Frankenthal „Kein Kavaliersdelikt“

Die für das Stadtgebiet, die vier Vororte sowie auf dem Land für Bobenheim-Roxheim und die Verbandsgemeinde Heßheim vorgelegte Verkehrsbilanz der Inspektion listet für 2013 insgesamt 2015 Unfälle auf, acht mehr als im Jahr davor, aber deutlich weniger als 2011 (2041). Rückläufig ist die Schadenshöhe durch die Unfälle: Sie liegt derzeit bei knapp 4,1 Millionen Euro. Dass es 2013 in Eppstein (39 Unfälle/2012: 27) und Studernheim (49/33) häufiger als im Vorjahr krachte, führen die Polizisten unter anderem auf den Bau der Lambsheimer Umgehungsstraße sowie die Sanierung der Brücke in der Hans-Kopp-Straße zurück. Dadurch sei das Verkehrsaufkommen in beiden Vororten stark gestiegen. Inspektionsleiter Heiko Arnd und der für den Verkehrsbereich zuständige Johann Rutta erläuterten die Zahlen aus dem Verkehrsbericht 2013 in einem Pressegespräch und lenkten in ihrer Analyse den Blick vor allem auf zwei Schwerpunkte, die sich die Frankenthaler Ordnungshüter für dieses Jahr vorgenommen haben. Zum einen soll es um die Unfälle mit Radfahrern gehen. Wie bereits ausführlich berichtet, ergab eine Studie der Polizei, dass jeder dritte Verletzte bei einem Unfall ein Radfahrer war. „Wir werden mit einer internen Arbeitsgruppe die Studie genau auswerten und daraus ein Konzept und Aktionen erarbeiten“, kündigt Arnd an. Ein zweiter Schwerpunkt werde das Thema Unfallfluchten sein. „Bei zirka jedem vierten Unfall flüchtet der Verursacher“, verdeutlicht der PI-Chef die Dimensionen. Die Aufklärungsquote in Frankenthal liege bei 43 Prozent. Das sei „ordentlich und im Landesdurchschnitt“. Dennoch wolle die Inspektion hier tätig werden – mit zwei Zielen: die Anzahl der Unfallfluchten reduzieren und bei der Aufklärungsquote „eine Schippe drauflegen“. Ins Visier rücken hier insbesondere die großen Parkplätze, etwa bei Supermärkten. Man wolle das Gespräch mit Betreibern suchen, so Rutta, denn durch die größer gewordenen Autos seien die Parkplätze mittlerweile oft zu eng und unübersichtlich. Hinzu komme das starke Verkehrsaufkommen durch die vielen Einkäufer. „Viele sind mit ihren Gedanken woanders, und schon rumpelt’s“, verdeutlicht Rutta. Im Gespräch mit der Stadt wolle er zudem erreichen, dass Parkbuchten entlang der Straßen baulich abgegrenzt werden, sodass hier beim Vorbeifahren keine Spiegel beschädigt werden könnten. Die beiden Polizisten präsentierten auch Zahlen zu ermittelten Unfallflüchtigen: Hier seien mit 35 (65 bis 74 Jahre) und 39 (über 75 Jahre) die Senioren überproportional vertreten im Feld der 241 aufgeklärten Unfallfluchten. Für viele Ältere seien die vielen Aufgaben beim Fahren einfach knifflig, meint Rutta. Manche hörten es auch gar nicht, wenn sich Autos beim Ein-/Ausparken berührten. Daher sei man hier auch auf Zeugen angewiesen: „33 Fälle konnten wir durch Hinweise klären.“ Rutta und Arnd geht es beim Thema Parkrempler vor allem darum, die Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren. Meist sei die Schadenssumme nicht hoch, oft sogar nur dreistellig. „Dennoch, es ist ein Schaden, der ordentlich zu regulieren ist. Eine Flucht ist dann kein Kavaliersdelikt mehr, sondern eine Straftat“, verdeutlicht Arnd. Daher sollen Aktionen auf Parkplätzen stattfinden. In jeder Dienstgruppe gebe es inzwischen Spezialisten fürs Thema Unfallfluchten, um hier die Aufklärungsquote zu erhöhen. (ax)

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