden leer stehen, als sich auf die Aktion einzulassen.

„Schwierig, Kunst zu zeigen“

Auch Olga David, die nach dem Diplom in Tafelmalerei an der staatlichen Kunstakademie in Rostow am Don, einer Außenstelle der renommierten Kunstakademie St. Petersburg, Malerei und Architektur studiert hat, ist von Steffans Initiative begeistert. „Es ist in dieser Zeit sehr schwierig, unsere Kunst zu zeigen“, sagt sie stellvertretend für viele Kollegen. Auch ihr seien in den zurückliegenden Monaten lange geplante Ausstellungen und Projekte abgesagt worden. „Die Kontakte zu anderen Künstlern, der Austausch, die Ideen fehlen.“

Auftragsarbeiten und Ausstattung als Einkommen

Finanziell habe sie die Krise kaum gespürt, sagt die Wahl-Landauerin. Ihr Geld verdient die freischaffende Künstlerin mit Auftragsarbeiten, die sie über soziale Medien und ihre Homepage offensiv mit dem Slogan „Ich bin kreativ für Dich“ bewirbt. Nach Fotos oder auch nach freien Wünschen der Kunden fertigt sie Porträts. Ehepaare, Kinder, alte Menschen, aber auch Haustiere bringt sie auf die Leinwand. Dabei könne sie im Prinzip in jeder gewünschten Technik arbeiten, von der Zeichnung bis zur Ölmalerei. Ihre Berufserfahrung als Architektin kann David bei der Ausstattung von Firmen- und Privaträumen nutzen. Für zwei größere Unternehmen in der Südpfalz hat sie beispielsweise Neubauten und Labore mit Kunst gestaltet. Dabei habe sie oft sehr freie Hand. „Diese Arbeit ist sehr spannend und auch gut bezahlt.“

Mit Merkel-Ikone eingeladen nach Nancy

David weiß, dass viele Künstler Auftragsarbeiten belächeln. Doch ihr sichert das Handwerk das Auskommen – und die Freiheit, sich daneben ihrer eigenen Kunst zu widmen. Der Mensch, im Porträt oder als Akt, steht auch dabei im Fokus. Inspiriert durch einen Ikonographiekurs entstand beispielsweise in den zurückliegenden Jahren eine Serie moderner Ikonen. In Jahrtausende alter Technik, mit Goldimitat auf einer Spanplatte, zeigt sie die deutsche Bundeskanzlerin in einer Art Triptychon eingerahmt von zwei Politiker-Kolleginnen im „Frauenkabinett“. Eine andere Arbeit stellt den Ex-US-Präsidenten Barack Obama, Russlands Regierungschef Vladimir Putin und Angela Merkel im typischen Gestus mit Gewand und Heiligenschein. Für David hat es eine Tragikomik, wenn die mystische Symbolik der Ikone auf gegenwärtige Politik prallt. Mit dem Merkel-Bild war David als eine von zehn Vertreterinnen des Berufsverbands Bildender Künstler (BBK) Karlsruhe eingeladen zu einer europäischen Ausstellung in Nancy (Frankreich). Auch diese Vernissage wurde in Pandemiezeiten verschoben. Und so bleibt im Moment das Schaufenster von Juwelier Geiger als Galerie.

Noch Fragen?

In loser Folge stellen wir Künstler vor, deren Arbeiten in den nächsten Wochen im Schaufenster in der Speyerer Straße 14 in Frankenthal zu sehen sind. Näheres zu der Aktion „Raum für Kunst“ steht im Internet unter www.steffanartkonzepte.de. Hintergrundinformationen zu Olga David und ihrer Arbeiten, die bis 19. Januar in Frankenthal gezeigt werden, findet man unter olga-david.de.

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Olga David ist ausgebildete Tafelmalerin und studierte in Russland Kunst und Architektur. Vor 25 Jahren kam sie nach Deutschland. Heute lebt sie in Landau.
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