Frankenthal Jeder Song ein Lieblingspflänzchen

Abseits der Besucherströme zum Strandbadfest erlebten am Samstag rund 30 Besucher einen entspannten Abend im Ökumenischen Gemeindezentrum Pilgerpfad. Auf Einladung der Initiative KuKuK (Kunst, Kultur, Kirche) war das Duo Kleingartenanlage aus dem Raum Bingen/Bad Kreuznach erstmals in Frankenthal zu Gast.

Die beiden Singer-Songwriter Julia Oschewski und Marc Kluschat sind bekennende Beatles-Fans und stehen stilistisch angelehnt in der Tradition von Simon & Garfunkel, Bob Dylan und Johnny Cash. Ihre Musik wirkt wohlklingend, leidenschaftlich, ehrlich und echt. Jeder Song von ihnen ist ein Lieblingspflänzchen, von Hand kultiviert. Bestens eingespielt schaffen sie es, zu zweit mit vier Gitarren, harmonischem Duo-Gesang und perkussiver Begleitung per Fußmaschine an der Bassdrum den Sound einer größeren Band in den Raum zu zaubern und ihrem Konzert dennoch die intime Atmosphäre zu erhalten. Kennengelernt haben sich Julia Oschewski und Marc Kluschat 2001 auf einer gemeinsamen Tour mit der deutschen Produktion des Rockmusicals „Tommy“ von The Who. Ihr Debüt gab Kleingartenanlage 2013 beim Sommerfest auf Johann Lafers Stromburg. Seither spielt das Duo mit dem ulkigen Namen bevorzugt im Wohnzimmerformat, ist zunehmend aber auch auf größeren Bühnen zu Gast. In Frankenthal hatte Kleingartenanlage die Songs ihres ersten, 2015 erschienenen Albums „No Status Quo“ dabei. Das Programm begann mit „Du bist einfach da und bleibst“, einer zärtlichen Liebeserklärung an den Rhein. Dabei betörte Julia Oschewsky mit einer variantenreichen Stimme, die von elegisch zart bis kräftig und leidenschaftlich daherkam. Marc Kluschat, meist vertieft in seine fein ausformulierten Begleitarrangements, sorgte mit Fingern und Füßen für die Percussion und entlockte seinen Gitarrensaiten mitunter sehnsuchtsvolle Slides im Hawaii-Stil. Stimmlich bildete er die ideale Ergänzung zu Julia Oschewsky. Die Texte ihrer Songs – mal englisch, mal deutsch – entstehen in Teamarbeit und handeln von menschlichen Beziehungen, abgründigen Gefühlen oder kleinen Szenen, Ansichten und Situationen. „Good Morning Isabell“ ist etwa eine zärtliche Hommage an das Niederwalddenkmal, „Scream On In“ dagegen besticht mit rockigem Drive in bester Johnny-Cash-Manier. Das Repertoire von Kleingartenanlage ist sehr eigenwillig, Country-Klänge stehen neben geraunten Balladen, englische neben deutschen Texten und dazwischen ein französisches Chanson. Besonders gefielen die deutschen Stücke wie „Engelsflügel“, die dunkle Ballade über eine abgründige Liebe, und „Schlafkönig“ („wart auf mich, ich bin noch nicht so weit“), das Lied über inkompatible Einschlafgewohnheiten in Paarbeziehungen. Neben vielen eigenen Songs hatten die beiden auch bekannte Stücke wie „Creeping In“ (Norah Jones), „Time After Time (Cyndi Lauper) und „Valerie“ (Amy Winehouse) dabei. Ihnen drücken die Musiker in extensiven Versionen mit jazzig und funkig angehauchten Improvisationen ihren eigenen Stempel auf. Selbst Hymnen wie John Lennons „Imagine“ und „Dust In The Wind“ von Kansas wirken bei Kleingartenanlage wieder frisch und intensiv. Neueste Songs wie „Water“ machen neugierig auf ihre zweite CD, die am 8. September erscheinen soll. Die dazugehörige Release-Party findet in der „Loge“ in Bad Kreuznach statt. Mit dem Heimat-Song „Wenn ich dir noch etwas sagen könnte“ bedankten sich die beiden Künstler nach zwei Zugaben bei ihrem Publikum.

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