Frankenthal Spielarten der Freude

Werke von Robert Schumann und Ludwig van Beethoven standen am Dienstag beim Gastspiel des Beethoven Orchesters Bonn unter Leitung von Dirk Kaftan auf dem Programm. Solist im nicht ganz voll besetzten Congress-Forum Frankenthal war Cellist Nicolas Altstaedt mit dem Cellokonzert a-Moll opus 129 von Schumann.

Nachdem er gerade städtischer Musikdirektor in Düsseldorf geworden war, komponierte Schumann 1850 sein Cellokonzert. Eigentlich eine glückliche Phase im Leben des Komponisten, der oft zwischen psychischen Extremen gefangen war. Jedoch wirkt das Cellokonzert, von Schumann selbst als „Konzertstück“ betitelt, zunächst nicht sehr fröhlich. Nach drei schlichten Akkorden im Orchester, die gleich zu Beginn den motivischen Kern des Stücks darbieten, setzt das Violoncello mit einem elegischen, nachdenklichen Thema ein. Nicolas Altstaedt spielte dieses Thema sehr eindringlich. Der junge Cellist, geboren 1982, arbeitete mit vielen renommierten Orchestern zusammen, seit er 2010 den Credit Suisse Young Artist Award gewann und zwei Jahre lang Mitglied im Förderprogramm BBC New Generation Artist war. Jeder neue Themeneinsatz leuchtete durch das nuancierte Spiel Altstaedts in anderen Facetten auf. Wie eine verklärende Erinnerung klingt der zweite Satz, der in dem durchkomponierten Konzertstück nahtlos auf den ersten folgt. Er ist geprägt von einer sanften Melodie, die Altstaedt im Cello mit viel Gefühl vorstellte. Das erste Cello des Orchesters als Gegenstimme ergänzt die lyrische Melodie, das Zusammenspiel beider Musiker funktionierte in Frankenthal sehr gut. In den ersten beiden Sätzen war das Orchester, das hauptsächlich begleitende Funktion hatte, stellenweise zu laut und übertönte den leisen Celloton Altstaedts. Im dritten Satz, der sehr viel kraftvoller als die beiden ersten ist, füllte das Orchester hingegen seine Rolle als Begleiter sehr gut aus. Es entstand ein präzises und fein abgestimmtes Zusammenspiel mit dem Solisten, der auch die virtuosen Passagen des Satzes beseelt spielte. Das Ende des Satzes, das in voller Lautstärke in Dur steht, wirkte unter Kaftans Leitung etwas zurückgenommen. Keine ausladende Fröhlichkeit am Ende, eher eine ruhigere Spielart der Freude. Ganz anders im letzten Stück des Abends, der ersten Symphonie von Robert Schumann in B-Dur, op. 38. Im Kompositionsjahr 1841 war Schumann voller Tatendrang, nachdem er im Jahr zuvor endlich seine Angebetete Clara Wieck heiraten konnte. Er wagte sich in das für ihn neue Feld der sinfonischen Musik vor. Motiviert von seiner Sehnsucht nach dem Frühling gab er den einzelnen Sätzen programmatische Arbeitstitel, die der Symphonie den Beinamen Frühlingssymphonie einbrachten. Das Bonner Orchester spielte sie mit viel Energie und ungetrübter Freude. Angetrieben vom agilen Dirigat Dirk Kaftans warfen sich die Musiker immer wieder kleine Motive zu und ließen sie spielerisch durch das ganze Orchester wandern. Bemerkenswert war auch der Klangreichtum des Orchesters: Passagen der Holzbläser waren klangenwarm und satt, Streicherstellen klangvoll und dicht und das Tutti spielte homogen als Einheit. Gleiches galt für das erste Stück des Abends, die Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 op. 72 von Beethoven. 1806 schrieb der Komponist die Ouvertüre für eine überarbeitete Fassung der Oper, die heute als Fidelio bekannt ist und zu der es insgesamt vier Ouvertüren gibt. Das Beethoven Orchester spielte die Musik des Namensgebers sehr vielschichtig und arbeitete die Dramatik des Werks spannend heraus. Die vielen dynamischen Abstufungen waren präzise aufeinander abgestimmt, die Crescendi sehr wirkungsvoll. Dirk Kaftan, dessen Dirigat von kleinen, sparsamen Bewegungen bis hin zu ausladenden Gesten reichte, gelang es, immer wieder einzelne Stimmen hervorzuheben, die von den Musikern, besonders den Holzbläsern, klangschön vorgetragen wurden. Die Ouvertüre war der starke Beginn eines Konzertabends, an dessen Ende völlig zu Recht Bravo-Rufe zu hören waren, die sowohl dem Orchester als auch dem Solisten galten. Dieser zeigte sich in seiner Zugabe übrigens noch von einer anderen Seite: in „Wassertropfen“, einem Kindheitswerk von Jean Sibelius, war er der Begleiter im Duett mit dem Konzertmeister Mikhail Ovrutsky.

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