Frankenthal „Konflikte nicht in die Stadt tragen“

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Nur wenige Besucher haben die Angebote zum Gespräch genutzt, die die Ahmadyya Muslim Jamaat Gemeinde (Hammstraße) und die Islamische Gemeinschaft Milli Görus (IGMG, Siemensstraße) am Montag beim bundesweiten Tag der Offenen Moschee gemacht haben.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde bezeichnet sich als Reformgemeinde. Rund 200 Mitglieder, vorwiegend Pakistani und einige Türken, seien hier vertreten, sagte Farad Ahmed. Die Gemeinschaft ist seit 1984 in Frankenthal; erst kürzlich war die Grundsteinlegung für die neue Moschee (wir berichteten). „Es ist schön, dass wir hier gut aufgenommen wurden und auch die Moschee bauen können. Wir hoffen, dass wir im Frühjahr 2017 damit beginnen können“, meinte Ahmed. Er sagte, dass Religion und Staat im Bewusstsein der Mitglieder strikt getrennt seien und man froh sei, in Deutschland leben zu dürfen. „Wir leben den wahren Islam, ohne Gewalt, und gehen auf Menschen zu, egal welcher Religion.“ So habe die Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde auch in vielen Städten Flüchtlingsbeauftragte, die Hilfe leisteten. Angesprochen auf die Lage in der Türkei und die Weigerung von Ditib, sich am Internationalen Fest in Frankenthal zu beteiligen, äußerte er Unverständnis. „Wir leben hier, und die Konflikte in einem anderen Land sollten nicht in die Stadt getragen werden“, meinte Ahmed. Es kamen sieben Besucher zum Offenen Tag, sie stellten Fragen zum Glauben, wie Ahmed sagte. Die sechs Besucher der IGMG interessierten sich besonders für die Finanzierung der Glaubensgemeinschaft und dafür, wie die Imame ausgebildet werden. Eigens angereist war Halil Yücebudak, Pressesprecher des IGMG Regionalverbands Rheinland-Pfalz. Er berichtete über Projekte, die weltweit durch die Gemeinschaft unterstützt würden, sei es beim Brunnenbau in Afrika oder der Ausbildung. Auch in Frankenthal würden Kinder bei den Hausaufgaben unterstützt und die Seelsorge für Muslime finanziell bezuschusst. Das Verhalten von Ditib kommentierte er so: „Das ist blinder Aktionismus, der durch Provokationen von Gülen-Anhängern gefördert wurde.“ Bei Milli Görüs werde auch in den Moscheen der Frieden propagiert, auf privates Verhalten habe die Gemeinschaft keinen Einfluss. Idare Nadir, Vorstandsmitglied der Gemeinschaft in Frankenthal, sagte, dass zwar viele Türken der hiesigen Gruppe angehörten, man aber für alle Nationalitäten offen sei. Derzeit gebe es hier 70 Mitglieder. „Wir sind offen für Gespräche und haben auch gute Kontakte zu den anderen muslimischen Gemeinschaften“, betonte Nadir. Er bedauerte, dass nicht mehr Deutsche den Weg ins Haus gefunden hätten, aber auch einige ausländische Mitbürger seien gekommen. |ma

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