Frankenthal Pantoffelheld und bärbeißige Putzfee

Witzig, knackig und temporeich brachte der Theaterkreis Bobenheim-Roxheim die Premiere von „Kein Dinner für Sünder“ über die Bühne. Ein erheitertes Publikum im ausverkauften Hoftheater Hasch-Masch war der Lohn für fünf Monate intensiver Probenarbeit mit Regisseur Gonzaga Alvarez.

Verwechslungskomödien sind für Laien nur scheinbar leichter Theaterstoff. Die Herausforderung in diesem Genre ist es, die Irrtümer wie aus der Pistole geschossen und zugleich mit Fingerspitzengefühl aneinander zu reihen. Mit Alvarez’ Worten: „Das Tempo ist unglaublich wichtig. Das Timing muss absolut stimmen, damit die Spannung nicht verloren geht.“ War das Timing stimmig? Der Regisseur nickt nach der erfolgreichen Premiere bestätigend. Was in den anstehenden zehn Aufführungen der Komödie Edward Taylors verbessert werden könne, sei die Abstimmung zwischen Darstellern und Publikum: Wenn gelacht werde, müsse auf der Bühne eine kleine Sprechpause eingelegt werden. „Aber heute haben wir das erste Mal vor Publikum gespielt, das wird noch besser.“ Für Emilia Sobotzik ist es ein ganz besonderes erstes Mal – sie wechselte von der Jugend- zur Erwachsenengruppe. Souverän meistert die 17-jährige Gymnasiastin die Rolle der hochkompetenten Sekretärin Terri, die neben ihrem Chef Jim und seinen Bankgeschäften ihr geliebtes Laientheater im Kopf hat. „Die 1975er e.V.-Company ist die beste Theatergruppe von ganz London“, schwärmt sie, und die Zuschauer beklatschen den Einfall des Regisseurs, den 1975 gegründeten Theaterkreis in die Inszenierung einzubauen. Terri ist es, die am Ende die Katastrophe in ein Happy End ummünzt, als sie Jims Chef Bill McGregor mit zuckersüßem Lächeln und einer gesalzenen Erpressung dazu zwingt, Jim doch nicht zu entlassen. Grund für die drohende Entlassung ist der in den Augen des puritanischen McGregors unmoralische Lebenswandel Jims. Jim Watt (Daniel Fuchs) ist ein kindischer Pantoffelheld, der sich von seiner Freundin Helen (Tanja Fischer) bemuttern lässt. Um bei McGregor zu punkten, muss Jim verheiratet sein. Helen lehnt es wutentbrannt ab, Ehefrau für einen Tag zu spielen und verlässt Jim. Terri würde gerne die Gattin geben, muss aber in der Theater-Company proben. Bleibt nur der Putzmob schwingende Hausdrachen Edna (Alexandra Colaric), den Jim zur Frau auf Zeit verpflichtet. „Wenn wir verheiratet sein wollen, müssen Sie lernen, mir zu folgen“, droht Edna und kratzt sich dort, wo es vornehme Leute nicht juckt. Wie Edna mit ihren derben Sitten Jims Haushalt und Jim in den Griff bekommt, ist äußerst witzig. Colaric, die mit der Winterpremiere erstmals eine komische Hauptrolle verkörpert, meint: „Das macht Spaß. Ich darf Seiten von mir zeigen, die ich schon immer mal zeigen wollte.“ Als die konservativen McGregors Jim und seine vermeintliche Ehefrau Edna besuchen, taucht plötzlich Helen auf. Und Terri hat die Probe abgesagt, um dem Chef aus der Patsche zu helfen. Überzeugend spielt Benno Schmidt einen fassungslosen Bill McGregor, der von Terri mit seinen eigenen Waffen geschlagen wird. Für Alvarez ist es nach „Ein Herz im Gepäck“ im Vorjahr die zweite Inszenierung des Theaterkreises, bei der er Regie führt. „Laientheater ist reizvoll, da die Laien eine große Entwicklung durchlaufen müssen, bis das Stück steht“, meint er. Der Lehrer unterrichtet an der Frankenthaler Waldorfschule darstellende Kunst und Eurythmie, ist gelernter Schauspieler und hat bereits in seiner kolumbianischen Heimat jugendliche Laien bei Straßentheaterprojekten betreut. Ob er sich nochmals den Bobenheim-Roxheimern als Regisseur zur Verfügung stellen wird, ist noch offen. Weitere Aufführungen sind im Hoftheater Hasch-Masch in Bobenheim-Roxheim an den fünf kommenden Wochenenden bis 25. März, samstags jeweils um 20 Uhr, sonntags um 19 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf im Internet unter www.theaterkreis1975.de sowie in Bobenheim-Roxheim bei Freer Elektronik, Danziger Straße 1.