Frankenthal Tröstlicher Start in die Karwoche

Unter der Leitung von Michael Teichert (links) trugen Sänger und Musiker Werke zum Leitgedanken und Ausspruch von Pontius Pilatu
Unter der Leitung von Michael Teichert (links) trugen Sänger und Musiker Werke zum Leitgedanken und Ausspruch von Pontius Pilatus »Ecce Homo« (»Siehe, der Mensch«) vor.

Zur Einstimmung in die Karwoche luden der Kurpfälzische Singkreis und das Streichensemble Quintessenz am Samstagabend in die Zwölf-Apostel-Kirche in Frankenthal ein. Die Besucher in der halb gefüllten Kirche erlebten ein besonderes Konzert unter dem Leitgedanken „Ecce Homo“.

Der Ausruf „Ecce homo“ – „Siehe, der Mensch“ – verweist auf die Menschwerdung und den grauenvollen Tod Jesu, der am Karfreitag erinnert wird. Doch nicht traurige und schmerzliche musikalische Zeugnisse dieses für Christen zentralen Ereignisses standen im Zentrum des Konzertabends, sondern vielmehr Werke, die schon die kommende Auferstehung anklingen lassen und einen tröstlichen und dankbaren Charakter ausstrahlen. Das in diesem Jahr neu gegründete Streichensemble Quintessenz stellte diesen Charakter schon im ersten Stück des Abends vor: „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ von Max Reger, das an eine Choralbearbeitung von Johann Sebastian Bach angelehnt ist. Mit vollem Klang spielte das Ensemble die getragene und hoffnungsvolle Musik, die in der guten Akustik der Zwölf-Apostel-Kirche wunderbar zum Tragen kam. Bei Felix Mendelssohn Bartholdys Streichersinfonie Nr. XII konnten dann auch die schmerzlichen Seiten der Passion hörbar werden, besonders im drängenden dritten Satz. Doch in den anderen Sätzen war wiederum sehr viel Tröstliches zu spüren. Unter dem Dirigat von Michael Teichert war das musikalische Geschehen durchsichtig und klar nachzuvollziehen, gerade auch in vielen polyphonen Passagen. Dass das Orchester teilweise etwas unsauber intonierte, tat der bewegenden Musik keinen Abbruch. Anschließend trat der Kurpfälzische Singkreis auf, der seit 2001 Kammerchor der Städtischen Musikschule von Frankenthal ist. In seiner Motette „Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen“ verarbeitet Johannes Brahms verschiedene Texte zum Thema Tod und Hoffnung auf die Auferstehung. Die 19 Sängerinnen und Sänger, die ebenfalls von Michael Teichert geleitet wurden, arbeiteten die vielfältigen Charaktere dieser Texte spannend heraus, beispielsweise den ernsten, schweren Charakter des Beginns. Im abschließenden Choral der Motette, „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“, wurde die Zuversicht auf ein Leben nach dem Tod in vollem Klang und in der Klarheit des Chorgesangs spürbar. Mit Paul Hindemiths Trauermusik für Streichorchester und Viola als Soloinstrument prägten neue Klänge das Konzert. Dichte Klangflächen und freie Melodien entfalteten eine wehmütige Wirkung, die sich im Laufe des Stückes lösen konnte. Das Zusammenspiel zwischen Orchester und Angelika Kaune an der Soloviola funktionierte wunderbar fließend. Die Solistin konnte mit warmem Klang und viel Gespür für die Melodien, die bei Hindemith neue Wege abseits traditioneller Grenzen gehen, überzeugen. Zum Abschluss des kurzweiligen und eindringlichen Konzerts musizierten Chor und Orchester gemeinsam und gut aufeinander abgestimmt. Mit Johann Sebastian Bachs Choral „Vor deinen Thron tret ich hiermit“ und dem „Pater Noster“ des zeitgenössischen lettischen Komponisten Peteris Vasks kamen nochmals zwei Stücke zur Aufführung, die eine ruhige Zuversicht ausstrahlten. Für diese besondere Einstimmung in die Karwoche gab es zurecht viel Applaus von den Zuhörern, für die das knapp einstündige Konzert ruhig noch etwas länger hätte gehen können.

x