Frankenthal Flinker Mops, imposante Dogge

Riesen und Zwerge auf vier Pfoten sind am Wochenende beim Hunderennen des Hundesportvereins (HSV) Frankenthal in der Mahlastraße angetreten. Ob 90-Kilo-Dogge Luke oder der grazile Vierpfünder Chihuahua Micky: Alle 65 tierischen Teilnehmer gaben trotz Dauerregens am Montag ihr Bestes. Ein Spektakel mit bewegenden und komischen Hundegeschichten.

Die erste Hundedame am Start ist Matilda, die als einziger Mops im Teilnehmerfeld ihre Rasse würdig vertritt. Sie straft das Klischee des kurzatmigen, quadratischen und faulen Mopses Lügen: Matilda wird am Ende der dreistündigen Veranstaltung einen Siegerpokal in der Klasse der Kleinhunde kassieren. Und eine Tüte voller Leckerbissen mit einem getrocknetem Schweineohr, das doppelt so groß ist wie ihr Kopf. Beim Anblick der drahtigen Vierjährigen ist es kaum vorstellbar, dass sie vor einem Jahr noch 18 Kilogramm wog. „Wir haben sie damals über eine Tierschutzorganisation aus einer Tötungsstation in der Slowakei gerettet“, erzählt Matildas Frauchen Nathalie Bochinski. In ihrer neuen Ludwigshafener Heimat speckte die Mopsdame ganze neun Kilo ab. Sie ist nicht nur ein Paradebeispiel dafür, dass gesunde Ernährung und Bewegung die beste Diät für den treusten Gefährten des Menschen ist: „Manche Leute scheuen sich, Hunde, die schlecht behandelt wurden, aufzunehmen“, meint Bochinski. „Aus Angst, dass die traumatisierten Tiere Unarten haben, die sie nicht ablegen, etwa kläffen und beißen.“ Sie habe die Erfahrung gemacht, dass ein stabiles Zuhause Wunder bewirke. Fräulein Smilla, Amadeus, Kobold – die pelzigen Teilnehmer des Hunderennens tragen teilweise ungewöhnliche Namen. Und jeder Hund zeigt andere Eigenarten, wenn es zum Rennen über 50 Meter Distanz in zwei Durchgängen geht. Die einen traben manierlich neben Herrchen oder Frauchen zum Start. Andere, wie der zehn Monate alte Collie-Shepherd-Pudel-Mix Luna, wollen lieber Fangen spielen. Sie büxt ihrem Herrchen aus und zeigt ihm und den HSV-Helfern unter dem Gelächter des Publikums die lange Nase, als sie wieder eingefangen werden soll. Ihre Namensvetterin startet zwar vorschriftsmäßig, doch Luna Nummer zwei wählt für sich eine eigene Rennstrecke. Sie bevorzugt die Strecke neben dem mit blauen Zäunen abgesteckten Terrain. Unter respektvollem Beifall betritt Levi den 5000 Quadratmeter großen Hundesportplatz. Obwohl der Rüde blind ist, tastet er sich bereitwillig durch die Wettkampfstrecke, lediglich geführt durch die akustischen Signale seiner Besitzerin. Zwar kostet das wertvolle Sekunden, doch auch der langsame Levi wird von der Jury zum Schluss einen Pokal bekommen, der ihn als Teilnehmer mit Handicap wie bei den Paralympics würdigt. Ein Hingucker für viele Gäste ist Luke. Die knapp einen Meter Schulterhöhe messende Deutsche Dogge der Havensteins aus Mannheim trägt den Namen des Jedi-Ritters Luke Skywalker aus der Star-Wars-Saga zu Recht: Majestätisch bettet Luke seinen imposanten Schädel auf dem Geländer der Vereinsgaststätte, das andere Hunde nur auf den Hinterbeinen erklimmen können, und verfolgt aufmerksam die Läufe der Konkurrenz. Sportlich interessant ist der Lauf von Cobra, bei ihr ist der Name der schnellen Giftnatter Programm: Die siebenjährige schwarz-braune Malinois-Hündin aus Oppau erringt beim Hunderennen den Tagessieg. Für sie sei der Hundesport auf hohem Niveau nichts Neues, erzählt Herrchen Denis Wesel. „Cobra hat schon sechs Titel bei deutschen Meisterschaften gewonnen.“ Der Dauerregen sei für die Hunde beim Rennen nicht hinderlich, „die kommen trotzdem auf ihr Tempo.“ Durch die Trockenheit der vergangenen Tage sei der Boden nicht aufgeweicht. „Das ist wichtig, damit die Hunde genügend Halt haben.“ Für den Vorsitzenden des HSV, Thomas Böhl, ist die rege Teilnahme trotz Regens erfreulich, erstaunlich ist sie aber nicht: „Unter Hundehaltern gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Schließlich müssen die Tiere bei jedem Wetter raus.“ Das Hunderennen markiert im Verein eine Zeitenwende: Der HSV fusioniert mit dem 2011 gegründeten Verein Hund und Sport (HuS) Mannheim. Die Hundefreunde aus der Quadratestadt zählen bundesweit zu den erfolgreichsten Vertretern im Hundesport und haben sich Ende April wegen räumlicher Engpässe den Frankenthalern angeschlossen. „Als Willkommensgeschenk für die neuen Mitglieder aus Mannheim bekommt unser Verein ihren Namen und wird künftig Hund und Sport Frankenthal heißen“, sagt Thomas Böhl. Die Anträge für die Umbenennung liefen derzeit, bereits der nächste Wettkampf am 3. Juni ab 12 Uhr soll auf dem Vereinsgelände in der Mahlastraße 101 unter dem neuen Vereinsnamen HuS Frankenthal stattfinden. Dann laden die Hundefreunde zur CSC-Challenge (Combinations-Speed-Cup) ein – einem kombinierten Geschwindigkeits-Rennen, bei dem Teams nach dem Staffelprinzip ihre Tiere über Slalomparcours, Hindernisse und durch Tunnel schicken. Durch den Zusammenschluss mit den 45 Mannheimern wächst der bislang rund 100 Mitglieder zählende Verein um knapp 50 Prozent. Neue Mitstreiter kann der Frankenthaler Hundesportverein sehr gut gebrauchen, vor 20 Jahren zählte der 1951 gegründete HSV nach Aussage Böhls noch 400 Mitglieder. Den Mitgliederschwund begründet er unter anderem damit, dass die Bereitschaft, sich intensiv mit dem Hund zu beschäftigen, unter den Besitzern gesunken sei. „Aber Hunde brauchen intensive Herausforderungen“, wirbt er für neue Mitglieder. „Und unser Verein ist kompetenter Ansprechpartner für alle Belange rund um den Hund, seien es Fragen zur Erziehung, Gesundheit oder Ernährung.“ Noch Fragen? Mehr Informationen zum Verein gibt es auf der neuen Homepage unter der Adresse www.hundundsport.com.

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