Frankenthal „Briefe unbeaufsichtigt in der Ecke“

Briefbehälter der Deutschen Post AG stehen unbeaufsichtigt auf einem Bürgersteig an der Ecke Mierendorffstraße/Schießgartenweg; jeder könnte zugreifen. RHEINPFALZ-Leserin Cornelia Gandyra-Konopinski ist schockiert über diese Beobachtung. So etwas dürfe nicht vorkommen, versichert die Post AG, Man werde dafür sorgen, dass sich Vergleichbares nicht wiederhole.

Es war ein Freitagmorgen, als Cornelia Gandyra-Konopinski durch die Mierendorffstraße radelte. Zwei gelbe Post-Kisten, gefüllt mit Briefen, hätten an der Ecke zum Schießgartenweg gestanden, berichtet sie. Zunächst habe sie sich nicht vorstellen können, dass es keine Aufsicht für die Sendungen gebe, habe daher kurz gewartet und Fotos gemacht. „Nachdem aber niemand kam, fuhr ich weiter Richtung Mörsch.“ Nach einiger Zeit sei sie zufällig einer Briefträgerin begegnet und habe ihr von dem gerade Gesehenen erzählt. Die Post-Mitarbeiterin habe geantwortet, „dass ihre Kollegin das wohl oft so macht“: Sie bringe die Sendungen mit dem Auto von der Brief-Verteilzentrale nahe der Stadtklinik in den Zustellbezirk, stelle die Sendungen dort ab, fahre das Auto zurück in die Zentrale und nehme dann das Fahrrad, um die Post zu verteilen. „Diese Briefe stehen dann zirka eine halbe Stunde unbeaufsichtigt in dieser Ecke, und jeder kann sich bedienen“, schlussfolgert die RHEINPFALZ-Leserin. Erschreckend sei, dass „so sorglos mit dem Briefgeheimnis in Frankenthal umgegangen“ werde. Schlimmer noch: Aus Gesprächen mit Bekannten schließt Cornelia Gandyra-Konopinski, dass es zumindest im Frankenthaler Osten auch an anderen Stellen wohl ähnliche Probleme gebe. Wenig überzeugend findet sie die erste Reaktion des Unternehmens. Die Briefträgerin, mit der sie gesprochen habe, habe zwar ihre Kontaktdaten notiert. Am nächsten Tag, als sie nicht zu Hause gewesen sei, habe sich dort ein Post-Mitarbeiter gemeldet. „Da nur mein Sohn, der von allem nichts wusste, zu Hause war“, habe das aber zu nichts geführt. Und Nachfragen der Post habe es dann nicht mehr gegeben. „Wir haben die Zustellerin zur Rede gestellt“, erklärt dazu auf RHEINPFALZ-Anfrage Heinz-Jürgen Thomeczek (Frankfurt), für Rheinland-Pfalz zuständiger Pressesprecher der Post AG. Das beschriebene Verhalten widerspreche klar den Dienstanweisungen. Es sei eine sogenannte Verhandlungsschrift erstellt worden; das entspreche einer Abmahnung. Der korrekte Ablauf der Briefzustellung sieht laut Pressesprecher so aus: Sendungen für das Postleitzahlengebiet 67 laufen zunächst zentral im Briefzentrum Ludwigshafen, Ernst-Boehe-Straße 25, ein. Nächste Station ist der Zustellstützpunkt in der Adam-Opel-Straße 1 in Frankenthal. Verteilt über die Stadt gebe es dann ein Netz von Ablagestellen, in denen die Post verschlossen aufbewahrt werden könne. Die Zusteller hätten zwei Möglichkeiten, so Thomeczek: Sie könnten die Post für ihren Bezirk direkt in der Adam-Opel-Straße abholen; „man kann sie aber auch zur Ablagestelle transportieren lassen“. Auf keinen Fall dürften Sendungen, wie von der Leserin beschrieben, einfach im Freien stehen gelassen werden. Für Zusteller gelte die 38,5-Stunden-Woche, erläutert Thomeczek. Bei normalem Dienstbetrieb entspreche das der Fünf-Tage-Woche; „am sechsten Tag wird dann ein Vertreter eingesetzt“. Und was ist, wenn dem Mitarbeiter Überlastung droht, weil besonders viele Sendungen zuzustellen sind? Nach dem Arbeitszeitgesetz dürfe auch an besonders schwierigen Tagen nur maximal zehn Stunden gearbeitet werden, erklärt dazu der Unternehmenssprecher. Wer sein Tagespensum in dieser Zeit nicht schaffe, sei aufgefordert, das den Vorgesetzten zu melden. „Und das ist kein Negativzeichen für den Mitarbeiter; wir sind ja alle nur Menschen.“ Durch fortlaufende Kontrolle des „Sendungsstroms“ versuche man zudem, frühzeitig zu ermitteln, wo personelle Verstärkung gebraucht werde. Die Post sei an Kundenhinweisen auf Zustellprobleme interessiert, versichert der Unternehmenssprecher. „Wir erfassen das alles und reagieren betriebsintern.“ Allerdings gelte die Regel, dass ein Qualitätsmanager erst dann genauere Untersuchungen anstelle, wenn es mehrfach Beschwerden aus demselben Bezirk gebe. (spi)

x