Rhein-Pfalz Kreis Sperre bremst Verkehr aus

Nicht so vorgesehen: Das schwere Gespann quetscht sich durch den künstlichen Engpass.
Nicht so vorgesehen: Das schwere Gespann quetscht sich durch den künstlichen Engpass.

Das Licht der blinkenden Warnlampen und auch die Schilder, die auf den künstlichen Engpass hinweisen, sind nicht zu übersehen. Auf der Konrad-Adenauer-Brücke staut sich der Verkehr in Richtung Ludwigshafen. Ein Lastzug setzt den Blinker nach rechts, nimmt die Abfahrt ins Ludwigshafener Stadtzentrum und gibt dem nachfolgenden Verkehr den Blick frei auf die Fahrzeugsperre am Beginn der Hochstraße Süd. Noch 50 Meter – dann gilt’s. Unser RHEINPFALZ-Caddy ist inklusive Außenspiegel 2,09 Meter breit. Sicherheitshalber haben wir noch mal genau nachgemessen. Die Fahrbahnbreite in der Sperre beträgt offiziell 2,10 Meter – auch wenn die Beschilderung zwei Meter angibt. Die Schilder werden laut Stadt im Dezember auf 2,10 Meter geändert. Außerdem gibt es einen zusätzlichen Spielraum, um Unfälle zu vermeiden. Der VW-Kleintransporter, mit dem wir unterwegs sind, wiegt weniger als 3,5 Tonnen, darf also durchfahren. Je näher die Sperre kommt, desto enger scheint die Fahrbahn zu werden. Zwischen den Metallteilen der Fahrbahnbegrenzung liegen Plastikteile auf dem Asphalt: Halterungen von Außenspiegeln, Splitter von Stoßfängern. Dabei steht die Sperre gerade mal einen Tag. Links vor uns quetscht sich der Mercedes-Kleinlaster eines Paketzustellers gerade so durch die Begrenzung. Jetzt sind wir dran. Wie die meisten Fahrzeuge bremsen wir auf Schritttempo ab, tasten uns vorsichtig durch den Engpass. Blick in die Außenspiegel: es ist noch Luft. Die Kollegin auf dem Beifahrersitz schnauft durch. Sie fährt privat einen E-Klasse-Mercedes. „Puh, ist das eng. Ich fahre da nicht mit meinem Auto durch“, sagt sie. Vermutlich würde auch ihr Kombi durch die Sperre passen. Alle Pkw-Modelle passieren an diesem Nachmittag den Engpass, ohne mit den hüfthohen Geländern zu kollidieren. Im Gegensatz zu dem Laster, der am Freitagnachmittag feststeckt. Die Polizei muss die Adenauer-Brücke sperren, damit der Lkw rückwärts aus der Sperre fahren und die Abfahrt zum Lichtenberger Ufer nehmen kann. Wenig später fährt ein Traktor über die Brücke. Hinter sich zieht er einen Anhänger mit zig Strohballen. Als er die Sperre passiert hat, fliegt Stroh auf dem Asphalt herum. Der Fahrer hatte Glück. Die Hochstraße weniger. Das Gewicht des Gespanns lag über 3,5 Tonnen. Die Fahrzeugsperren hat die Stadt in den vergangenen zwei Wochen aufgebaut, um den Schwerlastverkehr von einem maroden Teilabschnitt der Hochstraße fernzuhalten. Der wegen seiner Stützenform Pilzhochstraße genannte Bereich führt von der Adenauer-Brücke zum Pylon. Die Verbindung zur A 650 besteht aus zehn Einzelbauwerken, die teils in den 1950er-Jahren errichtet wurden. Die Konstruktion ist aneinandergekoppelt. Die Übergänge sind durch Rost stark beschädigt. An den Pilzstützen sind Risse und Löcher entdeckt worden. „Das Bauwerk hat Defizite im Tragverhalten, die rechnerische Tragsicherheit ist in sehr vielen Punkten überschritten“, heißt es in einem Statik-Gutachten. Um die Standsicherheit zu gewährleisten, müsse die Verkehrsbelastung reduziert werden. Nachdem Hinweisschilder, die den Lkw-Verkehr umleiten sollten, ignoriert worden waren, setzt die Stadt also auf Fahrzeugsperren vor dem beschädigten Teilabschnitt. Zwei Sperren stehen am Pylon und im Anschluss an die Konrad-Adenauer-Brücke. Morgen folgt die dritte auf der Zufahrt von der Saarlandstraße. In der Praxis zeigt sich: Große Lastzüge fahren die ausgeschilderte Umleitung – weil ihnen nichts anderes übrig bleibt. Doch die Flotte an Kleintransportern, die mit Ladung mehr als 3,5 Tonnen wiegen, fährt ungerührt durch die Sperren. 15 Transporter zählen wir in fünf Minuten. Ob Lkw, Pkw oder Transporter – alle bremsen vor den Engpässen. Der Verkehr staut sich auch außerhalb der Stoßzeiten. Zwei Jahre bleiben die Sperren stehen – bis die Pilzhochstraße saniert ist.

Unser Testfahrzeug passt gut durch die Verengung.
Unser Testfahrzeug passt gut durch die Verengung.
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