Frankenthal Tüll und Tatzen

Zwischen vier und 60 Jahren waren die Akteure, die mit zauberhaften Auftritten die Geschichte vom Findelkind Mogli erzählten.
Zwischen vier und 60 Jahren waren die Akteure, die mit zauberhaften Auftritten die Geschichte vom Findelkind Mogli erzählten.

Am Samstagabend nahmen 530 Schüler der Frankenthaler Dance Factory ihr Publikum mit auf eine fantastische und abenteuerliche Reise. Bei der Premiere des Programms „Das Dschungelbuch“ erzählten sie im ausverkauften Congress-Forum die Geschichte des kleinen Mogli, der als Menschenkind von Wölfen großgezogen wird. Zwei weitere Vorstellungen folgten am Sonntag.

Die Bühne liegt in grünes Licht getaucht, und mit einem ausdrucksstarken Tanz ziehen die Lianen das Publikum direkt hinein in die geheimnisvolle Welt des Dschungels. Kleine Bienchen lauschen hochkonzentriert auf die Musik, um ihre nächsten Tanzschritte richtig zu setzen. Rote Orchideen bezaubern mit eleganten Pliés und weit ausgestellten Tüllröcken. Im direkten Kontrast dazu nehmen mit tief wummernden Bässen kurz danach die schwarzen Panther, mit Sophia Houska in der Rolle des Baghira, eindrucksvoll die Bühne ein. Zu Beyoncés „Haunted“ überzeugen die Jazztänzerinnen mit katzenhaften Sprüngen und Schrittfolgen auf der ganzen Linie. Mit dem „Dschungelbuch“ hat Corinne Kraußer für die 33. Aufführung der Dance Factory einen beliebten Kinderklassiker nach der Verfilmung durch die Disney-Studios abwechslungsreich inszeniert und farbenfroh gestaltet. Tiger, Wölfe und Bären wirbeln über die Bühne, bunte Schmetterlinge mit Glitzerflügeln flattern um die jüngsten Tänzerinnen herum, die als Blumen mit ihrem allerersten Ballettauftritt das Publikum verzücken. Große Elefanten bilden eine mitreißende Hip-Hop-Formation, kleine Ameisen vollführen souveräne Ballettsprünge in einem diagonalen Tanzmuster. Mittendrin im Geschehen ist das Findelkind Mogli. Diese zentrale Rolle wird von der erst achtjährigen Fatjona Hoti ganz hervorragend gemeistert. Sie tanzt mit dem aufgeregten Affenvolk von King Louie (Leonie Hartmann), vertreibt sich bei klassischer Musik mit filigran tanzenden Libellen und Vögeln die Zeit, muss aber bei aller Liebe zu den tierischen Freunden auch lernen, dass der Dschungel gefährlich ist. Im Angesicht eines Hip-Hop-Sturms verfolgt Mogli gebannt den Tanz der Fledermäuse und kommt erst zur Ruhe, als mit anmutigen Ballettschritten die Nacht anbricht. Nach der Pause leiten die Schlangen mit beeindruckend synchron ausgeführten Hand- und Kopfbewegungen einen zeitgenössischen Contemporary Tanz ein und nehmen die Zuschauer mit in den dramaturgisch spannendsten Teil der Aufführung. Als Pythonschlange Kaa zieht Cheyenne Franger in einem tollen Kostüm mit meterlangem Schlangenschwanz nicht nur Mogli hypnotisch in den Bann. Kleine und große Geier kreisen über die Bühne, und zu dramatischer Musik von Tschaikowsky bahnt sich ein Gewitter seinen Weg. Mit vielen Drehbewegungen, Sprüngen und wellenartigen Bewegungen interpretieren erfahrene Ballettschülerinnen die Musik, bevor es zum Showdown zwischen dem Tiger Shir Khan (Hannah Prohaska) und dem Bären Balu (Nina Semrau) kommt. In einem mit großem Applaus bedachten „Tanzkampf“ behält das übermächtige Team Tiger die Oberhand und bringt Balu und seinem Bärengefolge eine empfindliche Niederlage bei. Erst mit Hilfe der akrobatischen Jazztanz-Darbietung des Feuers gelingt es Mogli, seinen Gegenspieler Shir Khan zu vertreiben. Zu heißen Sambaklängen atmet der Dschungel dann beim erfrischenden Tanz der Wasserträgerinnen wieder auf, und Mogli zieht es am Ende mit der schönen Korbträgerin Shanti (Liliana Rehakova) zurück zu den Menschen. Trotz ihrer Länge von fast drei Stunden vergeht die mitreißende Darbietung der Dance Factory wie im Flug. Und zum großen Finale genießen alle Akteure im Alter von vier bis 60 Jahren den lang anhaltenden und absolut verdienten Applaus des Publikums. Großer Jubel aber auch für Corinne Kraußer, die nicht nur für zahlreiche Choreografien verantwortlich war, sondern auch die arbeitsintensive Kostümgestaltung übernahm. Fest eingebunden ins Trainerteam sind auch Kraußers Tochter Sophia Houska und Martina Schudok. Letztere spielte sich gemeinsam mit Nico Wirth, Nadine Knecht und Fabienne Konrad als Geier in die Herzen der Zuschauer. Mit ihren komödiantisch inszenierten Einlagen bereicherten die vier Spaßvögel mehrere Tanzdarbietungen und hatten immer ein waches Auge auf den kleinen Mogli.

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