Frankenthal Musikabenteuer mit Sorglosgarantie

Indietronic aus Great Britain bringen The Wombats.
Indietronic aus Great Britain bringen The Wombats.

Von Freitag bis Sonntag geht das Maifeld Derby in sein achtes Rennen. Das beliebte Indie-Festival ist längst erwachsen geworden, und sein Line-up liest sich gewohnt vielfältig, selbstbewusst und bisweilen extravagant: Von der lokalen Newcomer-Band bis zum internationalen Top-Act ist alles vertreten – nur kein Mainstream-Hype. Vielversprechende Zugnummern sind unter anderem Nils Frahm, Editors, Eels oder The Kills. Ein Blick auf die kleinen Bühnen lohnt ebenso.

War es im letzten Jahr noch der exotische Querdenkerpop aus Österreich, der hervorstach, könnte diesmal der Indie-Rock mit Schuss wie bei The Kills mit ihren Punk-Untertönen oder der Klassik-Pop-Crossover von Nils Frahm und Sam Vance-Law Aufmerksamkeit erregen. Auch der Indietronic der britischen Band The Wombats zielt in diese Richtung. Vielfach trifft man auf düstere, dystopische Klangbilder, wie sie die Post-Metaller von Neurosis oder die Editors mit ihren deutlichen Anleihen im Post-Punk hören lassen. Die Samstagabend-Headliner hingegen bieten Strohhalm-Optimismus und stellen ihre Zuhörer keineswegs vor Abgründe. Musikalische Raritätensammler dürften bei Eels und Rhye fündig werden. Indie-Kauz und Eels-Kopf Mark Oliver Everett ist mit dem neuen Album „The Deconstruction“ zurück, und Rhye ist neuerdings ein Ein-Mann-Projekt um Sänger Mike Milosh mit der Damenstimme. Das mehrfach ausgezeichnete Liebhaberfestival hat Persönlichkeit entwickelt. Musikalische Grenzgänge und vermeintliche Gegensätze gehören ebenso zum guten Ton wie die Elektromessen im Palastzelt für die Nachtschwärmer. Freitagabend-Headliner Nils Frahm vereint beides mit seiner handwerklich präzisen Fusion von Techno und Klassik. Mit Sicherheit ein Glanzlicht, das Jon Hopkins mit seinen elektronischen Sphären bis in die frühen Morgenstunden veredelt. Ein Kapitel für sich ist Star-DJ George Fitzgerald, der den Schlusspunkt am Folgeabend im Palastzelt setzt. Er gilt als lebendes Zeugnis für eine musikalische Kehrtwende. Er tauschte seine Samples gegen echte Instrumente, zog sich aus der Club-Szene zurück und untermauerte das mit seinem Debüt „Fading Love“ symbolkräftig. Und der rote Faden der Genre-Verweigerer reicht bis in den Festival-Sonntag hinein: Mit ihrem Album „Cocoa Sugar“ zeigen sich die Young Fathers aus Schottland borstig, mäandern irgendwo zwischen Hip-Hop, Dub und Elektro. Ein Ausflug zur kleinen Bühne des Parcours d’Amour gleich am Eröffnungstag könnte in diesem Jahr nicht zuletzt wegen Sam Vance-Law lohnen. Der gebürtige Kanadier und Wahl-Berliner legte Anfang des Jahres das Album „Homotopia“ vor. Darauf bietet er stimmigen kammermusikalischen Pop, den kein anderer als Konstantin Gropper, auch bekannt als Get Well Soon, mitgestaltete. Als etablierte Kleinkunstbühne des Festivals bietet der Liebesparcours wie gewohnt Streicheleinheiten für die Seele. Mikaela Davis und Lynden Finn könnten hier für Gänsehautmomente sorgen. Als hätte man versucht, das universelle Gleichgewicht zu wahren, bietet das Brückenaward-Zelt hauptsächlich Musik am Limit des Lautstärkenreglers. Kreisky, zwei deutsche Brüder auf den Spuren österreichischer Exaltiertheit, bieten hier nervenbelastende, aber durchaus geschätzte Lärmmusik. Weitere Gäste auf der für brachiale Klangwalzen bekannten Bühne sind Warmduscher, Cocaine Piss, Phantom Winter und Wolves In The Throne Room mit Lärmexzessen zwischen Post-Punk und Noise. Neben der globalen Rundumschau bietet das Derby stets lokale Einblicke. Gringo Mayer gebührt die Ehre der Festival-Eröffnung am frühen Freitagabend mit dem rauen Charme eines Ludwigshafener Straßenpoets . Mit Bal, Elektro-Rock mit Weltmusik-Flair aus Heidelberg, Post-Punk aus Mannheim von Fibel und Alternativ-Rock von Franka wagen sich weitere Lokalmatadoren in die Festivalarena. Public Viewing für Fußball-Fans am Sonntag, ein enorm vielfältiges Food-Angebot, die Steckenpferd-Dressur, Kurzfilme und die exklusive Videopremiere der Band Lirr runden das Sorglos-Paket für Musikabenteuer ab. Termine und Karten —Maifeld Derby vom 15. bis 17. Juni auf dem Mannheimer Maimarktgelände. —Freitag: Einlass 15.30 Uhr, Beginn 16.30 Uhr, Ende 2.30 Uhr. —Samstag: Einlass 12.30 Uhr, Beginn 13.30 Uhr, Ende 3 Uhr. —Sonntag: Einlass 12 Uhr, Beginn 12.30 Uhr, Ende 22 Uhr. —Karten im Netz: www.maifeld-derby.de.

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