Frankenthal Marktbesucher wissen mehr

Kunden auf dem Frankenthaler Wochenmarkt wissen besser über die Europäische Union (EU) Bescheid als Mannheimer Studenten. Unter anderem dies haben Schüler der Klasse 10d des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) in Frankenthal bei einer Umfrage herausgefunden.

Als sie geboren wurden, hatten sich ihre Eltern gerade an den neuen Euro gewöhnt. Wenn sie ihr Abi in der Tasche haben, können sie in allen EU-Ländern studieren. Für die Zehntklässler des AEG ist die Europäische Union mit ihren Vorteilen selbstverständlicher Alltag. Nach dem Demokratietag an ihrer Schule haben die Gymnasiasten Feldforschung betrieben und dargestellt, was ihnen und ihren Mitmenschen die EU bedeutet. Am 7. Februar hatte der Politologe und Journalist Ingo Espenschied beim Demokratietag vor den vier zehnten Klassen des AEG die Geschichte der EU Revue passieren lassen. Inspiriert vom Vortrag des renommierten Dozenten war die 10d anschließend von Frankenthal bis Mannheim mit Fragebögen zur EU unterwegs. Nun präsentierten die 16-Jährigen vor ihrer Sozialkundelehrerin Silvia Hauser und der RHEINFALZ die Ergebnisse. Wie gut kennen sich Bürger mit der EU aus? Mit Umfragen waren drei Teams dieser Frage nachgegangen. Zehn Schüler hatten sich auf dem Frankenthaler Wochenmarkt und in Mannheim auf dem Campus bei insgesamt 100 Personen umgehört. Ihr Fazit: Die Kunden auf dem Markt wissen unterm Strich besser Bescheid als die Studenten, obwohl unter den Mannheimer Studenten viele Politikwissenschaftler waren. So lagen beispielsweise beim Gründungsjahr der EU nur 36 Prozent der Befragten aus der Quadratestadt richtig, während 46 Prozent der Marktbesucher das richtige Jahr – 1957 – kannten. „Auf dem Wochenmarkt waren zumeist Senioren unterwegs. Wer älter ist, hat eine höhere Allgemeinbildung“, erklärten die Schüler das bessere Abschneiden der Frankenthaler. Wie es mit dem EU-Wissen bei Lehrern des AEG bestellt ist, wollten Ei-leen, Tabea, Theresa und Kaja wissen. Bei der Frage nach dem Gründungsjahr der Europäischen Union lag die Hälfte der 20 interviewten Lehrer richtig. Dass die zwölf Sterne in der EU-Flagge ein Symbol bilden, wussten nur acht Lehrer. Sieben hatten darauf getippt, dass die goldenen Sterne auf der Flagge die EU-Gründerstaaten darstellen sollen – bei der Gründung der EU waren aber nur sechs Länder dabei. Und acht Lehrer waren der Meinung, die Sterne zeigten die Anzahl der Mitgliedsstaaten an, die tatsächlich bei 28 liegt. „Alles, was mit der EU zu tun hat, scheint für die Leute weit weg zu sein. Das geht auch Lehrern so, die es eigentlich besser wissen müssten“, begründeten die vier Gymnasiastinnen ihre Ergebnisse. Ihr Wunsch für Europa: „Dass die Länder nicht austreten aus der EU. Dass mehr Länder beitreten, damit der Zusammenhalt nicht zerbricht und die EU den Terrorismus wirksam bekämpfen kann.“ Das dritte Umfrageteam hatte sich nach Espenschieds Vortrag unter den vier zehnten Klassen umgehört. Hier lagen beim EU-Gründungsjahr 73 Prozent der 130 Befragten richtig. Mit der kreativen Umsetzung ihres EU-Verständnisses hatten sich David, Shanan, Moritz und Oliver beschäftigt. Die vier Gymnasiasten präsentierten eine Landkarte, auf der die EU-Gründerstaaten und die heutigen Mitgliedsländer farblich hervorgehoben waren. Was für sie die EU ausmacht? „Die Vielfalt der Kulturen, die Reisefreiheit und die gemeinsame Währung.“ Auch Anne hatte eine Landkarte angefertigt und erzählte von ihren Reisen in sieben Länder der EU. Lotta, Lara und Victoria waren mit einem Zeitdiagramm der EU-Geschichte angetreten. Für sie sei der Fall der Mauer ein entscheidendes Ereignis gewesen, „damit sind wir aufgewachsen“. Tina hatte ebenfalls den Berliner Mauerfall thematisiert – mit einer Zeichnung, auf der zwei Kinder mit Baggern die Mauer zerstören.