Frankenthal Rekorde als Antrieb

Konzentriert und dynamisch am Start: Nina Warschko.
Konzentriert und dynamisch am Start: Nina Warschko.

«Frankenthal.» Nina Warschko (LAC Frankenthal) ist schnell. Sehr schnell. Die Heßheimerin gewann dieses Jahr bei Pfalz- und Rheinland-Pfalz-Meisterschaften drei Titel im Sprint. Erfolge und Rekorde treiben die ehrgeizige 13-Jährige an.

Ein Interview mit einem Nachwuchssportler kann eine zähe Angelegenheit werden und aus vielen kurzen, einsilbigen Antworten bestehen. Ein Gespräch mit Nina Warschko, einem sehr aufgeweckten Mädchen, ist alles andere als eine zähe Angelegenheit. Was auch daran liegt, dass die Heßheimerin die eine oder andere lustige Geschichte erzählt. Zum Beispiel, wie sie im Wohnzimmer Koordinationstraining machte. Oder, wie sie im Garten Kugelstoßen übte und es Löcher im Rasen gab. Oder, wie ein Pokal mittlerweile im Kleiderschrank steht, weil auf den zwei Regalen in ihrem Zimmer kein Platz mehr ist. Dank der stets offenen Schranktür, ist er übrigens trotzdem immer zu sehen. Und dann wäre da ja noch die Geschichte ihrer Tarnung. Im Gegensatz zu vielen Konkurrentinnen landen die kleinen Aufnäher, die es für einen Titel bei Pfalzmeisterschaften gibt, bei ihr nicht auf der Kleidung, sondern zwischen den Pokalen. „Wenn ich die auf den Sportklamotten tragen würde, wüssten meine Gegnerinnen ja, wie gut ich bin. So ist das meine Tarnung“, sagt Warschko. Zumindest gegenüber neuen Konkurrentinnen, die sie noch nicht kennen, sei diese sehr effektiv, findet die 13-Jährige. Dabei ist sie zumindest Leichtathletik-Insidern in der Pfalz und mittlerweile wohl auch in Rheinland-Pfalz ein Begriff. In diesem Jahr wurde das Talent Pfalzmeisterin in der W13 über 75 Meter und im Weitsprung. Zudem kam Warschko bei den Pfalz- und bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften der W14, also den ein Jahr älteren Mädchen, jeweils auf Rang eins über 100 Meter und auf Rang zwei im Weitsprung. „Das war schon etwas überraschend, dass ich gegen die ein Jahr älteren Mädchen gewonnen habe“, sagt Warschko, die in Frankenthal bei Dino Ziegler trainiert. Der Lohn für die guten Leistungen: Vor Kurzem wurde Warschko in den Perspektivkader (Talentfördergruppe) des Leichtathletik-Verbands Pfalz (LVP) aufgenommen. Ausschlaggebend dafür war laut Trainer Dino Ziegler ihre Leistung im 100-m-Sprint (13,06 Sekunden) bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften. Auch in der Hallensaison läuft es schon wieder sehr gut. Sowohl in Frankfurt als auch in Ludwigshafen verbesserte sie ihre persönliche Bestzeit über 60 Meter. Die liegt jetzt bei 8,18 Sekunden. Beide Wettbewerbe gewann sie. Und auch im Weitsprung wurde sie beide Male Erste. Dass Warschko in Frankenthal trainiert, ist ein bisschen dem Zufall geschuldet. Im Sommer 2016 trainierte sie mit ihrem Vater Ingo, einem ehemaligen Leichtathleten, der viermal mit der 4-x-400-m-Staffel des ABC Ludwigshafen bei deutschen Meisterschaften teilgenommen hat, im Ostparkstadion. Ingo Warschko traf dabei zufällig Wolfgang Ziegler, Trainer in Frankenthal, wieder – beide kannten sich aus gemeinsamen Leichtathletik-Zeiten. Sie kamen ins Gespräch, Ziegler, Vater von Warschkos jetzigem Trainer Dino und ehemaliger Sprint-Bundestrainer für den Nachwuchs, schlug ihr einen Wechsel nach Frankenthal vor – sie wollte. Angefangen hat Warschko im Alter von fünf Jahren beim ASV Heßheim. Zwei Wochen später bestritt sie ihren ersten Dreikampf. Warschko siegte. Wie danach fast immer bei „Dorfsportfesten“ in der Verbandsgemeinde. Irgendwann wollte sie sich bei größeren Wettkämpfen mit der Konkurrenz messen. „Für mich war der Wechsel nach Frankenthal gut“, sagt Warschko. Am Anfang kam sie zwar das eine oder andere Mal an ihre Grenzen („Die koordinativen Übungen habe ich nicht so gut hinbekommen“), doch sie hat in den vergangenen eineinviertel Jahren trotz einer Fußverletzung riesen Fortschritte gemacht. Im Weitsprung steigerte sie sich in diesem Zeitraum um 1,01 Meter auf 5,01 Meter und über 75 Meter um 1,01 Sekunden auf 10,01 Sekunden. Zudem gewann sie 2017 gleich bei ihrer ersten Teilnahme bei Pfalzmeisterschaften den Titel über 75 Meter (W12) und wurde Zweite im Weitsprung. „Das hat sich echt toll angefühlt, wenn man die Schnellste seiner Altersklasse in der Pfalz ist“, sagt Warschko. Abgehoben ist die Schülerin des Karolinen-Gymnasiums danach nicht. Sie hat lieber fleißig weiter trainiert. Denn es geht ihr nicht nur um Erfolge. Es geht ihr vor allem darum, Rekorde aufzustellen. „Ich brauche Ziele, an denen ich mich orientieren kann“, sagt Warschko.

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