Frankenthal Gespenster und Gangster

Eine Uraufführung gab es am Mittwoch mit der „Gespenstersonate“ von Johannes Michel in der Frankenthaler Zwölf-Apostel-Kirche. Die Bläserklassen von Gymnasien und Realschulen plus feierten in ihrem vierten Großen Bläserkonzert auch zehn Jahren Kooperation mit der Städtischen Musikschule.

Das jüngste Stück des Konzertabends war die „Gespenstersonate“, zu deren Uraufführung der Mannheimer Professor Michel nach Frankenthal gekommen war. Er hat das Werk für die Bläserklasse sechs des Albert-Einstein-Gymnasiums komponiert. Kein leichtes Unterfangen für einen Künstler, der gewohnt ist, seiner Intuition zu folgen und keine Rücksichten auf den Ausbildungsstand der Ausführenden nehmen zu müssen. Doch Komponist und Bläserklasse bewältigten ihre Aufgabe mit Bravour. Neben düsteren Sequenzen in dramatischer Melodik gibt es schöne akkordische Passagen und viele, das Gespenstersujet unterstreichende Effekte. Tonlos durch die Instrumente geblasene Luft, klappern mit den Klappen der Instrumente und hier und da ein geheimnisvolles Murmeln und Lachen unterstreichen die „furchterregende“ Szene auf originelle Weise. Die Leiterin des Ensembles, Gabriele Knaus-Thoma, und die jungen Musiker haben mit viel Engagement und Einfühlungsvermögen der Komposition den Lebensatem eingehaucht. Spaß hatten auch die Schüler der Bläserklasse sechs der Schiller-Realschule plus unter der Leitung von Jürgens Rings an Michael Sweeneys „Jus’ Plain Blues“, einem rockigen Titel mit schönem Groove. Zuvor zeigten sie sich auch auf traditionellen Pfaden trittfest bei Edgar Elgars „Pomp and Circumstance“ und „Farandole“ von George Bizet. In der Waldorfpädagogik lernt jeder Schüler ein Instrument, aber reine Bläserklassen gibt es nicht. Die Ensembles bestehen aus Bläsern und Streichern. Die Oberstufe legte ein beeindruckendes Zeugnis ihres künstlerischen Schaffens ab. „Game of Thrones“, die Titelmelodie der Fantasy-TV-Serie kam wie eine dramatische Prozession fremder Mächte daher. Der Bolerorhythmus gibt dem Strom fantastischer Bilder einen getragenen, aber unbeirrbaren Vorwärtsdrang. Bei „Irish Market“ wechselte Dirigent Tobias Volz-Wagner vom Taktstock zum Fagott. Der Klang versetzt das Publikum bei dem Werk von Patrick Huck in die wild-romantische Szenerie eines irischen Markts. Flöten und Streicher vertonen den Kontrast von flirrender Leichtigkeit und rauer, tief verwurzelter Tradition. Das in einwandfreier Intonation und Ausgewogenheit der Stimmen vorgetragene Werk war zweifellos der musikalische Höhepunkt des Konzerts. Glücklich sei er, dass der Altersdurchschnitt des Sinfonischen Blasorchesters der Musikschule, der ehemaligen Stadtkapelle, kräftig gesenkt werden konnte, bekennt deren musikalische Leiter Egbert Lewark. Er hoffe, bald ein Jugendensemble gründen zu können. Mit der „Hymne der Brüderlichkeit“ von Egbert van Groningen und James Horners „Die Legende des Zorro“ bot das Orchester einen Einblick in sein anspruchsvolles Repertoire. Leider bot das durch die Reihen gereichte Stimmgerät keine Garantie für eine gute Intonation. Nichtsdestotrotz begeisterte die von Klatschen eingeleitete, in spanisch-mexikanischer Folkloristik schwelgende Filmmelodie das Publikum. Einen jazzigen Schlusspunkt setzte die Big Band der Musikschule unter Leitung von Frank Olbert. Fetzig ging es bei „Shakedown“ aus dem Beverly- Hills-Cop-II-Soundtrack zur Sache. Der getragene Jazz-Klassiker „Stolen Moments“ von Oliver Nelson mit einem markigen Solo der Altsaxofonistin Jana Ballwehr gab den perfekten Schlussakkord für das gut besuchte Konzert. Die Kooperation in Sachen Bläserklassen sei eine zehnjährige Erfolgsgeschichte, von der bisher gut 500 Kinder profitiert hätten, so Musikschulleiter Hans-Jürgen Thoma. Und auch die Konzertbesucher am Mittwoch können getrost zu den Nutznießern der Zusammenarbeit gezählt werden.

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