Frankenthal Töne und Silhouetten in Holz

Der bundlose E-Bass wurde eigens für Ralf Gauck in einer Manufaktur aus Walnuss gefertigt.
Der bundlose E-Bass wurde eigens für Ralf Gauck in einer Manufaktur aus Walnuss gefertigt.

Beide arbeiten sie mit Holz: Der Bassist Ralf Gauck lässt es schwingen, der Holzbildhauer, Maler und Schreiner Michael Lubasch bearbeitet es. Im Frankenthaler Kulturzentrum Gleis 4 präsentierten sie gemeinsam Musik, Skulpturen und Bilder. Die Reihe Kultur Club stellt Künstler aus der Region vor.

Michael Lubasch findet Inspiration in Aktfiguren, von denen er in Gleis 4 Zeichnungen zeigte. Es gehe ihm dabei nicht um eine realistische Abbildung, erklärte er dem Publikum. Er suche vielmehr einen Widerhall der Seele in den Körpern. Die Komposition der Formen ist ihm dabei wichtig. Das spiegelt sich auch in den Holzobjekten mit ihren organischen Formen wider. Strikte Geraden und rechte Winkel sucht man vergebens – sie kommen auch in der Natur nicht vor. Die gezeigten Objekte sind teils mannshoch und erinnern wohl nicht ohne Grund manchmal an Totems uralter Naturreligionen. Auch da geht es ja um eine Verbindung von materieller Welt zu Seelen und Geistern. Dass Lubasch Verborgenes sichtbar macht, kann man ruhig wörtlich nehmen. Der Künstler erläuterte an einem Eichenbalken, wie er häufig vorgeht: Mit einer Kettensäge setzt er Schnitte von außen in die Tiefe des Holzes. Dann trennt er mit einem weiteren Schnitt die Oberfläche ab und gibt der Trennfläche die gewünschte Form. Zu sehen ist dann die Verbindung von Tiefenschnitten und neuer Oberfläche – in diesem Fall ein Gesicht. Lubasch arbeitet viel mit der Kettensäge und in großen Formaten. Nachbearbeitungen nimmt er mit dem Gasbrenner vor, in dessen Feuerstrahl das Holz je nach Intensität der Einwirkung verändert wird: von der Karamellisierung bis zum Ankohlen. Lubasch wurde 1960 in Ludwigshafen geboren. Er befasste sich erst mit Keramik, machte eine Schreinerlehre, dann bildete er sich künstlerisch weiter in Kunstkursen, an Akademien und als Gaststudent. Heute bildet er seinerseits Interessierte aus. Sein Atelier befindet sich in Laumersheim. Ralf Gauck aus Worms hat als Bassist einen eigenen Stil entwickelt. Er sieht den Bass als emanzipiertes Soloinstrument. So spielte er in Gleis 4 ganz alleine Stücke von Sting wie „Fields of Gold“ und von den Beatles wie „Yesterday“ und „Come Together“. Die bekannten Stücke spielte Gauck auf neue, auf andere Art. „Yesterday“ ging er zum Beispiel sehr zügig an und baute viele virtuose Raffinessen ein. Zudem stellte er eigene Kompositionen vor, die auf seinem gerade erschienenen neuen Album „Kopfkino“ zu hören sind. Neben Solostücken sind da auch Songs zu hören, die gemeinsam mit Claus Boesser-Ferrari, Ian Melrose und Sándor Szabó entstanden sind. Es ist schon erstaunlich, was der Musiker aus vier Saiten herauskitzelt. Bei näherem Hinsehen bemerkt man, dass er viele Techniken der Gitarre auf sein Instrument übertragen hat – etwa eine Basslinie mit dem Daumen zu spielen und dazu die Melodie mit den anderen Fingern der Anschlagshand zu zupfen. Tatsächlich war auch die Gitarre das erste Instrument, das der 1965 in Worms geborenen Musiker erlernte. Später studierte er Jazzgitarre in Holland und in den USA. Jazzige Harmonien verbunden mit kontrapunktischer Stimmführung zeichnen denn auch Gaucks Spielweise aus. Dazwischen gibt es virtuose Arpeggien und weitere Linien. Seine von früher bekannte akustische Bassgitarre mit dem großen Korpus hat er inzwischen mit einem anderen Instrument vertauscht. Gaucks Spezialität ist der bundlose E-Bass. Darauf kommt Gaucks typische Spielweise besonders gut zur Geltung. Und er hat eine eigene Charakteristik in Klang und Tonansprache. Der Sound ist Gauck sehr wichtig. So hat er sich in einer Manufaktur extra einen dünnen Walnuss-Korpus mit einer Resonanzkammer und einem magnetischen Tonabnehmer fertigen lassen. Neu ist sein Spiel auf einem bundierten Bass, der andere Spielarten und Sounds ergibt.

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