Frankenthal Aberwitzige Verfolgungsjagden
Mit ihrem Programm „Cut“ haben die Artisten des Circus Albireo am Mittwochabend eine gelungene Premiere in der Turnhalle der Freien Waldorfschule Frankenthal gefeiert. Die Schüler nahmen ihre Besucher mit auf eine Reise durch die Welt des Films und begeisterten mit akrobatischen Leistungen sowohl in der Luft als auch am Boden.
Popcornduft liegt in der Luft des Eingangsbereichs der Waldorfschule, auf dem Weg zur „Zirkus-Arena“ stimmen Pappaufsteller aktueller und vergangener Kinohits schon einmal auf das Motto des Abends ein. In der zum Filmset umfunktionierten Turnhalle ist das Gewusel groß, denn die Besucher platzen quasi mitten in die Vorbereitungen für einen Dreh. Ein Anheizer fordert die Zuschauer immer wieder auf zu applaudieren, während Regisseur Ramon Felgenhauer, Autorin Rebecca Kreyenberg und Regieassistentin Dorothee Funk auf der Bühne umherlaufen und heftig diskutieren. So richtig scheinen sie noch nicht zufrieden zu sein mit dem bisherigen Ablauf. Als dann auch noch Produzent Florian Bennert die Bühne stürmt und lauthals kundtut, diesen „Mist“ nicht länger finanziell unterstützen zu wollen, wird die Autorin mit dem Schreiben einer neuen Szene beauftragt. Derweil sie im Backstage-Bereich versucht, ihrer Kreativität auf die Sprünge zu helfen, laufen am Set die Castings weiter. Rock’n’Roll-Stimmung verbreiten die Mitglieder der Einrad-Gruppe, die in bester „Grease“-Manier zu den Liedern des Kultmusicals über die Bühne fahren und dabei tolle Formationen bilden. Selbst wenn mal das Gleichgewicht nicht ganz mitspielen möchte, und so mancher mal unfreiwillig absteigen muss, trübt das die Stimmung nicht. Die Zuschauer belohnen jeden weiteren Versuch mit Applaus, der die Akteure nur noch zusätzlich anspornt. Nach einem Ausflug in den Sherwood Forest, wo Robin Hood mit seinen Mitstreitern nicht mit Pfeil und Bogen zu überzeugen weiß, sondern mit einer schnellen und schön choreografierten Jonglage mit Stöcken, zieht es die Bond-Girls hoch hinaus: In luftigen Höhen nehmen sie mal einzeln, mal zu zweit Platz in den Ringen, um dort mit akrobatischen Figuren und Verbiegungen das Publikum in Staunen zu versetzen. Selbst etwas globige Gummistiefel halten die jungen Artisten am Hochseil nicht davon ab, ohne Probleme einen fast fehlerfreien „Tanz“ mit Regenschirmen zu „I’m singing in the Rain“ zu absolvieren. Rückwärtslaufen, in die Knie gehen oder mit dem Einrad auf dem Seil entlang – alles kein Problem für die Schüler, die mit „Here comes the Sun“ den Sommer in die Halle bringen. Komödiantisches und schauspielerisches Talent zeigen die als Tom und Jerry verkleideten Bodenturner, die sich eine aberwitzige Verfolgungsjagd liefern, die sie auch in den Zuschauerraum führt und bei der sich Kater Tom am Ende den Mäusen geschlagen geben muss. Dank großartiger Kostüme fällt es nie schwer, sich in den jeweiligen Film hineinzuversetzen. Egal ob Diabolo spielende Chipmunks, auf Bällen laufende Miniaturausgaben von Indiana Jones, jonglierende Hobbits und Zwerge aus „Der Herr der Ringe“, an „Lianen“-Stangen hochkletternde Affen mit einem Tarzan in ihrer Mitte oder ein mit dem Kunstrad in die Luft entschwebender ET – die jungen Artisten haben mit viel Liebe zum Detail die einzelnen Nummern erarbeitet und präsentieren das Ergebnis mit sehr viel Spaß. Diese Freude überträgt sich auch aufs Publikum, das die drei Stunden dauernde Show gebannt verfolgt. Die sich am Vertikalseil abrollenden Nonnen aus „Sister Act“ entlocken den Zuschauern das ein oder andere staunende „Oh“, ebenso die Agentennummer zu „Mission Impossible“, bei der die goldene „Statue“ mit einem Handstand auf drei übereinander gestapelten Stühlen glänzt. Die „Blues Brothers“, die von Zirkusdirektor Dominik Gräber-Armbrüster und seinem Kollegen Paul Rieger verkörpert werden, verbreiten mit einer schwungvollen Trampolin-Vorführung noch einmal richtig Stimmung und verleiten so manchen Zuschauer zum Mitklatschen. Zur großen Abschlussrevue versammeln sich alle Beteiligten auf der Bühne, und auch die Helfer an der Technik sowie die Musiker und Sänger, die den ganzen Abend live gespielt haben, werden in den Schlussapplaus miteinbezogen, bevor endgültig die letzte Klappe fällt und mit einem lauten „Cut“ die Besucher wieder in die Realität geschickt werden.