Frankenthal Himmel und Erde

Wo Schiller drauf steht, muss nicht immer nur Schiller drin sein, dachte man sich beim Heimatkundlichen Arbeitskreis in Oggersheim und spendierte dem Ludwigshafener Maler Günther Meck im Schillerhaus eine kleine Ausstellung. Wände und Vitrinen sind nun mit farbstarker Malerei besetzt.

Aktueller Anlass ist das vom Bundesverband Bildender Künstler (BBK) alle drei Jahre auf den Weg gebrachte deutschlandweite Ausstellungsprojekt „Zeitgleich – Zeitzeichen“, das in diesem Jahr gleich an 49 Orten zwischen Bad Nauheim und Zittau stattfindet. Günther Meck liebt die Farben und die Farben lieben hin. Es war also kein falsches Versprechen, den fast 80-jährigen Maler zum Heimspiel ins Schillerhaus nach Oggersheim zu bitten. Freilich gibt es keinen direkten Bezug zum Klassiker Schiller, aber die Ausstellung wirkt wie eine belebende Farb- und Formspritze, denn nebst den kräftig-flächig gesetzten Farben sind es die Zeichen und Symbole, die Günther Mecks Bilder auf eine wundersame Weise bevölkern. Das Wort „bevölkern“ ist in diesem Fall fast wörtlich zu nehmen. Wenn wir hier zum Beispiel ein Quadrat oder einen Kreis sehen, ist dieses Quadrat nicht nur ein Quadrat und dieser Kreis nicht nur ein Kreis. Hier steht die geometrische Form für die unterschiedlichsten Deutungen zwischen Himmel und Erde und die Durchmischung der Mythen vieler Völker. Dies alles wird gesehen durch das Temperament eines Künstlers, der zwar in Ludwigshafen lebt und arbeitet, sich aber immer wieder in den nicht europäischen Kulturen der Welt umgetan hat. Auch ausgestellt hat er in diesen Ländern, die biografische Notiz nennt außer Europa (was eigentlich selbstverständlich ist) Beteiligungen an Gruppenausstellungen in Ägypten, Syrien, Marokko und der Türkei. Natürlich ist da manches hängengeblieben und hat sich auf das Vorteilhafteste mit dem europäischen kulturellen Erbe vermischt. Ist es falsch, oder wäre es übertrieben, diese ungerahmt und lose von der Wand hängenden Bildwerke als Günther Mecks fliegende Teppiche zu bezeichnen? Ihnen in ihrer vermeintlichen Unbekümmertheit ein beträchtliches Quantum an orientalischem Charme zuzusprechen, wozu zwingend auch die in den Vitrinen ausgelegten Arbeiten auf locker gerissenem und bemaltem Pappkarton gehören. Manchmal denkt man an den Italiener Giorgio Griffa, der mit einer vergleichbaren Nonchalance mit Kulturen und ihren Zeichen umgegangen ist. Das ist keine schlechte Gesellschaft für einen Künstler und Mitbürger, dessen Position als Maler, Hochschullehrer und Mitglied von Künstlerverbänden in der Region seit Jahrzehnten gefestigt ist. Günther Meck, dieser Wanderer zwischen rationaler Durchdringung und intuitiver Setzung, bringt jeden Ausstellungsort zum Leuchten, wie jetzt auch das Schillerhaus zwischen den Spolien unseres guten Friedrich Schiller, der, wie wir wissen, von der Kunst leider blutwenig verstanden hat.

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