Frankenthal „Keinen Heimkomplex reindichten“

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Kein Heimsieg und trotzdem relativ souverän den Klassenverbleib gesichert, dazu noch die Freistellung von Trainer Fabian Rozwadowski: Für die ersten Herren der TG Frankenthal war die Saison in der Ersten Hallenhockey-Bundesliga alles andere als gewöhnlich. Im Interview zieht Nico Hahl, Abteilungsleiter Hockey bei der TG, Bilanz und skizziert die Anforderungen für den neuen Trainer.

Herr Hahl, ist Ihnen als passionierter Fasnachter in dieser Hallensaison gerade bei den Heimspielen der TG das Lachen manchmal vergangen?

Nö. Man muss die Erwartungshaltung sehen, mit der wir in die Runde gegangen sind. Manchmal hab’ ich mir vielleicht gedacht, jetzt hätte ich einen Grund zum Lachen. Zum Beispiel beim ersten Heimspiel gegen Frankfurt, als wir 4:1 vorne waren – und dann unentschieden gespielt haben. So war’s auch beim Spiel gegen Nürnberg. Woran lag’s in der eigenen Halle? Auswärts haben die Ergebnisse ja gestimmt. Wenn ich das wüsste. Diese Leistungsschwankungen waren absolut untypisch. Es waren genug Spieler dabei, die das alles schon mal mitgemacht haben – das Event eines Spiels am Freitagabend, dass das Fernsehen da ist. Ich führe es zurück auf die Ausgeglichenheit der Liga. Da war keine Mannschaft dabei, die man einfach mal so weghaut. Vielleicht haben sich die Spieler selbst ein bisschen zu viel Druck gemacht. Dann will man es in solch einer Situation zu gut machen. War das 7:7 im ersten Spiel beim Mannheimer HC trügerisch? Zielsetzung war von vorneherein ja der Klassenverbleib. Das muss auch immer die erste Zielsetzung sein für uns. So vermessen dürfen wir nicht sein, zu sagen, wir spielen gleich ums Viertelfinale mit. Klassenerhalt sichern, und dann schauen, was geht. Vielleicht hat der eine oder andere, auch im Umfeld, gedacht, da geht was. Je zwei Punkte gegen Frankfurt und Nürnberg liegen gelassen, dazu noch die Heimniederlage gegen München. Acht Zähler, mit denen das Viertelfinale erreicht worden wäre. Klar. Aber ich will da keinen Heimkomplex reindichten. Es war ungewöhnlich, dass wir zu Hause nicht so stark wie sonst aufgetreten sind. Wie ist mit ein paar Tagen Abstand die Gefühlslage? Enttäuscht übers verpasste Viertelfinale? Oder zufrieden, dass der Klassenverbleib gesichert wurde? Der erste Gedanke ist auf jeden Fall der, dass wir stolz drauf sein können, dass wir auch nächste Hallensaison Erste Bundesliga spielen. Dem verpassten Viertelfinale nachzuweinen? Ich denke, so nah dran waren wir gar nicht. Hätten wir das Nürnberg-Spiel gewonnen, hätten wir gegen den TSV Mannheim wirklich noch ein Endspiel gehabt. Die Chance wäre da gewesen. Wir haben uns da platziert, wo wir mindestens hin wollten. Dass das halt nicht früher funktioniert hat, liegt daran, da muss ich mich wiederholen, dass die Liga so ausgeglichen ist. Schade, dass es dann so ein deutliches Ergebnis beim TSV geworden ist. Ein großes Thema in dieser Hallenrunde war die Freistellung von Trainer Fabian Rozwadowski zum Jahreswechsel. Wie hat die Mannschaft das verarbeitet? Von den Ergebnissen her war kein großer Unterschied festzustellen. Was ich nach der Freistellung erlebt habe, auch im Training, war ein befreites Gefühl innerhalb der Mannschaft. Dass die Spieler wieder mehr Fokus auf den Sport legen. Ich hatte das Gefühl, dass mit Thomas Vicca mehr Zug, mehr Ruhe reingekommen ist. Ich hatte bei den Trainings ein gutes Gefühl. Wie geht es jetzt weiter? Am 16. April geht es für die TG in der Feldrunde gegen die Stuttgarter Kickers weiter. Wer trainiert die Mannschaft da? Das kann ich noch nicht abschließend sagen. Wir sind in Gesprächen mit möglichen Trainern, die aber auch wiederum woanders unter Vertrag stehen. Daher kann ich da keine Namen nennen. Suchen Sie wieder einen hauptamtlichen Coach? Im Moment favorisieren wir in der Abteilungsführung einen angestellten Trainer. Einer, der sich nur um die ersten Herren kümmert. Bekommt der Neue einen Co-Trainer an die Seite? Das ist der Plan. Ein Co-Trainer ist auf der Ebene mittlerweile vielleicht schon unverzichtbar. Einer allein kann einfach nicht alles sehen. Auch im Training sind manche Dinge dann einfacher. Soll der Assistent aus dem Verein kommen? So weit sind wir noch nicht. Wünschenswert wäre es. Ist ein Spielertrainer eine Option? Das funktioniert nicht mehr. Man kann auf dem Platz nicht sehen, was man von außen sieht. Die Zeit der Spielertrainer auf dem Niveau ist vorbei. Thomas Vicca macht’s aber nicht? Nein, der wird es nicht. Wann startet die Vorbereitung für die restliche Feldrunde? Wir machen vielleicht noch ein, zwei Wochen Pause. Dann geht’s mit Athletiktraining los. Acht Wochen Vorbereitung sollten reichen. Übernimmt da schon der neue Coach? Das wird schwer. Zur Not müssen wir erst mal ohne anfangen, auch die Mannschaft ist überzeugt, dass das geht. Was ist das Anforderungsprofil für den neuen Trainer? Erfahrung muss er haben. Es gibt auch junge Trainer, die schon viel erreicht haben. Aber, da sind wir uns einig in der Abteilung, Anfang/Mitte 30 sollte man schon sein. Vernetzt muss er sein, davon lebt die Hockey-Familie. Menschlich muss es natürlich passen. Ein Konzept muss da sein. Wir können beispielsweise keinen Top-Spieler wie Moritz Fürste verpflichten. Er muss mit jungen Spielern umgehen können und wissen, wie man diese Schritt für Schritt in den Kader führt. Wo soll er die TG mittel- und langfristig hinführen? Erste Liga in der Halle ist drin. Die soll er halten. Natürlich darf der Gedanke da sein, dass man es auch im Feld in die Erste Liga schafft. Aber finanziell ist das so ein gewaltiger Schritt, dass es schwer sein wird und nur langfristig erreichbar ist. Wie sieht es personell aus? Bleibt die Mannschaft zusammen? Stand jetzt ja. Ich denke auch, dass Spieler, die vor der Halle gegangen sind, wieder zurückkommen. Und dann muss sich der neue Trainer auch den Kader anschauen, ob alle Spieler gebraucht werden. Das muss man sehen. Sie haben schon die Finanzen angesprochen. Die Situation ist nicht einfacher geworden. Wahrlich nicht. Die Aufgaben, die wir uns stellen sind auch nicht kleiner geworden. Wir haben den Umbau des Platzes vor uns. Das ist kein Luxus, das muss gemacht werden. Die Sponsorenakquise muss weitergetrieben werden. Immerhin haben wir mit KSB Services einen unserer wichtigen Sponsoren verloren. Da sind wir auf der Suche, aber das ist nicht leicht, da etwas zu finden. Aber der Spielbetrieb geht normal weiter? Genau. Wann soll der neue Trainer präsentiert werden? Ich hoffe, dass wir im Februar eine Lösung finden. Wie sieht es mit dem neuen Kunstrasen aus? Der muss und wird kommen, aber wir haben immer noch nicht die endgültigen Zusagen aus den Fördertöpfen. Wir haben noch Zeit. Aber das ist die nächste Baustelle. (Archivfoto: Bolte)

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