Frankenthal Steinway und Gin

Erwartungsvoll auf der Baustelle: Thomas Siffling (rechts) und Bastian Fiedler von m:con.
Erwartungsvoll auf der Baustelle: Thomas Siffling (rechts) und Bastian Fiedler von m:con.

Mannheim soll einen neuen Jazzclub bekommen. Im ehrwürdigen Rosengarten, wo sonst die Stars aus Klassik und Pop gastieren oder Kongresse stattfinden, wird im September ein edler Club eröffnet, in dem zweimal die Woche Jazzmusiker aus der Region, aber auch internationale Größen auftreten. Thomas Siffling hat sich das ausgedacht, selbst ein bekannter Jazzmusiker, Labelchef und Konzertveranstalter. Eine Begegnung auf der Baustelle.

Fertig ist hier nämlich noch nichts. Muss es auch nicht, „Grand Opening“ ist ja erst Mitte September. Man kann aber schon erahnen, wie es später hier aussehen wird. Der Raum im Untergeschoss, zu dem man von außen über eine großzügige Treppe gelangt, hat eine gute Größe. 130 Sitzplätze mit kleinen Tischen soll es hier geben, je nach Bedarf auch noch zwei, drei Dutzend Stehplätze. Wer möchte, kann auch gleich an der breiten Bar Platz nehmen mit bester Sicht auf die ebenfalls stattliche Bühne. Alles soll stilvoll werden, verspricht Siffling und demonstriert auf seiner Trompete die Akustik. Klingt vielversprechend, auch wenn der Boden noch aus Beton besteht und von der Decke Kabel hängen. „Die Idee trage ich schon lange mit mir herum“, sagt Siffling. In Mannheim wieder einen richtigen Jazzclub zu haben, das war sein Traum. Vorbilder sind edle Clubs wie das Bix in Stuttgart, das Bird’s Eye in Basel oder das Porgy and Bess in Wien. In Mannheim soll es nun also Ella & Louis geben, in Erinnerung an Ella Fitzgerald und Louis Armstrong und natürlich mit dem Anspruch, es mit dem neuen Club „auf die europäische Landkarte, vielleicht sogar auf die Weltkarte“ zu schaffen. Siffling verhehlt nicht seine großen Ambitionen. „Ich will keinen Jazzkeller, sondern einen Jazzclub, der gesellschaftliche Relevanz hat und auf einer Stufe steht mit Theater und Klassikkonzert“, sagt Siffling. „Leute, die eine Wagner-Oper besuchen, sollen auch zum Jazz gehen.“ Zur guten Musik sollen ein perfektes Ambiente und eine wohlbestückte Bar kommen mit Winzersekten aus der Pfalz und einem eigens destillierten Gin. Auf der Bühne steht ein Steinway, der prominente Pianisten anlocken soll. Ohne Unterstützer ist das kaum zu machen. Wirtschaftlich zu arbeiten, ist ein Ding der Unmöglichkeit mit so wenigen Sitzplätzen. Siffling hat deshalb eine gemeinnützige GmbH gegründet mit zwei Dutzend Teilhabern. Rendite erwartet von denen niemand, guten Jazz in angenehmer Atmosphäre schon. Die Umbaukosten trägt m:con, die Betreibergesellschaft des Rosengartens. Deren Geschäftsführer Johann Wagner ist Jazzfan und Gründungsmitglied der Mannheimer IG Jazz. Er wollte in den Kellerräumen, in denen einmal die Bar Fire & Fun untergebracht war und die zehn Jahre als Getränkelager diente, schon längst wieder einen Club einrichten. Xavier Naidoo hatte mal Ambitionen, dann sollte es ein Ort für Kabarett und Chanson werden. Siffling war es dann, der einen Jazzclub vorschlug und die Sache auch gleich in die Hand nahm. Das Programm sieht zweimal pro Woche Konzerte mit Ensembles vor: dienstags mit zeitgenössischem Modern Jazz, montags mit eher „weichgespültem Jazz“, so Siffling. Zwei etablierte Jazzreihen der Stadt wechseln dazu in den neuen Club: die Jazzkonzerte im Nationaltheater, die ohnehin von Siffling kuratiert werden, und die Reihe der IG Jazz in der Klapsmühl’ am Rathaus. Das Programm bis Ende November steht, auftreten werden unter anderem Kontrabassist Hennig Sieverts mit seinem neuen Trio Symmethree, Saxofonist Peter Lehel, Alexandra Lehmler mit Quartett, Sängerin Janice Dixon mit dem Michael Sorg Trio und Schlagzeuglegende Pete York. An drei Abenden die Woche wird Pianojazz den Barbetrieb begleiten: nicht von den üblichen Barpianisten, sondern von Jazzstudenten der Mannheimer Musikhochschule, die über Jazzstandards improvisieren. Zur Eröffnung gibt es gleich sechs Konzerte: mit Posaunist Nils Wogram und dessen neuem Orgeltrio, der britischen Soul-Pop-Jazz-Sängerin Julia Biel, dem Trompete spielenden Koch Vincent Klink, dem Duo Barbara Lahr/ Bernhard Sperrfechter und dem Pianisten Sebastian Sternal im Duo mit dem Saxofonisten Claudius Valk. Siffling selbst stellt zum Auftakt sein Groove-Jazz-Projekt „Flow“ vor. Termine —Das Eröffnungsprogramm im Jazzclub Ella & Louis in Mannheim, Beginn 20 Uhr: —13. September: Nils Wogram Nostalgia Trio —14. September: Julia Biel —15. September: Thomas Siffling Flow —16. September: Jazz und Talk mit TV-Koch und Trompeter Vincent Klink —17. September: Barbara Lahr & Bernhard Sperrfechter —18. September: Sebastian Sternal & Claudius Valk

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