Frankenthal Bestattung erster Klasse

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Der gesellschaftliche Wandel kommt auf den Friedhöfen an: Frankenthal verabschiedet sich wohl von Urnenrasengräbern. „Modulartig konzipierte Gemeinschaftsgrabanlagen“ sollen sie ablösen. Die Nachfrage nach solchen Modellen steigt, weil Hinterbliebenen sie nicht pflegen müssen.

Im Betriebsausschuss ist am Mittwoch das auf den neuen Frankenthaler Friedhofsleitlinien basierende Konzept vorgestellt. Beigeordneter Bernd Knöppel (CDU) wies darauf hin, dass auf dem Hauptfriedhof vier Flächen für Urnengemeinschaftsgräber vorgesehen seien. Der Eigen- und Wirtschaftsbetrieb (EWF) der Stadt werde nach Plänen der Landschaftsarchitekten Hofmann-Röttgen 105 pflegefreie Urnengräber mit einer Laufzeit von 30 Jahren anlegen lassen. Im Wirtschaftsplan stehen dafür 80.000 Euro zur Verfügung. Die Flächen sollen gestalterisch ein möglichst einheitliches Erscheinungsbild erhalten, erläuterte Sven Maschur, Leiter der Friedhofsverwaltung. Jede der Gemeinschaftsgrabstätten werde mit Namensschildchen versehen, beim Trägermaterial habe man sich für Cortenstahl, wetterfesten Baustahl, und Muschelkalk entschieden. Ausgewiesen würden die Gemeinschaftsgrabanlagen im Birkentälchen in der Nähe des Eingangs Schlachthausweg, im Wäldchen im nördlichen Teil des Hauptfriedhofs, wo auch Baumbestattungen möglich seien, und am Rondell. Alis Hoppenrath (SPD) sprach von einem sensiblen Thema und sah in ihrer Fraktion noch weiteren Informationsbedarf. Ihrem Wunsch, die Beschlussfassung auf die nächste Sitzung des Betriebsausschusses am 16. März zu vertagen, wurde einvernehmlich entsprochen. Abstand nehmen will der EWF von der ursprünglich vorgesehenen Verkleinerung der Vorortfriedhöfe. Hintergrund: Die Plandaten aus dem Jahr 2012, auf denen das Gutachten des Instituts für kommunale Haushaltswirtschaft und die Annahme stagnierender Bestattungszahlen beruhten, sind von der aktuellen Entwicklung eingeholt wurden. Die Leitlinien sollen modifiziert, vor einer abschließenden Entscheidung zunächst in den Ortsbeiräten diskutiert und bei Bürgerversammlungen vorgestellt werden. Die Wahlgräber auf den Vorortfriedhöfen könnten auch über das Jahr 2050 hinaus beibehalten und die hierfür vorgesehenen Flächen weiter belegt werden, führte Beigeordneter Knöppel aus. Entsprechend den Empfehlungen des Gutachtens werde an einer Verdichtung festgehalten, wobei vordere Bereiche bevorzugt belegt werden sollen. Frei werdende Flächen würden zu pflegeleichten Grünanlagen und könnten bei Bedarf schnell wieder als Grabfelder dienen. Mit Blick auf die Zuwanderung und die wieder steigenden Geburtenraten sprach Sven Maschur von geänderten Rahmenbedingungen und von einem zu erwartenden höheren Bestattungsaufkommen. „Der Friedhof ist ein lebendiges Geschäft.“ Alis Hoppenrath hakte nach und wollte wissen, auf welche Prognosen sich die Verwaltung berufe. Von Friedhofschef Maschur erfuhr sie, dass sich Frankenthal im Bestattungswesen anders entscheide als der Bundesdurchschnitt. So sei beispielsweise ein deutlicher Anstieg der Sargbeisetzungen festzustellen. Und auch die Abwanderung zu privaten Anbietern (Ruheforst, Friedwald) sei deutlich geringer als in anderen Städten.

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