Frankenthal Schmackhaft

Eine liebevolle Bühnenausstattung und mit Spielfreude agierende Darsteller zeichnen die TAW-Inszenierung aus.
Eine liebevolle Bühnenausstattung und mit Spielfreude agierende Darsteller zeichnen die TAW-Inszenierung aus.

„Die Feuerzangenbowle“ ist mittlerweile Kultroman, Kultfilm und auch Kultkomödie auf der Bühne. Was Wunder, dass auch das Frankenthaler Theater Alte Werkstatt das Stück als letzte Premiere dieses Jahres zum Besten gab. Ein volles Haus zum Auftakt und erwartungsvolle Mienen beim Publikum: Alles war auf Erfolg programmiert. Und es wurde auch wirklich ein amüsanter Abend.

Schon die feucht-fröhliche Bowlenzeremonie zu Beginn entlockte dem Publikum einen ersten begeisterten Applaus und offenbarte auch gleich einen der Pluspunkte dieser von Bühnenleiter Jürgen Hellmann arrangierten Inszenierung: die liebevoll detailbesessene Bühnenausstattung, für die Christine Haas und Werner Metzler sorgten. Für die Schulszenen wurde ein Klassensaal komponiert, der perfekt die Schulatmosphäre der „guten alten Zeit“ aufleben ließ. Nostalgisch alptraumhaft auch das Pensionszimmer mit lilafarbener Seidenbrokattapete. Eine solche Behausung muss einen ja vom schulischen Hausaufgabenstress abhalten. Die Inszenierung ist wohltuend bemüht, nicht gewaltsam neue Akzente zu setzen, sondern sich recht eng an Text- und Handlungsstruktur der Vorlagen zu orientieren. Damit kommt man sicher der Erwartungshaltung des Publikums entgegen. Ohnehin waren am Premierenabend viele Zuschauer recht text- und erinnerungssicher. Die Verortung der Handlung im „Pennal zu Frankenthal“ hatte da kein allzu großes Gewicht. Nur die sich mütterlich einmischende Zimmerwirtin Windscheid durfte sich des hiesigen Dialekts bedienen. Ansonsten alles ganz wie im Spoerl’schen Buch oder der Rühmann’schen Filmvorlage. Mit gesanglichen (teils durchaus verzichtbar) und in den Zwischenpausen musikalischen Intermezzi wird die Aufführung noch aufgehübscht. Mit Spielwitz und Spielfreude brillieren eigentlich alle Darsteller. Da ist auf der einen Seite ein Schülerquartett, das mit pfiffigen Einfällen die Welt des konservativen Schulalltags aufmischt. Rädelsführer ist Neuzugang Pfeiffer. Tobias Brohammer wächst spürbar im Verlauf des Abends in seine Rolle als spät berufener Pennäler hinein, um am Ende dann eine hinreißende Lehrerparodie zum Besten zu geben. Seine pubertierenden Kameraden unterstützen ihn nach Kräften: der intellektuell etwas unbedarfte, zu allem Schabernack bereite Ackermann (Nils Kubetz), der sich stets kraftvoll und selbstbewusst in den Vordergrund schiebende Knebel (Jakob Dreyer) und der kleine Luck als ständig gedengelter Klassenprimus, dem Siegfried Kralik mit seiner souveränen Körpersprache überzeugende Konturen verleiht. Das Lehrertrio weiß auch zu punkten: Hans-Martin Schreiner als Schuldirektor bemüht sich mit Rauschebart und sonor-pädagogischer Diktion um Autorität, während Professor Crey alias Schnauz – eine Paraderolle für Uwe Hörner – und Professor Bömmel (Dietmar Koch) die typischen Lehrerkarikaturen früherer Generationen verkörpern. Drei Frauen fügen sich ins Ensemble ein: Simone Köhler als Zimmerwirtin und Oberschulrätin, Sabine Asal-Frey als frustrierte und abservierte Verlobte von Pfeiffer und Martina Karaula als Direktorentöchterlein Eva, die zarte Bande zu dem vermeintlichen Pennäler knüpft und schließlich „belohnt“ wird. Der aus den Vorlagen fast eins zu eins übernommene originelle, bisweilen pointierte, aber nie zynische Witz, die effektvoll-lebendigen Gags und Dialoge und die prägnant karikierten Figuren sorgten für begeisterte Akzeptanz beim Publikum, das sich für den dreistündigen Theaterabend mit stehenden Ovationen bedankte. Noch Fragen? „Die Feuerzangenbowle“ läuft im TAW noch bis Ende Januar. Weitere Informationen unter www.tawfrankenthal.de.

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