Frankenthal Die Erinnerungen sind noch lebendig

Geht für den Nachwuchs auch in die Knie: Birte Lux mit ihrer Kindertrainingsgruppe der TG.
Geht für den Nachwuchs auch in die Knie: Birte Lux mit ihrer Kindertrainingsgruppe der TG.

«Frankenthal.» Es gibt Tage im Leben, die vergisst man einfach nicht. Bei Birte Lux ist das der 30. August. Vor 20 Jahren ist sie an diesem Tag deutsche Mannschaftsmeisterin im Siebenkampf geworden. Dem Sport ist sie treu geblieben.

„Ich habe alles noch parat von dem Tag“, sagt Birte Lux. Die zierliche 47-Jährige fängt an zu erzählen vom Wochenende 29./30. August 1998. Da wurde sie gemeinsam mit Mona Steigauf und Ulrike Holzner im Team des USC Mainz deutsche Mannschaftsmeisterin im Siebenkampf. Am ersten Tag des Wettkampfs habe sie nur Bestleistungen hingelegt. „Am zweiten Tag lief’s dann nicht mehr ganz so gut“, erinnert sich die 47-Jährige. Um die 4900 Punkte – so genau weiß sie es nicht mehr – seien es damals wohl gewesen. Es sollte der Höhepunkt in ihrer sportlichen Karriere sein. Im Einzel steht bei deutschen Meisterschaften ein elfter Platz als bestes Resultat. Mit der Leichtathletik begonnen hat Birte Lux in Braunschweig. Da kommt sie auch her, da ist sie geboren. „Und dann bin ich gleich an einen Mehrkampftrainer geraten“, erzählt sie. Da war der sportliche Weg dann schon irgendwie vorgezeichnet. Der Spagat zwischen all den verschiedenen Disziplinen habe für sie den Reiz ausgemacht. 100 Meter Hürden, Hochsprung, Kugelstoßen, 200 Meter, Weitsprung, Speerwurf und 800 Meter müssen die Frauen an zwei Tagen bewältigen. Sie habe alle Disziplinen gerne gemacht. „Aber Kugelstoßen war ein Problem. Von der Technik her wusste ich es. Aber ich konnte es leider nicht umsetzen“, erzählt sie. Die Spezialschuhe fürs Kugelstoßen hätte sie sich rückblickend sparen könne, sagt sie und lächelt. Mit dem Wetter habe sie nie gehadert. „Hitze hat mir nichts ausgemacht. Ich habe auch nie groß ein Thema aus dem Wetter gemacht. Nur Wind von vorne hätte ich nicht gebraucht.“ 2002 habe sie die aktive Karriere beendet. „Das Knie war kaputt, ein Knorpelschaden. Und irgendwann ist dann auch mal gut.“ Das Training sei sehr aufwendig gewesen, erzählt Birte Lux. Mit 14 habe sie mit Siebenkampf angefangen. „Ich habe jeden Tag zwei, drei Stunden trainiert. Und das sechs Tage die Woche“, erläutert sie. Reichtümer hat sie mit dem Sport nicht angehäuft. Sie habe dann studiert, später hätten die Arbeitgeber auch mitgespielt. „An die Spitze schafft man es nur mit der Sporthilfe“, ist Lux überzeugt. Bei ihr sei noch hinzugekommen, dass ein paar Zentimeter Körpergröße gefehlt haben. Groß sei in der Leichtathletik selten von Nachteil. „Als Kind war es immer mein Traum, Olympiasiegerin zu werden. Aber mit 20 ist man dann realistisch.“ Dem Siebenkampf ist Birte Lux trotzdem nach wie vor verbunden. Bei den traditionsreichen Mehrkampf-Meeting in Götzis und Ratingen schaue sie immer noch vorbei, ebenso bei den deutschen Meisterschaften. „Ein paar Kollegen von früher treffen“, sagt sie. Dass ihre beiden Mannschaftskolleginnen von damals eigene Seiten in der Online-Enzyklopädie Wikipedia haben und sie nicht, störe sie nicht. Kontakt zu Mona Steigauf und Ulrike Holzner habe sie aber nicht mehr. Natürlich kommt man auch bei einem Gespräch über den Siebenkampf nicht um das Thema Doping herum. „Wir wissen ja alle, wie manche Ergebnisse zustandegekommen sind“, sagt Birte Lux. Es seien wohl immer ein paar Athleten dabei ... Da tue sie sich auch langsam schwer, Leichtathletik mit Freude zu schauen. Fairness beim Sport – das versucht sie heute auch ihren Kindern und ihren Schützlingen beim Sportunterricht und beim Training zu vermitteln. 2002 ist Birte Lux nach Frankenthal gezogen. Sie arbeitet hier an der Freidrich-Ebert-Grundschule als Sportlehrerin. Und, nein, da stehe nicht nur Leichtathletik auf dem Stundenplan. Bei der TG Frankenthal, beim TSV Eppstein und beim TuS Gerolsheim engagiert sich Birte Lux zudem noch als Übungsleiterin. Bei der TG führt sie Kinder an die Leichtathletik heran. Beim TSV Eppstein betreut sie das Kinderturnen. Und beim TuS Gerolsheim gibt sie Gymnastikkurse für Erwachsene. „Und ich laufe auch noch viel mit“, sagt sie und lacht. Da sind ihre Tage naturgemäß ausgefüllt. „Für andere Hobbys bleibt da keine Zeit.“ Die Goldmedaille von 1998 hat Birte Lux noch. „Auch die Startnummer.“ Und sogar die Spikes, die Schuhe zum Rennen, seien noch da. „Die hat mittlerweile aber auch schon meine Tochter getragen.“

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