Frankenthal Filmmusik und eine echte Entdeckung
Studenten der Hornklasse von Peter Arnold an der Mannheimer Musikhochschule zeigten am Freitag im Konzertsaal der Frankenthaler Musikschule ihr Können – einzeln, als Quartett und als Palatina Hornensemble zu neunt. Die immer gleiche Klanglichkeit des großen Ensembles ermüdete etwas. Ganz vorzüglich aber waren die Leistungen der Einzelspieler und der beiden Pianistinnen Sayun Choi und Seung-Yeon Jean.
Das Programm wurde umrahmt von zwei kurzen Kompositionen Peter Arnolds, dem „Glottertaler Hornruf“ und dem „Staufener Hornsignal“, jeweils für neun Hörner, in denen völlige klangliche Ausgewogenheit, rhythmische Übereinstimmung und feine Differenzierung der großen Lautstärkenskala zu bewundern waren. Im ersten Teil des Programms folgten dann zahlreiche Einzelsätze von zum Teil nur wenig bekannten Komponisten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wieder einmal bestätigte sich die nicht nur von Hornisten beklagte Tatsache, dass zwischen Mozart und Hindemith wertvolle Kompositionen für Horn äußerst dünn gesät sind. Allerdings boten die Stücke den Spielern Gelegenheit, ihre in jeder Hinsicht souveräne Beherrschung des doch so heiklen Instrumentes zu zeigen. Das Zusammenspiel mit der jeweiligen Klavierbegleiterin war immer perfekt; durch kleine und kleinste Tempomodifikationen, durch feine Schattierungen der Lautstärken ließen sich selbst so schwache Kompositionen wie ein „Lied ohne Worte“ von Oscar Franz oder eine „Rêverie“ von Alexander Glasunov wahrhaft „veredeln“. Zwei Werke hoben sich in ihrer Qualität positiv ab: Camille Saint-Saëns’ Romance op. 36, die von Lin Zeng weich, ausdrucksvoll, dabei mit großem Ernst, ansatz- und intonationssicher geblasen wurde, und bei der Sayun Choi am Klavier ebenfalls sehr ausdrucksvoll und farbig spielend eine gleichwertige Partnerin war. Auch im „Chant corse“ von Henri Tomasi trug die Pianistin Seung-Yeon Jean durch ihr klanglich raffiniertes Spiel viel zur Wirkung des kurzen, aber interessanten Stückes bei. Die junge Hornistin Annika Lang, die gerade mit einem ersten Preis vom Bundeswettbewerb Jugend musiziert zurückgekommen war, bot es anrührend schlicht und fast makellos dar. Mitten in der Vielfalt der Solostücke erklang eine echte Entdeckung: ein meisterhaftes, bisweilen geradezu spannendes dreisätziges Quartett op. 38 (wie zu erwarten in B-Dur) des völlig unbekannten Constantin Ho-milius (1813-1902) – nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter, dem barocken Kirchenkomponisten Gottfried Homilius. Mit seiner reichen Harmonik und geschickten Modulationen auf engstem Raum steht Homilius hier der Klangwelt seines berühmten Jahrgangsgenossen Richard Wagner nicht fern. Hinzu kommt eine abwechslungsreiche Satztechnik, die an den sogenannten „durchbrochenen Satz“ der klassischen Streichquartette erinnert. All dies präsentierten die vier Spieler (Lin Zeng, Tzung-Chi Fu, Nozomi Imai und Christian Haag) in makelloser Quartettkultur, mit packender Dynamik, behutsamer Agogik und einer kaum glaublichen Sicherheit der Intonation. Der zweite Teil des Konzertabends brachte Filmmusik in Arrangements für Hornensemble. Der Kontrast zu den vorhergegangenen seriösen Kompositionen war enorm; die neun Hornisten widmeten sich diesen Stücken, die ohne die zugehörigen Filmszenen einander meist sehr ähnelten, dennoch mit gleicher Hingabe. Es gab begeisterten Beifall.