Frankenthal Frankenthaler Ampel-Chronik

Die erste elektromechanische Ampel nach dem „System Heuer“ geht an der Polizeidirektion (Friedrich-Ebert-Straße/Mörscher Straße/Wormser Straße) in den Probebetrieb. Zeiger drehen sich auf den Signalscheiben langsam durch rote Felder – das heißt Stopp – und grüne Felder; dann ist Fahren oder Gehen erlaubt. „Unerfreulich“ nennt die RHEINPFALZ das Fazit des Auftakts: Die meisten Frankenthaler ignorieren den ungewohnten Anzeiger einfach. Zu den Werbemitteln des Herstellers Heuer-Hammer gehört ein psychologisches Gutachten der Universität Bonn: Demnach sollen langsam kreisende Zeiger bei Verkehrsteilnehmern nur wenig Stress verursachen, „während das System Rot-Gelb-Grün der Lichtsignalampeln zu erheblicher, wenn auch unbewusst bleibender seelischer und körperlicher Beanspruchung führt“. In den ersten Monaten kommt es an den Heuer-Ampeln aber zu „zahlreichend Missverständnissen“, wie die RHEINPFALZ feststellt; oft würden die 4,50 Meter hoch aufgehängten Anzeiger von ortsfremden Verkehrsteilnehmern übersehen. Die Heuer-Ampel an der Polizeidirektion wird abgebaut und durch eine moderne Lichtsignal-Ampel mit den Anzeigephasen Rot-Gelb-Grün ersetzt. Im August 1965 wird auch die Anlage am Rathausplatz ausgewechselt. Ab Dezember 1965 gibt es auf der B 9 durch die Innenstadt (Speyerer/Wormser Straße) die erste „grüne Welle“. Erst ab 1977, mit der Eröffnung des ersten Abschnitts der Fußgängerzone, wird der Verkehr um die Innenstadt herumgeführt. Im Keller der Pestalozzi-Schule geht die erste zentrale Ampelsteuerungsanlage der Stadt in Betrieb, gebaut von dem Unternehmen Standard Elektrik Lorenz (SEL). Kosten einschließlich Kabel: 246.000 DM (126.000 Euro). Seit 1963 habe Frankenthal 1,1 Millionen DM (gut 562.000 Euro) in Verkehrsleittechnik investiert, sagt Bürgermeister Heinz Josef Doetsch (SPD). In den letzten fünf Jahren sei die Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge in der Stadt um 55 Prozent gestiegen: von 8100 auf 12.500. Zum Vergleich: Ende 2013 sind es 31.717. Oberbürgermeister Günther Kahlberg (CDU) nimmt den zentralen Verkehrsrechner VSR 16R30P in Betrieb. Laut Hersteller Siemens ist die Anlage „die modernste ihrer Art und bislang einzigartig“ in der Bundesrepublik. Vom Betriebshof aus werden Ampeln an 20 Kreuzungen und sechs Fußgängerüberwegen gesteuert. 2,4 Millionen DM (gut 1,2 Millionen Euro) sind investiert worden. (spi)

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