Frankenthal Messerscharfe Rhythmik und gefällige Beats

Gefällige Partymusik statt gewagtem Outsidespiel: Das Konzept ging für die Saxofonistin Candy Dulfer auf.
Gefällige Partymusik statt gewagtem Outsidespiel: Das Konzept ging für die Saxofonistin Candy Dulfer auf.

Von Candy Dulfer haben die Veranstalter des Jazz & Joy-Festivals in Worms schon lange geträumt. Jetzt hat es endlich geklappt, die Saxofonistin in die Nibelungenstadt zu holen. Der Weckerlingplatz war am Freitagabend voller Menschen – und die hatten Spaß.

Partystimmung war ganz offenbar das Ziel: Candy Dulfer und ihre Band legten auch gleich mit stampfendem Beat los. Viel Bass und eine Bassdrum, die four-to-the-floor pumpt, waren von Anfang an die Mittel der Wahl. Das zog sich auch durch den weiteren Abend. Auf dem Altsaxofon, ihrem Hauptinstrument, spielte die Holländerin messerscharfe rhythmische Figuren. Die knackige Artikulation wirkte auch gleich sehr funky. Es ist diese Art des Spielens, die auch Prince faszinierte, der Candy Dulfer in seine Band geholt hatte. An den vor zwei Jahren verstorbenen Großmeister erinnerte Dulfers Musik auch etwas. Allerdings hatte sein Funk noch etwas mehr Raffinesse. Auf dem Weckerlingplatz ging es recht geradlinig zur Sache. Bass und Gitarre, die im Funk die Freiheit zu virtuoser Rhythmik hätten, stapelten ein bisschen tief und stellten sich ganz in den Dienst des elementaren Gute-Laune-Beats. Gesang und gelegentlich ein paar Zeilen Rap brachte nicht nur Candy Dulfer selbst ein, dafür hatte sie auch zwei Sänger, Ivan Peroti und Camilo Rodriguez. Atmosphärischer wurde es, als die 48-Jährige ihren gut 30 Jahre alten Hit spielte: „Lily Was Here“, die Musik aus einem Film, der ein totaler Flop war, wie sie amüsiert den Wormser Zuhörern erklärte. Tatsächlich war der mit Dave Stewart produzierte Song für Candy Dulfer der Durchbruch und ist bis heute ihre Erkennungsmelodie. Das Thema des Stücks lebt vom Dialog zwischen Gitarre und Saxofon – in Worms war an der Gitarre Ulco Bed, seit vielen Jahren Dulfers treuer Begleiter. Das Interessante entwickelt sich nach dem Thema, wenn die Saxofonistin über einen ruhig fließenden Groove improvisiert. Das Stück produzierte viel Stimmung, von der sich die Zuhörer tragen ließen. Candy Dulfer zeigte dann auch, dass sie zu Recht als exzellente Saxofonistin gehandelt wird. Elegante Linien ließ sie fließen, geschmeidig phrasiert. Freilich blieb sie auch hier auf sicherem Grund leicht zu hörender Harmonik und klang immer gefällig. Auf gewagteres Outsidespiel hofften die Jazzfans im Publikum vergebens. Mit einem Vocoder verfremdete Candy Dulfer ihre Stimme und machte sich den Spaß, auch in abgründigen Tiefen zu singen und zu sprechen. Mit diesem Sound zitierte sie auch „Let’s Groove Tonight“ von Earth, Wind & Fire. Durch ein EWI, ein Electronic Wind Instrument, steuerte sie einen Synthesizer an, dessen synthetische Sounds sie mittels dieses Controlers modulierte. Mit einem Jazz-Funk-Klassiker bekam das Konzert einen Schuss mehr Energie: „Pick Up The Pieces“ schien auch für die Band noch mal Motivation zu bringen. Nach einem großen Schlagzeugsolo trat Candy Dulfer in einen virtuosen Dialog mit ihrem Drummer. Das machte den beiden sichtlich Spaß, und sie legten sich ordentlich ins Zeug. Erst nach einiger Zeit stieg der Rest der Band wieder ein, es gab noch mal ein Zitat, „Masterblaster“ von Stevie Wonder, und dann wurde weiter gegroovt. Klar, dass die Stimmung noch weiter anstieg und die Zuhörer nicht daran dachten, Candy Dulfer und ihre Band zu entlassen. Zugaben wurden gefordert. Die Künstlerin ließ sich auch nicht lange bitten. Sie kam zurück auf die Bühne und schnurrte ins Mikrofon: „Ich denke immer nur an eines: Sax – A Gogo“. Das war neben „Lily Was Here“ ihr zweiter großer Chart-Erfolg. Damit griff sie die gute Stimmung auf und wagte einen Ausflug ins Publikum. Das Konzept, ganz auf Partymusik zu setzen, ging auf.

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