Rhein-Pfalz Kreis „Man redet in jedem Dorf anders“

Die Jugend hat Dialekt auch für sich entdeckt und nutzt ihn gern beim Chatten, weiß Walter Sattel.
Die Jugend hat Dialekt auch für sich entdeckt und nutzt ihn gern beim Chatten, weiß Walter Sattel.

«Maxdorf/Lambsheim.»Im Jahr 1816 gründete sich der ehemalige Lambsheimer Ortsteil Maxdorf. Der Heimatforscher Walter Sattel macht seiner früheren Heimat nun ein besonderes Geschenk: Kurz vor dem 200. Jahrestag der Namensgebung der Ortsgemeinde im kommenden Jahr veröffentlicht er „Babblen wie ner wollen, awwer vegessen misch nedd“, ein Wörterbuch des Maxdorfer Dialekts. Im Interview erzählt er, wie die Maxdorfer zu ihrer Mundart gekommen sind und wie viel Einfluss die Lambsheimer darauf genommen haben.

Herr Sattel, was ist an der Maxdorfer Ausdrucksweise so besonders, dass Sie dazu ein Buch machen?

Das Dorf ist ab 1816 bevölkert worden, da sind Leute aus verschiedenen Gegenden der Pfalz gekommen. Und wie das hier ist, spricht man in jedem Dorf ein bisschen anders. Aber es hat sich mit der Zeit aus diesem Mischmasch ein einheitlicher Dialekt gebildet. Deshalb ist Maxdorf ein Beispiel für die Entstehung eines Dialekts. Anfänglich waren das aber doch vor allem Lambsheimer Bürger, die sich in Maxdorf angesiedelt haben, oder nicht? Nein, das stimmt so nicht. Nur gut ein Sechstel der Bürger kam aus Lambsheim. Der Rest stammte etwa aus der Kuseler Gegend, dem Gebiet rund um Rockenhausen oder Schifferstadt. Einen sehr großen Einfluss auf die Entwicklung des Maxdorfer Dialekts haben auch die Menschen aus der Region Haßloch-Meckenheim genommen. Vom typischen Lambsheimer Dialekt ist wenig übrig geblieben. Gibt es Besonderheiten, die Maxdorferisch vom Dialekt der umliegenden Dörfer – etwa von Lambsheim – unterscheidet? Das kann ich am besten an Beispielen zeigen. Es gibt verschiedene Arten, ein „A“ zu sprechen. Es gibt das ganz dunkle „A“ wie es die Lambsheimer sprechen, es gibt das ganz helle „A“ wie es die Maxdorfer sprechen und eines, das normal nach „A“ klingt. Bei „awwer“ – aber – wird das „A“ normal und bei „Agewwer“ – Angeber – wird das Anfangs-A nasal gesprochen. Ein anderes Beispiel sind die Variationen des „G“, das auch als Rachenlaut existiert. Etwa bei „griğe“ – kriegen, bekommen –, was aber bei „er hot ebbes griggt“ – er hat etwas bekommen – schon wieder anders ist. Das Rachen-G habe ich im Buch mit einem Häkchen markiert. Für einen allein ist eine Bestandsaufnahme des Dorfdialekts doch kaum zu schaffen. Wie sind Sie vorgegangen? Im März 2017 habe ich über das Amtsblatt Leute gesucht, die in einem Arbeitskreis mitmachen. Allerdings hatte ich ein paar Bedingungen: Die Teilnehmer müssen mindestens 80 Jahre alt sein und in der dritten Generation in Maxdorf leben. Ich wollte an den Dialekt kommen, wie ihn mein Großvater gesprochen hat. Zum ersten Treffen kamen 25 Leute. Geblieben sind elf, die anderen konnten aus verschiedenen Gründen nicht regelmäßig mitmachen. Dann haben wir uns in zwei Gruppen geteilt, die sich abwechselnd mittwochs getroffen haben und haben Wörter gesammelt. Was kam da zusammen? Wir hatten etwa 6000 Begriffe, die wir auf typische Maxdorfer Aussprache geprüft haben. Danach haben wir gemeinsam Bedeutung und Aussprache festgelegt, manchmal auch das Geschlecht oder besondere Wortformen wie die Verkleinerung. Es gab ewige Diskussionen (lacht), aber wir hatten auch viel Spaß. Und sprechen heute die Leute in Maxdorf anders als früher? Selbstverständlich. Es kommt insgesamt zu einer Nivellierung und Angleichung der Dialektvarianten. Man arbeitet weiter weg oder geht woanders zur Schule, und man ist viel mehr mit Leuten aus anderen Orten zusammen. So gleichen sich die Dialekte an. Was in der Vorderpfalz gesprochen wird, ist einheitlicher geworden. Termin Die Buchvorstellung ist am morgigen Mittwoch, 17. Oktober, um 19 Uhr im Pfarrzentrum St. Maximilian, Hauptstraße 77. | Interview: Gereon Hoffmann DOPPELTERZEILENUMBRUCHund Nancy MachmerDOPPELTERZEILENUMBRUCH

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