Frankenthal Von böhmischer Polka bis Edith Piaf

Mit einer Rheinhessisch-Pfälzischen „Musik-Cuvée“ überraschten die Musikvereine KMK Dirmstein und die Eisbachmusikanten aus Heppenheim und Offstein am Samstagabend das Publikum in der Dirmsteiner Festhalle. Die zu einem großen Orchester vereinten Musiker spielten im lockeren Wechsel unter Leitung des Dirmsteiner Dirigenten Hannes Schmidt und seines Heppenheimer Kollegen Paul Schütt.

Eine Cuvée – ein Wein aus verschiedenen Rebsorten, Jahrgängen oder Lagen – könne bei gelungener Komposition besser sein als seine Ausgangsbestandteile, erläuterte Christian Arenth, Vorsitzender des Dirmsteiner Musikvereins, dem Publikum. Das hoffe man auch mit dem musikalischen Gemeinschaftsprojekt zu erreichen. Man habe beide Orchester zusammengebracht, um aus beider Repertoires ein „Best of“ zu kreieren. Was die musikalischen Genres anbelangt, war eine entsprechend große Bandbreite angesagt. Das Programm reichte von böhmischer Polka und oberbayerischem Marsch über Schlager, Chanson und Musical bis hin zu Bigbandjazz à la Duke Ellington und groovenden Funk und Soul von Earth, Wind & Fire. Zum Auftakt gab es einen Ausflug in die deutsche Schlagergeschichte. Paul Schütt, Dirigent der Eisbachmusikanten, ist in unserer Region als Leiter der Bigband des TC Haßloch und als improvisationsfreudiger Posaunist bekannt. Nun entlockte er dem rund 40 Musiker zählenden Klangkörper eine gelungene Udo-Jürgens-Revue. Frühwerke des Künstlers wie „Siebzehn Jahr, blondes Haar“ und „Merci Chérie“ erklangen neben Dauerbrennern wie „Mit 66 Jahren“ und „Aber bitte mit Sahne“ oder dem folkloristischen „Griechischer Wein“. Danach entführte der Dirmsteiner Dirigent Hannes Schmidt das Publikum mit „Böhmischer Traum“ in eine Ursprungsregion der Blasmusik. Noch heute gilt schließlich die Redewendung: Aus Böhmen kommt die Musik. Der alpenländischen Spielart dieses Genres huldigte zu Beginn des zweiten Programmteils Paul Schütt mit den begeisternd aufspielenden Musikanten beim „Gruß an Oberbayern“. Damit genug der Traditionspflege. Es folgten klangvolle Arrangements aus der Filmreihe „Fluch der Karibik“ und Medleys aus den Musicals „Star Light Express“ und „König der Löwen“, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinrissen. Viel Eindruck machte ein von der „Marseillaise“ eingeleitetes Potpourri franzöischer Melodien. France Galls „Poupee de cire, poupee de son“, Chansons der unvergesslichen Edith Piaf und der große 60er-Jahre-Hit „Pour un flirt“ kamen im gediegenen Klangbild eines Tanzorchesters herüber. Bigbandsound gab es mit „Duke Ellington in Concert“. Selbstverständlich swingte hier der „A Train“, danach groovte ein exotisch angehauchtes „Caravan“ in jazziger Manier über die Bühne. Mit Joe-Cocker-Hits und einem rhythmisch-pulsierenden Medley aus Titeln von Earth, Wind & Fire wurden in der ungewöhnlichen Programmfolge auch bluesige und soulige Höhepunkte gesetzt. Das Publikum war aus dem Häuschen und erklatschte sich zwei Zugaben. Bevor es mit einem kunstvollen Arrangement des Brahms-Wiegenliedes „Guten Abend, gute Nacht“ dezent verabschiedet wurde, sorgten Christian Arenth und der Heppenheimer Gunther Kromm mit historischen, blau-weiß gestreiften Badetrikots und roten Schwimmhilfen für eine Riesengaudi, als sie „Er hat ein knallrotes Gummiboot“ anstimmten. Auch die beiden Vereine waren begeistert. „Die Musiker beider Formationen sind durch vielfältige Beziehungen, auch verwandtschaftliche Bindungen miteinander verflochten“, verriet der KMK-Vorsitzende Christian Arenth. Zunächst habe man getrennt geprobt, dann an einigen Wochenenden alles zusammengeführt. Es sei schön, wenn alle Register richtig stark besetzt sind, erklärte Claudia Riffert vom Vorstand der Eisbachmusikanten. Am Sonntag, 22. April, ist das Konzert noch einmal in der Engelsberghalle in Offstein zu hören.

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