Frankenthal Kitschig, albern und zu wenig Glamour

Mit der „Swingin’ Christmas Show“ gastierte das Staatstheater Kassel am Samstagabend im Frankenthaler Congressforum. Das Versprechen: Wer noch keine Weihnachtsstimmung verspüre, werde es spätestens nach diesem Abend tun. Geboten wurden also swingende Weihnachtshits und ein Winter- Wunderland – gewürzt mit altbackenen Frauenwitzen, peinlichen Showeinlagen und einer kaum zu ertragenden Portion Albernheit.

Thema der „Swingin’ Christmas Show“ war eine Reise ins Las Vegas der 1960er-Jahre mit den drei großen Rat-Pack-Legenden Dean Martin, Sammy Davis Jr. und Frank Sinatra. Dazu kamen drei Backgroundsängerinnen sowie das Staatsorchester Kassel mit Big Band. Die glitzernde Weihnachtsdeko war gebührend kitschig und hätte durchaus stimmungsvoll sein können, wenn der nötige Glamour nicht auf der Strecke geblieben wäre. Die engen Glitzerkleidchen der Sängerinnen im Stil der 1920er-Jahre funkelten wild im Kontrast zu einzelnen Orchestermitgliedern, die sich wahllos mit Nikolausmützen und weihnachtlichen Haarreifen geschmückt hatten. Musikalisch wurden Weihnachtsklassiker mit Ohrwurmpotenzial geboten: von „Feliz Navidad“, „Jingle Bells“ und „Let It Snow“ bis hin zu „Silent Night“ – mal mit schepperndem Big-Band-Bombast, mal in andächtige Streicherklänge gehüllt. Die Band unter der Leitung von Patrik Ringborg zeigte sich beherzt und ausgelassen, auch das Zusammenspiel blieb nicht auf der Strecke. Langweilig wurde der Abend nicht, denn das Ensemble versuchte, mit Slapstick- und Showeinlagen das Konzert aufzulockern. Dazu trugen insbesondere auch zwei Streicherinnen bei, die übermotiviert während des gesamten Konzerts kindisch auf ihren Stühlen herumalberten und es sich nicht nehmen ließen, am Ende der Veranstaltung aufzustehen, und vor dem Dirigenten wild herumzutanzen. Zwischen den Songs packte vor allem Nigel Casey alias Dean Martin sämtliche chauvinistischen Frauenwitze aus, die wahrscheinlich selbst Comedian Mario Barth mittlerweile aus seinem Programm geschmissen hat. Die drei Backgroundsängerinnen ließen sich das brav gefallen und spielten hervorragend ihre Rolle als hübsches Beiwerk. Lediglich Judith Lefeber durfte zwei Solonummern beisteuern. Mit einer kraftvollen Jazzstimme und einer koketten Interpretation überzeugte sie mit Joan Javits’ und Philip Springers „Santa Baby“. Gesanglich war das Konzert durchaus gelungen, jedoch wäre etwas mehr Stimmgewalt an manchen Stellen wünschenswert gewesen. Die Interpretation wirkte an vielen Stellen etwas unmotiviert und erreichte erst bei der letzten von drei Zugaben mit „All I Want For Christmas“ endlich ihren schmetternden Höhepunkt. Auch das Zusammenspiel der Sänger war mehr als dürftig und erntete vom Publikum stellenweise nur mitleidige Lacher. Wer mit dem Rat Pack wirbt, sollte auch die nötige Nonchalance auf die Bühne bringen können. So jedoch war der Abend statt einer gelungenen Hommage an drei Sängerlegenden eine Aneinanderreihung eingängiger Weihnachtshits.

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