Frankenthal „Wollen stärkeres Interesse für Politik wecken“

Bernd Leidig
Bernd Leidig

Der erweiterte Vorstand des SPD-Stadtverbands hat sich nach eigenen Angaben einstimmig dazu entschlossen, für die Frankenthaler Partei eine Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) zu gründen. Die AfA zählt zu den größten und einflussreichsten Gruppierungen innerhalb der SPD. Mit Bernd Leidig, Stadtverbands- und Fraktionschef der Sozialdemokraten, haben wir über die Ziele der Neugründung gesprochen.

Herbert Wehner, der legendäre Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag, soll über die AfA gesagt haben, sie sei „lebenswichtiges Organ der SPD, gleichzeitig Auge, Ohr und Herzkammer der Partei“. Welche Funktion soll die Arbeitsgemeinschaft denn in Frankenthal übernehmen?

Genau die angesprochene Funktion soll die Arbeitsgemeinschaft haben. Aber auf den Punkt gebracht, geht es uns in Frankenthal darum, eine Diskussions-, Veranstaltungs- und Mitwirkungsplattform vor Ort zu schaffen. Wir erhoffen uns davon, sowohl für Parteimitglieder, als auch für Arbeitnehmervertreter oder sonst abhängig Beschäftigte ein stärkeres Interesse wecken zu können für Politik im Allgemeinen und speziell für Arbeitnehmerfragen. Der Ursprung der AfA datiert ins Jahr 1973 zurück. Warum und auf wessen Initiative kommt die Gründung einer solchen Gruppe innerhalb der Frankenthaler SPD jetzt erst – 45 Jahre später – zustande? Also eine AfA gab es bislang sehr wohl – allerdings auf Ebene des SPD-Unterbezirks Vorderpfalz, wo auch Frankenthaler SPD-Mitglieder aktiv mitgewirkt haben und mitwirken. Die Initiative kam aus dem Kreis der Mitglieder. Eine engagierte Gruppe will sich aufmachen, stärker vor Ort im Themenfeld Arbeitnehmerfragen zu wirken. Eine formale Gründungsversammlung ist für den kommenden Herbst vorgesehen. Arbeitnehmerfragen – das ist ja zunächst ein sehr offener Begriff. Welche Themen und Probleme wollen Sie konkret vor Ort bearbeiten? Wir denken dabei an Themen wie soziale Schieflagen in unserer Stadt – Stichwort Armuts- und Reichtumsbericht. Oder die Themen prekärer Arbeitsverhältnisse, Lohngerechtigkeit, Gleichstellung, Mitbestimmung, Altersvorsorge, neue Beschäftigungsformen. Denken Sie an Firmen wie Amazon, aber natürlich viele andere Handwerks- und Industriebetriebe oder Dienstleister, bei denen all diese Themen mitten in unserer Stadt präsent sind. Themen vor Ort aufzugreifen, Missstände aufzuzeigen oder eine öffentliche Debatte über das ein oder andere „hier bei uns zu Hause“ zu entfachen, kann dem Thema unter Umständen mehr Gewicht verleihen. Allgemein gefragt: Hat die SPD in den letzten Jahren ein wenig den Kontakt zu ihrem Kernklientel, den Arbeitnehmern, verloren und muss sie wieder stärker an die Gewerkschaften heranrücken? Den Kontakt verloren – das möchte ich nicht sagen. Gerade wir in Frankenthal haben uns immer darum bemüht. Durch Teilnahme an den Sitzungen und Aktivitäten des DGB-Stadtverbands, den Dialog zwischen Stadtratsfraktion und DGB-Stadtverband, oder durch unsere Mitwirkung bei der Maifeier des DGB. Es geht jetzt unter anderem darum, den Kontakt zu intensivieren, öffentlichkeitswirksamer zu machen. | Interview: Jörg Schmihing

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