Frankenthal Frankenthal: Die Steine des Anstoßes

Oberbürgermeister Martin Hebich findet, dass Parken entlang des Carl-Bosch-Rings „kein himmelschreiendes Unrecht“ darstellt. Die
Oberbürgermeister Martin Hebich findet, dass Parken entlang des Carl-Bosch-Rings »kein himmelschreiendes Unrecht« darstellt. Die Anwohner sind da anderer Meinung.

Wie sie hingekommen sind und wer sie dort hingebracht hat, das war bis gestern ein großes Rätsel. Irgendwann waren sie da: 20 Granitfindlinge auf dem Grünstreifen entlang des Carl-Bosch-Rings am Haltepunkt Süd. Dort platziert hat sie eine BASF-Tochter. Oberbürgermeister Martin Hebich hatte im Planungsausschuss am Mittwoch Anwohner verdächtigt, Urheber der Steinreihe zu sein.

Die „in Frage kommenden Abteilungen“ bei der Stadt waren es nicht. Die Straßenverkehrsbehörde war es nicht. Aber wer könnte die zentnerschweren Gesteinsbrocken herbeigeschafft oder deren Transport zumindest veranlasst haben? Mit der Schubkarre dürften die Granitfindlinge – 20 an der Zahl – wohl kaum zu bewegen sein. Für die Verwaltung und ihren Boss, Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU), lag der Grund für das plötzliche Auftauchen der Steine am Carl-Bosch-Ring zumindest bis Mittwochabend auf der Hand: „Die Findlinge wurden unseres Erachtens ... bewusst so gelegt, um das Parken auf dem Grünstreifen zu verhindern“, steht in der Sitzungsvorlage für den Planungs- und Umweltausschuss. Das Abstellen von Fahrzeugen ist auf dem zwischen 1,60 und 1,90 Meter breiten Geländestück ausweislich eines im vergangenen September aufgestellten Schildes verboten. Immer wieder habe es seit Eröffnung des Bahnhaltepunkts Beschwerden von Anwohnern gegeben, dass Bahnkunden ihre Autos dort kreuz und quer parkten. „Diese angebliche Wildparkerei haben wir leider nur nie gefunden, wenn wir nachgeschaut haben“, sagte der OB in der Ausschusssitzung.

"Dreiste Anwohner im Verdacht"

Er habe „dreiste Anwohner“ im Verdacht, für die Aktion mit den Findlingen verantwortlich zu sein, schimpfte Hebich, nachweisen könne er das zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings nicht. Die Begeisterung des Stadtoberhaupts hält sich aus mehrerlei Gründen in deutlichen Grenzen: Die Steine erschwerten die Pflege der Rasenfläche. Wenn jemand die Tür seines Autos zum Aussteigen öffne und gegen einen der Steine stoße, drohten Kratzer und Dellen. „Da könnten wir dann haftbar gemacht werden“, befürchtet Hebich. Deshalb sieht der Oberbürgermeister nur eine Möglichkeit: den schnellstmöglichen Abtransport der Steine und deren Einlagerung auf städtischem Gelände. „Wo kommen wir denn hin, wenn jeder seine Wackersteine irgendwo hinschmeißt?“, fragte Hebich in die Runde der Ausschussmitglieder. Die Kosten für das Entfernen der Granitfindlinge bezifferte der OB mit rund 2000 Euro. Gelinge es, den Urheber der Aktion ausfindig zu machen, werde diesem die Rechnung präsentiert. Auch rechtliche Schritte seien denkbar.

BASF-Tochter: Mit Stadt im Austausch

Tatsächlich ist es so, dass nicht etwa „dreiste Anwohner“ am Werk waren, sondern die BASF-Tochter Wohnen + Bauen GmbH. Sie ist in der Carl-Bosch-Siedlung nicht nur Vermieterin, sie agiert im Auftrag von Wohnungseigentümergemeinschaften auch als Verwalter. Und in dieser Eigenschaft hat Wohnen + Bauen einer Sprecherin zufolge den Auftrag bekommen, die „Wackersteine“ auszulegen – in der Überzeugung, der Grünstreifen gehöre dem Kunden und nicht der Stadt. Es werde deshalb einen Ortstermin geben. „Wir sind mit der Stadt im Austausch“, so die Sprecherin gestern auf RHEINPFALZ-Anfrage. Dieser Stand war wohl offenbar in der Ausschusssitzung noch nicht bekannt. Martin Hebich wandte sich dort unter anderem auch gegen ein generelles Halteverbot im Carl-Bosch-Ring: „Dass auf einer Straße dieser Breite auf beiden Seiten geparkt wird, halte ich nicht für himmelschreiendes Unrecht.“ Dies trage im Gegenteil sogar dazu bei, dass Tempo 30 auch eingehalten werde. Alis Hoppenrath (SPD) und David Schwarzendahl (Linke) wiesen darauf hin, dass die Steine eine Gefahr etwa für Zweiradfahrer oder für Kinder auf dem Schulweg darstellen könnten. Anne Gauch (Grüne/Offene Liste) warb dafür, noch ein bisschen mit dem Abtransport zu warten, bevor dafür 2000 Euro ausgegeben würden. Hugo Campidelli (CDU) sah das Ganze eher humoristisch: „Immerhin ist die Stadt ja dadurch jetzt steinreich ...“

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