Frankenthal „Lateinkurs als Gedächtnistraining“

Mit seinen früheren Amtsleitern trifft er sich immer noch einmal im Jahr: Karl-Ernst Gehrke.
Mit seinen früheren Amtsleitern trifft er sich immer noch einmal im Jahr: Karl-Ernst Gehrke.

Mit seiner sachlich-ruhigen, stets auf Ausgleich bedachten Art und seiner Zielstrebigkeit hat Karl-Ernst Gehrke während seiner 18-jährigen Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Frankenthal eine ganze Menge bewegt und auf vielen kommunalpolitischen Feldern seine Spuren hinterlassen. Heute feiert der umtriebige Christdemokrat seinen 75. Geburtstag.

Dass der in Neustettin in Pommern geborene und Anfang 1945 mit seiner Familie ins schwäbische Fellbach geflohene Gehrke einmal in der Pfalz beruflich Fuß fassen würde, ist in erster Linie auf die freundschaftlichen Kontakte zu Paul Schädler, dem langjährigen CDU-Landrat und späteren Regierungspräsidenten, zurückzuführen. Er holte den Volljuristen Karl-Ernst Gehrke, der sich seine ersten Sporen beim Mainzer Innenministerium verdient hatte und dort mit dem Aufbau der zentralen Verwaltungsschule in Mayen befasst war, im Jahr 1976 als Dezernenten zur Kreisverwaltung Ludwigshafen. 14 Jahre lang hat Gehrke dort die verschiedensten Bereiche – von der Kommunalaufsicht bis zur öffentlichen Ordnung – verantwortet. „Ich habe eines Tages in der Zeitung gelesen, dass Frankenthal einen neuen Bürgermeister sucht“, erinnerte sich Gehrke im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Er bewarb sich und erhielt den Zuschlag. Dies war im Sommer 1990. Als er sich dann Mitte 2008 in den Ruhestand verabschiedete, konnte er eine respektable Leistungsbilanz vorweisen. Eine gute Ausrüstung der Feuerwehr sei ihm immer ein Herzensanliegen gewesen, erzählte er. Ebenso wie die Aufwertung des Kräppelweihers als Naherholungsgebiet. In seiner Ägide wurde nicht nur das Sportplatzkonzept auf den Weg gebracht, sondern auch der Galaball des Sports („ein gesellschaftliches Highlight“) aus der Taufe gehoben. An der Einführung der betreuenden Grundschule und an mehreren Schulbauprojekten war Gehrke maßgeblich beteiligt. „Es hat mich immer gedrückt, dass nicht genug Geld für die Schulen da war und wir nicht stärker in die Sanierung einsteigen konnten“, stellte er rückblickend fest. Nach 2008 seien dann Konjunkturprogramme aufgelegt worden. Heute hätten die Schulen einen deutlich höheren Stellenwert. Als Bürgermeister hat Gehrke da-rüber hinaus die Umwandlung des Betriebsamtes in einen Eigenbetrieb sowie die Einführung des gelben Sackes und der Sperrmüllabfuhr auf Abruf begleitet. „Die Zusammenarbeit mit den städtischen Gremien war immer gut“, betonte er. Was auch für seine Amtsleiter gilt, mit denen er sich noch immer einmal im Jahr trifft. Schon zu seiner aktiven Zeit hat der Jubilar das Ehrenamt hochgehalten – ob als Vorsitzender des Roten Kreuzes oder als Sänger und Kassenwart des Liederkranz Frankenthal. Als vielseitig interessierter und engagierter Pensionär kann Gehrke durchaus auch mal in Terminstress geraten. An der Universität Heidelberg belegte er Vorlesungen in evangelischer Theologie. Bei der Frankenthaler Tafel ist er samstags im Einsatz. Bei der Volkshochschule besucht er einen Lateinkurs – „als Gedächtnistraining“ – und hat dem Kulturbus zu einer Erfolgsgeschichte verholfen. Die Fahrten, auf die er sich mit einer Vortour vorbereitet, sind immer ausgebucht. Noch einmal kommt Stammtischbruder Paul Schädler ins Spiel. Von ihm hat sich Karl-Ernst Gehrke neuerdings in die Pflicht nehmen lassen. Seit April dieses Jahres steht er als Verwaltungsdirektor in Diensten der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS). An vier Vormittagen pro Woche fährt er zu seinem Arbeitsplatz nach Speyer. „Es macht mir großen Spaß“, erklärte er. Er bekomme völlig neue Einblicke – insbesondere in den Naturschutz und die ökologische Vorgehensweise bei den jährlich bis zu 180 Bekämpfungsaktionen. Auch wenn für Karl-Ernst Gehrke – er hat vier Kinder und vier Enkel – der Lebensmittelpunkt in Ludwigshafen-Oppau fest verortet ist, so weiß er doch Frankenthal mit seiner lebendigen Innenstadt als liebenswert zu schätzen. „Die Stadt ist gerade so groß, dass es nicht schwer fällt, miteinander in Kontakt zu kommen“, findet der ehemalige Bürgermeister.

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