Rhein-Pfalz Kreis Von Mutterboden bis Sondermüll

Straßenaufbruch ist eine von vielen Abfallarten, die in Heßheim gelagert werden dürfen.
Straßenaufbruch ist eine von vielen Abfallarten, die in Heßheim gelagert werden dürfen.

Auf Antrag von CDU-Ratsmitglied Rainer Zotz war es zu diesem Tagesordnungspunkt gekommen. Er wollte wissen, welche Einrichtungen auf dem Gelände der Unternehmensgruppe Willersinn in Heßheim bestehen. Das erläuterten die Geschäftsführer und Brüder Benedikt und Dominic Eberhard in Wort und Bild. Sie zeigten, welche Betriebszweige wo stationiert sind und welche Firmen innerhalb der Unternehmensgruppe dafür verantwortlich sind. Auf dem Areal befinden sich neben Verwaltung und Werkstatt eine Fotovoltaikanlage und eine Anlage zur Verbrennung von Methangas. Es entsteht beim Faulen von Müll und dient als Wärme- und Energielieferant. „Das ist heute Standard, wir machen das schon seit Jahrzehnten“, sagte Benedikt Eberhard. Auf dem rund 65 Hektar großen Gelände – ohne die stillgelegte, abgedichtete und abgedeckte Sondermülldeponie des Landes – seien knapp 200 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere Beschäftigte würden an anderen Standorten, beispielsweise Zweibrücken und Landau, oder permanent bei Großkunden eingesetzt. Die beiden Geschäftsführer erläuterten, welche Unternehmen in Heßheim ihren Sitz haben und worauf sich ihre Tätigkeit erstreckt. Da wäre die Herbert Willersinn Straßenbaustoffe GmbH & Co. KG, die Sand und Kies gewinnt und vertreibt, aber auch Bauschutt zu Schotter verarbeitet. „Aus diesem Branchenzweig ist unser Unternehmen entstanden“, bemerkte Benedikt Eberhard. Nur mit Verwaltung und Fahrzeugen am Standort vertreten ist die Müller Kanaltechnik GmbH, deren Geschäft die Reinigung, Untersuchung und Instandsetzung von Kanalnetzen ist. Die Betreiberin der Deponie Klasse II für gewerbliche, überwiegend mineralische Abfälle, die Süd-Müll GmbH & Co. KG, unterhält einen Fuhrpark für den Mülltransport und mehrere Zwischenlager, in denen Wertstoffe gesammelt werden, beispielsweise Mutterboden, Holz, Dachpappe. Kunststoffe werden zu Ballen gepresst und bei Bedarf von einer Müllverbrennungsanlage abgerufen. Insbesondere vor Weihnachten gebe es Stoßzeiten, doch länger als zwölf Monate werde der Müll nicht gelagert. Oder aber es handelt sich um Sonderabfälle, die in Heßheim zusammengefasst und dann in großen Chargen über die Sondermüllverbrennung oder in dafür vorgesehene Endlager entsorgt werden. In der kaum von Bürgern besuchten Sitzung hakte Ratsmitglied Ewald Merkel (FWG) nach, warum es am 21. August zu dem tödlichen Unfall gekommen sei. Benedikt Eberhard sagte, die Ungewissheit „ist für uns und die Kollegen der beiden Verunglückten unerträglich“. Als Betroffener erhalte man keinerlei Auskünfte. „Es ist für uns absolut unverständlich, warum nach so langer Zeit die Ursache nicht klar ist. Wenn wir eine Probe wegschicken, dann haben wir innerhalb von 14 Tagen eine Analyse.“ Weil der fragliche Müll beschlagnahmt worden sei, habe Süd-Müll selbst keine Möglichkeit für Untersuchungen. Willi Boxheimer (CDU) wollte wissen, wie in Heßheim generell mit chemischen Abfällen umgegangen werde, und Parteifreund Thomas Butsch fragte, ob über den „idealen Prozessablauf hinaus“ noch weiteres Gefahrenpotenzial bestehe, eventuell durch Fehler im Ablauf. Dazu ergänzte Verbandsbürgermeister Michael Reith (SPD), dass laut Genehmigungsbehörde ein unabhängiger Gutachter den Prozessablauf untersuche. Den Ablauf erläuterte Süd-Müll-Betriebsleiter Heinrich Ludwig: Jeder Sondermüll werde vom Erzeuger eingestuft und erhalte eine Klassifikationsnummer. Zu dieser passend finde er in einem Katalog den Abnehmer oder Entsorger. Der Erzeuger müsse auch eine Deklarationsanalyse vorlegen. Jeglicher Schriftverkehr laufe über eine staatliche Stelle beim Umweltministerium und über die Sonderabfallmanagementgesellschaft in Mainz, die dem Sondermüllerzeuger auf Anfrage einen Entsorger zuteile. Auch ihr liege die Deklarationsanalyse des Stoffs vor. Eine Prüfung erfolge dort nur „auf dem Papier“. Den Transport übernehmen ausgewiesene Spediteure. Bei Ankunft werde das Gefahrgut gewogen und „in Augenschein genommen, ob es sich um eine Lauge oder eine Säure handelt“, so Ludwig. Für eine detaillierte Analyse sei der Erzeuger in der Pflicht. Willi Boxheimer wollte danach noch wissen, wer die Kosten für den Einsatz von Feuerwehr und Rettungskräften nach dem Unglück trage. Michael Reith und Beigeordneter Ken Stutzmann (SPD) sagten, dass die Verbandsgemeinde die Rechnungen sammele und dann an den Verursacher des Unfalls weiterleite. So sei es üblich.

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