Frankenthal KOMMENTAR: Der Zuschauer ist der Dumme

Kabel Deutschland sperrt dem gerade für Vorderpfälzer interessanten Nachbarsender Hessischer Rundfunk ab 10. Juni den Zugang zum analogen TV-Kabelnetz in der Region. Rausgeworfen wird auch das anspruchsvolle Programm BR-alpha. Stattdessen gibt’s künftig Shoppingfernsehen satt und einen RTL-Ableger. Allen offiziellen Marketingpa-rolen zum Trotz: Tatsächlich geht es hier erneut um Revanche an öffentlich-rechtlichen Sendern, mit denen einige Kabelnetzbetreiber im Streit liegen. Denn ARD und ZDF wollen nicht mehr dafür zahlen, dass ihre Inhalte im Kabel weiterverbreitet werden; zum 31. Dezember 2012 haben sie die Verträge über die sogenannten Einspeisegebühren gekündigt. Im Gegenzug werfen Netzbetreiber wie Kabel Deutschland nun Öffentlich-Rechtliche aus dem analogen Kabelnetz, in dem es nur begrenzt Sendeplätze gibt. Die Zuschauer werden nicht gefragt; sie sind die Dummen. In den Jahren ab 1984, als mit dem „medienpolitischen Urknall“ in Ludwigshafen Privat-TV und Kabelfernsehen in Deutschland starteten, war „Kabelverlegung“ noch Sache der Deutschen Bundespost. Damals erschien es vertretbar, die Sender an den Kosten für den Aufbau der Netze zu beteiligen. Diese Anlagen sind aber längst refinanziert. Sie befinden sich heute in den Händen privater Unternehmen, die mit den durchgeleiteten Inhalten gutes Geld verdienen. Und diese Inhalte sind von den Zuschauern bereits bezahlt: über Rundfunkbeiträge. Dass ARD und ZDF mit guten Gründen ein Ende der bisherigen Zwangsabgabe fordern, sehen auch die Gerichte so: Kabel Deutschland hat bereits Prozesse in Serie gegen die Öffentlich-Rechtlichen verloren. Es muss wohl aber erst eine Entscheidung höchster Instanz her, bevor endlich Einsicht einkehrt.

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