Frankenthal Digitaltag: Virtuelle Welten und praktische Fragen

Wie Buch und Tablet zusammen genutzt werden können, zeigt Medienpädagogin Dorle Voigt.
Wie Buch und Tablet zusammen genutzt werden können, zeigt Medienpädagogin Dorle Voigt.

In die virtuelle oder erweiterte Realität einzutauchen, war beim Digitaltag in der Stadtbücherei am Freitag insbesondere für die jüngeren Besucher ein faszinierendes Erlebnis. Ältere hatten eher praktische Fragen im Umgang mit Smartphone und Computer.

Der achtjährige Jonathan konnte gar nicht genug bekommen von den Dinosauriern, die plötzlich auf dem Tablet auftauchten und sich auf Tischen oder Bücherregalen bewegten. „Oma, der brüllt so niedlich“, freute sich der Zweitklässler, der sich in der Schule schon intensiv mit den verschiedenen Dino-Arten befasst hat und mit erstaunlichen Kenntnissen glänzte. Dass er allerdings die putzigen Lebewesen mit den lateinischen Namen auf dem Kopf und der Nase der Oma tanzen ließ, fand die weniger lustig. Eigentlich sei sie mit ihrem Enkel nur gekommen, um Bücher auszuleihen. Daheim habe er keinen Computer und schaue meist nur die Sendung mit der Maus, erzählte sie.

Was den Kleinen so begeistert hat, nennt sich Augmented Reality (AR). Darunter versteht man nach Auskunft von Dorle Voigt, bei der Bücherei für Medienpädagogik zuständig, die computergesteuerte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Im Gegensatz zur virtuellen Realität stehe bei AR die Darstellung zusätzlicher Informationen im Vordergrund, wobei der Bezug zur realen Welt bestehen bleibe. Wer es nicht so mit Dinosauriern hat, kann sich beispielsweise auch für die kleine Raupe Nimmersatt entscheiden.

Grüße aus New York

Die Hemmschwelle, sich auf die virtuelle Realität einzulassen und die VR-Brille aufzusetzen, war deutlich größer. „Ich nehme lieber ein Buch in die Hand“, winkte eine konservativ orientierte Besucherin dankend ab. Hochspannende Eindrücke in der Unterwasserwelt sind ihr dabei entgangen. Bei dem virtuellen Tauchgang konnte – je nach Nervenstärke – unter zwei Varianten gewählt werden: mit und ohne Haibegegnung.

Völlig neu war für einige Besucher, dass mit dem Benutzerausweis der Stadtbücherei auf der Plattform „Filmfriends“ eine große Auswahl von Filmen abgerufen werden kann, die nicht im Kino und im Fernsehen zu sehen sind – und das alles ohne Werbung und von Medienexperten ausgewählt, informierte Dorle Voigt. Auch die Altersbegrenzungen seien verlässlich.

Wie sich Fotografien manipulieren und Fake News produzieren lassen, konnte an der Green-Screen-Wand, die inzwischen auch in Fernsehstudios als Hintergrund verwendet wird, nachvollzogen werden. Man nehme etwa die imposante Skyline von New York, platziere davor mittels spezieller App das eigene Konterfei und schon wird der Eindruck erweckt, aus Big Apple zu grüßen. Gabriele Kölling, stellvertretende Büchereileiterin, von diesen digitalen Spielereien beeindruckt, startete einen Selbstversuch – als Frau unter exotischen Mönchen.

Die Arbeit der Digitalbotschafter stellten Monika Kneiss (links), Peter Oriwol, und Gabi Mentzel-Mir Shakkeh (rechts) beim Digit
Die Arbeit der Digitalbotschafter stellten Monika Kneiss (links), Peter Oriwol, und Gabi Mentzel-Mir Shakkeh (rechts) beim Digitaltag in der Stadtbücherei Besucher Martin Aichert aus Edigheim vor.

Rettung vor Spam-Flut

Für Menschen im Seniorenalter, die sich mit ihrem Laptop oder Smartphone nicht auf Anhieb zurechtfinden, sind die Digitalbotschafter die richtigen Ansprechpartner. Sie vermitteln Grundkenntnisse am eigenen Gerät und sind um individuelle Hilfestellungen bemüht. Die PC-Kurse, die im Mehrgenerationenhaus in kleinen Gruppen kostenlos angeboten und vom Seniorenbüro koordiniert werden, erfreuen sich großer Beliebtheit, berichtete Peter Oriwol, der sich ebenso wie seine Mitstreiter ehrenamtlich engagiert. Insbesondere während der Corona-Pandemie, als vieles nur online habe erledigt werden können, sei die Nachfrage sehr groß gewesen. Bei Bedarf würden auch Hausbesuche gemacht. „Frankenthal muss sich nicht verstecken.“

Auch Besucherin Helga Kaiser konnte am Freitag in Erfahrung bringen, an wen sie sich mit ihren digitalen Problemen wenden kann. Die 80-Jährige hat nach eigenen Angaben zwar bestimmte Kenntnisse, steht aber der Flut von Spam-Mails, die täglich in ihrem Postfach landen, machtlos gegenüber. „Die Mail-Adresse zu ändern, ist mir zu aufwendig“, meinte sie. Die Seniorin will nunmehr die Sprechstunde der Digitalbotschafter aufsuchen und sich außerdem schlau machen, wie sie Fotos vom Handy aufs Tablet übertragen kann.

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