Frankenthal „Chirurgen kommen zum Schluss ins Spiel“

„Mit einer Operation gewinnen stark übergewichtige Patienten Lebensqualität zurück, die nicht zu bezahlen ist“, sagt Franz Ulrich Zittel, Chefarzt der Abteilung Chirurgie in der Stadtklinik. Im Rahmen der medizinischen Vortragsreihe klärt er am Mittwoch, 7. Mai, über konservative und operative Möglichkeiten bei Übergewicht auf. Der Vortrag findet um 18 Uhr in der Personalcafeteria statt, der Eintritt ist frei.

Herr Zittel, ab wann ist Übergewicht denn eigentlich gesundheitsgefährdend?

Das Übergewicht wird durch den BMI (Body Mass Index) errechnet (Anmerkung: Der BMI ist das Verhältnis zwischen Körpergröße und Körpermasse). Normalgewicht hat man bei einem BMI bis 25, Übergewicht bei einem BMI bis 30. Dick ist man bei einem BMI zwischen 30 und 40 und ab 40 besteht eine krankhafte Adipositas (Fettleibigkeit). Diese sollte behandlungspflichtig sein und von den Krankenkassen bezahlt werden, allerdings muss der Patient dazu einen entsprechenden Antrag stellen. Wie kommt es denn zu so starkem Übergewicht? Zum einen gibt es den genetischen Aspekt, aber auch eine zu hohe Kalorienzunahme oder zu wenig Bewegung sind Gründe für Adipositas. Auch Erkrankungen wie etwa Schilddrüsenunterfunktion können zu Übergewicht führen. Und welche Folgen kann Adipositas haben? Es gibt Menschen, die haben bis zu 100 Kilogramm Übergewicht und leiden dann an Folgen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Gelenkbeschwerden. Welche Behandlungsmöglichkeiten bieten Sie an? Die Adipositasbehandlung ist ein interdisziplinäres Gebiet. Dazu gehört ein Ernährungsberater, der Diäten und Bewegungsprogramme vorgibt. Auch eine psychologische und psychiatrische Betreuung ist Teil der Behandlung, ebenso ein Arzt, der Stoffwechselerkrankungen behandelt. Zunächst wollen wir rauskriegen, was das Problem des Patienten ist. Ganz am Schluss kommen wir, die Chirurgen ins Spiel. Und was können Sie als Chirurg für den Patienten tun? Operativ gibt es drei Möglichkeiten. Zum einen das Einsetzen eines Magenbandes. Diese Methode ist reversibel und wird am häufigsten angewandt. Das Band macht den Magen so klein, dass die Patienten nicht mehr viel essen können, weil das Sättigungsgefühl schneller erreicht ist. Dann gibt es noch den Schlauchmagen, bei dem der Magen stark verkleinert und wie ein Schlauch geformt wird. Diese Operation ist jedoch, wie auch der Beipass, nicht rückgängig zu machen. Beim Beipass wird der Magen stark verkleinert und der Dünndarm verkürzt. Somit verringert sich die Resorptionszeit der Nahrung, und viele Substanzen werden nicht mehr aufgenommen, daher müssen auch Vitamine eventuell substituiert werden. Gibt es noch eine Alternative, die nicht dauerhaft ist? Ja, das Ballonverfahren. Ein gefüllter Ballon wird endoskopisch in den Magen verpflanzt und verbleibt dort für ein halbes Jahr. Er liegt wie ein Ball im Magen und vermittelt ein Sättigungsgefühl, somit isst der Patient weniger und nimmt ab. (Archivfoto: Bolte)

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