Frankenthal Frankfurter Feuerwerk
Mit der Neuen Philharmonie Frankfurt voller Schwung ins neue Jahr zu starten, hat in Frankenthal schon Tradition. Das renommierte Cross-over-Orchester zündete bei seinem fünften Gastspiel am Dienstagabend im nahezu voll besetzten großen Saal des Congress-Forums ein musikalisches Feuerwerk.
Wer bei seinem Neujahrskonzert die unsterblichen Melodien von Johann Strauß im Programm hat, kann eigentlich nichts falsch machen. Und schon gar nicht, wenn mit der mitreißend interpretierten „Fledermaus“-Ouvertüre prickelnde Champagnerlaune versprüht wird. Die fast 50 Philharmoniker präsentierten sich in allen Instrumentengruppen bestens disponiert, entwickelten unter dem wohltuend sachlichen und allürenfreien Dirigat von Jens Troester ein feines Gespür für die dynamischen Reize des Werkes und meisterten die mitunter rasanten Temposteigerungen mit Bravour und ansteckender Spielfreude. Schier atemlos ging die Reise mit der Schnellpolka „Eljen a Magyar“ weiter nach Ungarn, der Heimat des feurigen Csdardas, jener Paradenummer der Rosalinde aus der „Fledermaus“, die bei der österreichischen Sopranistin Nina Bernsteiner selbst in den schwierigen Koloraturen gut aufgehoben war. Stimmlich nicht ganz auf der Höhe war dagegen der junge spanische Tenor Daniel Arnaldos bei der neapolitanischen Tarantella „La Danza“ von Gioachino Rossini. Dessen weniger bekanntem Landsmann Amilcare Ponchielli gelang mit dem „Tanz der Stunden“ ein Meisterwerk klassischer Ballettmusik – von den Frankfurtern ebenso einfühlsam und hinreißend musiziert wie der große Strauß-Walzer „Accelerationen“, im Jahre 1860 für den Wiener Technikerball komponiert. Optisch aufgewertet wurde das Werk durch das Ludwigshafener Turniertanzpaar Kim und Christian Weber, das mit raumgreifenden Schritten im Dreivierteltakt über die Bühne wirbelte. Stammgäste des Neujahrskonzerts vermissten die launig-informative Moderation von Ralph Philipp Ziegler. Der künstlerische Leiter hat sich von der Philharmonie Frankfurt getrennt und in Offenbach ein neues Orchester gegründet. So kam es, dass Dirigent Jens Troester diesmal auch für die Wortbeiträge verantwortlich war. Den Tango, der nach der Pause nach Argentinien entführte, definierte er als „vertikalen Ausdruck eines horizontalen Lebensgefühls“, um dann zu bekennen, nicht tanzen zu können. Die ganze Bandbreite zwischen brennender Leidenschaft und Weltschmerz bediente das Orchester bei den Tangorhythmen von Astor Piazzolla – überdies auch für Konzertmeister Ralf Hübner ein dankbares Terrain, sich solistisch auszuzeichnen. „I Could Have Danced All Night“ sang Nina Bernsteiner als „Lady in Red“, um anschließend zusammen mit ihrem Tenorpartner voller Inbrunst in den siebenten Himmel der Liebe zu tanzen. Als die absolute Krönung erklangen die herrlichen, an die legendäre K.-u.-k.-Monarchie erinnernden Melodien des Kaiserwalzers von Johann Strauß. Was will man da noch draufsetzen? Kein Problem, die „tausend kleinen Engel“ aus Emmerich Kálmans „Csardasfürstin“ – im Duett ein wahrlich himmlischer Genuss, der so manchen Operettenfreund im Saal zum Mitsummen animierte. Dann fehlte eigentlich nur noch der Radetzkymarsch als Rausschmeißer zum Mitklatschen. Besser hätte das neue Jahr in Frankenthals Kulturtempel wohl kaum beginnen können.