Frankenthal Hopfenbändiger, Malzversteher

Zweieinhalb Stunden Zwerchfellmassage mit Lebensweisheiten: Das Pfälzer Komikerduo Spitz und Stumpf gastierte am Samstag mit seinem neuen Programm „Kappeleien“ im Dorfgemeinschaftshaus in Gerolsheim und brachte den Saal zum Kochen.

Ausgangspunkt der komischen Geschichten: Die Welt der sozialen und digitalen Medien macht auch vor dem traditionellen Weingut Stumpf nicht halt. Dafür sorgt schon Friedel „the brain“ Consulter Spitz, der seinem Kumpel „Eicheen“ Stumpf, dem besten Konsumenten des eigenen Weines, wie immer mit ungebetenen Ratschlägen und hirnrissigen Ideen aus den chronischen Absatzschwierigkeiten helfen will. Eugen plagen schlimme Verfolgungs-Alpträume. Grund sind die Neuanschaffungen, die Friedel ihm aufgeschwatzt hat und deren Probelauf er gerade anleiert: Da wären die digitalisierten Rollos gegen das Ausbleichen der Uraltpolstermöbel, der XXL-Kühlschrank mit „I.C.E-Kruscher“, digital vernetzt mit einer noch teureren Armbanduhr. Das intelligente Kühlteil kann selbst Waren ordern, Eicheens geliebten Toast Hawaii zubereiten, denn „er weiß, was wilde Winzer wünschen“. Wäre da nur nicht der Friedel an den wichtigen Knöpfen. Der Vibrationsalarm des Armbandcomputers lässt ihn zum falschen Button zucken und den armen hungrigen Kumpel Stumpf unter dem Kühlschrankinhalt begraben. Aber frisch erholt gibt Eugen Stumpf in herrlich pfälzisch-krummem Hochdeutsch ein geniales Gedicht bei „Südpfalz Radio- und TV-Büchelberg zu Stumpfs Tierleben“ zum Besten, beginnend mit: „Oh Fliege, die da munter schmeißt und nichts von Tod und Ende weiß, der Esel und der Wurf, der mault, im Baum, da hängt ein Tier, das fault ...“ Kein Halten ist mehr im Zuschauerraum, denn hier folgten verbale Gags Schlag auf Schlag. Auch Friedel Spitz legte einen nicht minder genialen Soloauftritt hin, als er um das Ableben von Nachbar „Pok-Pok“ trauert, der eigentlich Peter hieß und ein Dibbelschisser war. Denn genervt von den Fahrzeugen, die den Gullideckel vor seinem Haus überfahren, füllt er sein Leben bald nur noch mit der Erfassung und Buchführung über die Anzahl der „Pok-Poks“ – bis zum dritten Herzinfarkt. Herrlich auch Friedels verhunztes Blind Date im „Grunzenden Eber“ oder Eugens Kampf mit der zuvor besungenen „Schmääßmick“. Die beiden Komiker haben ein wahres Feuerwerk von Sprachwitz in ihr neues Programm eingebaut, das die Zuschauer keine Minute ohne Lachen verschnaufen lässt. 20 Jahre sind Götz Valter alias Eugen Stumpf und Bernhard Weller alias Friedel Spitz nun schon in Sachen bühnenreifem Weinvertrieb unterwegs und sprühen immer noch vor Ideen. Wie die neue Kampagne, die das darbende Unternehmen endlich an die Spitze bringen soll: Ein neues Etikett muss her. Aber Eugens Supereinfall, seinen guten Tropfen „Cuvee Schnuffelpuffel“ zu nennen, will auch nicht so richtig zünden. Da hilft nur noch der neueste Einfall von „the brain“, das Weingut zu retten: Er hat Eicheen überredet, den Weinkeller aufzugeben und auf Bierproduktion umzustellen. Dass er dazu allerdings nur eine billige Limonadenfüllanlage auftreiben konnte, macht sie Sache nicht einfacher. Aber der wortstarke Consulter hat schon mit der Marke „Reel Palatinate Bastard Stout“ das „Kickoff“ für die Werbekampagne gestartet, führende Biervertreter eingeladen, die er mit markigen englischen Ausdrücken und einem auf Hippster getrimmten Eugen beeindrucken will. Der trinkt sich noch eifrig Mut für seinen Auftritt als „Hopfenbändiger und Malzversteher“ an – aber das kann, wie erwartet, nur schiefgehen.

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