Frankenthal Klischees aufbrechen

„Die Mehrzahl von Glück“ heißt das Soloalbum von Mischa Marin. Am Sonntag, 27. Juli, 19.30 Uhr, kommt der ehemalige Sänger der christlichen Rockband Allee der Kosmonauten damit nach Frankenthal. Der aus Eisenberg stammende Marin lebt mit seiner Familie in Worms und gehört dort einer Freikirche an.

Die Band Allee der Kosmonauten, mit der Marin bekannt wurde, hat sich 2009 getrennt, vor zwei Jahren veröffentlichte der Sänger sein Soloalbum. „Wenn man so lange zusammen Musik macht, ist es normal, dass irgendwann die Vorstellungen verschieden werden“, sagt Marin. 1996 brachte er mit seiner Band – damals noch unter dem Namen Kyd Moses – mit „Kinder der Nacht“ die erste Single raus. Was folgte, war eine Erfolgsgeschichte. Die Musiker spielten im Vorprogramm von Nena, arbeiteten mit Herbert Grönemeyer zusammen und fingen an, christliche Musik zu machen. 2005 landeten Allee der Kosmonauten mit „Dein Lied“ sensationell auf dem dritten Platz beim deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contests. Die Band tourte durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, spielte im Aktuellen Sportstudio und rief Zeichen der Zeit ins Leben, ein Musik-Projekt, an dem viele namhafte Pop-Musiker teilnahmen. Yvonne Catterfeld oder Xavier Naidoo zum Beispiel. Deren bekanntester Song „Du bist nicht allein“ war 2003 wochenlang in den Top Ten der Charts. Mischa Marin erinnert sich gerne daran. Es war eine turbulente Zeit, die er verarbeiten musste. „Ich wollte den Kopf frei haben, meine Prioritäten herausfinden“, erzählt er. Und er wollte Zeit haben für neue Songs. Lieder, die auf seinem eigenen Album zu hören sind. „Als Solist kann man nochmal persönlicher, autobiografischer werden“, sagt Marin. Wie zum Beispiel in seinem Song „kostbar“, geschrieben für seine Tochter Mara. Höhen und Tiefen hat er ebenso musikalisch verarbeitet. „Eine Platte, auf der es auch um Krisen geht, ohne aber darin stecken zu bleiben“, beschreibt der Wahlwormser. Heute müsse jeder ein Gewinner sein. „Ich möchte auch von Zeiten erzählen, in denen nicht alles einfach war.“ Für Marin hat auch das etwas mit seinem Glauben zu tun. Für ihn ist klar: „Gott sieht unabhängig von Erfolg, Status und Geld den Wert eines Menschen.“ Jeder Mensch, die Natur, die Tiere, die Umwelt seien ihm wichtig. In seiner Musik will der Sänger das zum Ausdruck bringen. „Ich denke, dass die Leute mit Glauben und Gott leider viele falsche Dinge verbinden. Zum Teil kann ich das auch gut verstehen.“ Mischa Marin war früher selbst kein Christ. „Weil ich mir darunter immer einen komischen Verein vorgestellt habe.“ Marin wollte frei sein in seinem Leben. In einem Gottesdienst habe er zum Glauben gefunden. „Eigentlich wollte ich nur die Predigt mit logischen Argumenten widerlegen“, schildert Marin auf seiner Internetseite. Doch die Botschaft und das Miteinander in der Gemeinde hätten ihn nachhaltig beeindruckt. Heute ist er überzeugt: „Gott hat für jeden einen guten Plan.“ Der Sänger weiß natürlich auch: „Irgendwann ist das Leben vorbei.“ Der Tod und das was danach kommt – für viele ein Tabuthema. Marin wird nachdenklich: „Ich könnte vieles in meinem Leben nur schwer wegstecken, wenn ich nicht den festen Glauben hätte, dass es ein Danach gibt.“ Mischa Marin ist Kirchgänger und Mitglied der Freien Evangelischen Gemeinde in Worms. Er singt in Gottesdiensten oder bei religiösen Veranstaltungen wie der in Frankenthal. Zum Abschluss einer Veranstaltungsreihe haben Christliche Gemeinde und Freie Christengemeinde Marin eingeladen. Marins erste eigene Platte trägt den Titel „Die Mehrzahl von Glück“. Der Musiker geht darauf der Frage nach: „Wo fängt Glück an?“ – ohne eine eindeutige Antwort zu geben. Für Marin begann mit der Solokarriere ein neuer Lebensabschnitt. Mit seiner Musik will Marin aber bis heute hauptsächlich eines: „Klischees vom Christsein aufbrechen.“ (ssl/soj)

x