Frankenthal Seelenschmerz und Frühlingslaune

Ihre Dynamik ist ausdrucksvoll, die Abstimmung untereinander ausgewogen: die Kurpfälzer Madrigalisten beim Zwei-Kirchen-Konzert
Ihre Dynamik ist ausdrucksvoll, die Abstimmung untereinander ausgewogen: die Kurpfälzer Madrigalisten beim Zwei-Kirchen-Konzert in Dirmstein.

Alte Musik stand im Mittelpunkt des Zwei-Kirchen-Konzerts in Dirmstein. Die Kurpfälzer Madrigalisten sangen am Freitagabend Werke der Renaissance von Claudio Monteverdi bis John Dowland. Besondere Gäste waren die Barock-Violinisten François Fernandez und Yun Kim-Fernandez. Das Konzert war Teil der deutsch-französischen Konzertreihe Rheinischer Frühling, in der Musiker beider Länder an Spielorten von Mulhouse bis Worms gastieren.

Vom Frühling und guter Stimmung erzählten die Gesänge und Violinstücke im zweiten Teil des Konzerts in der Protestantischen Kirche. Doch zuvor ging es getragener zu. Die Werke in der katholischen Sankt Laurentiuskirche, dem ersten Konzertteil, waren in Stimmung und Atmosphäre ruhiger. Damit trugen die Musiker der unterschiedlichen Akustik der beiden Kirchenräume Rechnung: Der längere Nachhall in der Laurentiuskirche eignet sich besser für klangvolle Harmonien. Die trockene Akustik in der protestantischen Kirche lässt schnellere, bewegte Stücke zu, die immer noch deutlich und präzise klingen. In Claudio Monteverdis Oper „Arianna“ trauert die Titelfigur im Lamento um ihre verlorene Liebe. „Lasst mich sterben ...“ singt sie, und das hat der italienische Meister in berührende Musik gesetzt. Zur Geltung kam der Seelenschmerz durch die exzellente Sangeskunst der Kurpfälzer Madrigalisten. Das sind Josefa Kreimes (Sopran), Beate Reiser (Mezzosopran), Christine Schneider (Alt), Ingo Wackenhut (Tenor) und Emmerich Pilz (Bass). Die perfekte Intonation ließ die traurigen Harmonien wirken, ihre Dynamik war ausdrucksvoll, und die Abstimmung untereinander wirkt e ausgewogen. Das 1608 in Mantua geschriebene Werk hat Monteverdi ein Jahr nach dem Tod seiner Frau verfasst. Es ist seine eigene Trauer. Hans Leo Hassler hat den italienischen Stil studiert und zu seiner Verbreitung in Deutschland beigetragen. Viele seiner geistlichen Lieder sind heute noch im Gebrauch. Seine Messe „Ecce quam bonum“ ist so geschrieben, dass Harmonik und Verständlichkeit des Textes zusammenkommen. Auch hier sind die klingenden Akkorde von den Kurpfälzer Madrigalisten hervorragend gesungen. François Fernandez wählte als Solo eine Passacaglia in g-Moll von Heinrich Ignaz Franz von Biber. Eine Passacaglia besteht aus einer wiederkehrenden Basslinie, über die sich eine Melodie in Variationen entwickelt. Hörer, die eher im Pop zuhause sind, konnten sie als identisch mit „Hit The Road Jack“ identifizieren. Spannend zu hören war die daraus entstehende Zweistimmigkeit und die immer virtuoser werdende Oberstimme. Eine Barock-Violine ist leichter gebaut und hat einen feineren Klang. Heutige Geigen sind höher gestimmt und haben andere Saiten, um lauter und heller zu klingen. Auch die Spielweise unterscheidet sich, das Vibrato fehlt, das heute geradezu exzessiv verwendet wird. Ohne Vibrato muss der Violinist ganz besonders präzise intonieren – was Fernandez ebenso selbstverständlich beherrscht wie seine Frau. Fernandez wurde 1960 in Rouen geboren, die Eltern machten klassische Musik und Jazz. Zunächst hatte er auf der modernen Violine Unterricht, doch schon mit elf Jahren wechselte er zur Barock-Violine, die er bei Gilbert Bezzina lernte. Er studierte in Den Haag am königlichen Konservatorium bei Sigiswald Kuijken und wurde noch als 17-Jähriger musikalischer Partner des Meisters. Fernandez ist heute Professor am Nationalen Konservatorium in Paris. Yun Kim-Fernandez begann ihr Studium der Violine in Seoul (Südkorea) und beendete es in den USA bei Blair Milton. Sie spielte einige Jahre im Chicago Sinfonieorchester. Zurück in Korea spezialisierte sie sich auf Alte Musik. In Brüssel studierte sie bei François Fernandez. Der zweite Teil des Konzerts begann mit einer Ode an den Frühling von Monteverdi. Die beiden Violinisten spielten im Duett Canzonetten von Thomas Morley, darunter die lebhaften „Il Grillo“ (Die Grille) und „La Caccia“ (Die Jagd). Die Kurpfälzer Madrigalisten sangen von Morley, aber auch John Dowland und Thomas Weelkes weitere Werke der britischen Renaissance.

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