Kaiserslautern Integration geht durch den Magen

Verarbeiten Ungewohntes: (von links) John, Alex und Erin suchen die Zutaten für die deutschen Rezepte zusammen.
Verarbeiten Ungewohntes: (von links) John, Alex und Erin suchen die Zutaten für die deutschen Rezepte zusammen.

Deutsche Rezepte von Amerikanern gekocht, das ist das Prinzip der Kochkurse, die in Kottweiler-Schwanden stattfinden. Initiiert werden sie vom Landesprojekt „Willkommen in Rheinland-Pfalz“ (WIR) in Kooperation mit dem Deutsch-Amerikanischen Internationalen Frauenclub Kaiserslautern (DAIFC). In der vergangenen Woche wurde es weihnachtlich.

Karin Ullrich hat eine große Tasche mit Töpfen, Pfannen und Schüsseln in allen möglichen Größen mitgebracht. Die Hauswirtschafterin in einem Kindergarten ist von der Ortsbürgermeisterin Gabriele Schütz und John Constance vom Landesprojekt WIR und dem DAIFC für einen Abendkochkurs der besonderen Art gebucht worden. Amerikanische Mitbürger können bei ihr an vier verschiedenen Terminen deutsch kochen und backen lernen. „Insgesamt hatten wir 26 Anmeldungen. Das sind zu viele für die Küche, daher haben wir die Gruppe geteilt“, erklärt Schütz. Während beim ersten Treffen Weihnachtsplätzchen auf dem Programm standen, sollen Jennifer, Erin, Alex, Leyni und John heute unter Anleitung ein Weihnachtsmenü kochen. „Please, wash your hands first“, fordert die Kursleiterin ihre Teilnehmer erst mal dazu auf, sich die Hände zu waschen. Dann ziehen die fünf die Rezepte, die es heute nachzukochen gilt. „Oh, I got the main dish!“, freut sich Erin (34) und beginnt, die Zutaten für Schweinefilet in Senf-Zwiebelrahm zusammenzusuchen. Die Ingredienzen stehen alle auf einer Anrichte. Mitgebracht haben sie John und Alex. Jedes Mal ist jemand anderes mit Einkaufen im deutschen Supermarkt dran, sozusagen als Maßnahme zum interkulturellen Lernen. Während Erin fünf Zwiebeln schält und in dünne Streifen schneidet, nimmt John die von der Kursleiterin vorgekochten Kartoffeln, zwei Eier, Mehl, Grieß und Gewürze zu seinem Arbeitsplatz. Auch er ist mit seiner Wahl sehr zufrieden. Seine Mutter stammte aus der Nähe von Frankfurt und hat ihm als Kind oft Klöße gemacht. Er findet es aufregend, dass er jetzt lernt, selbst welche zu kochen. Der 51-Jährige wird Weihnachten in den USA verbringen und da wird das Weihnachtsmahl sicherlich traditionell amerikanisch sein, aber er hat sich vorgenommen, mit seiner Tochter die deutschen Plätzchenrezepte auszuprobieren. John hat seine Mitarbeiterin Leyni angestiftet, mit zum Kochkurs zu kommen. Sie schaut ein bisschen skeptisch auf die Esskastanien vor sich, die sie zu Suppe verwandeln soll. Ihre Nachbarin würde ihr tagtäglich von Kastanien erzählen, trotzdem hatte die 42-Jährige nicht vor, die je zu essen. Aber heute werde sich das wohl ändern, sagt sie lächelnd, während sie die geschälten Maronen in den Topf gleiten lässt. Auch ihre Tischnachbarin Jennifer hat noch nie Kastanien für ein Gericht verwendet. Sie bereitet die Zutaten für eine zweite Suppe, eine Grießsuppe zu. Während sie die Karotten schält und raspelt, erzählt sie, dass sie froh ist, einen Platz im Kurs ergattert zu haben. „Learning how to cook German adds to the experience, also for my teenage boys“, deutsch kochen zu lernen, bereichere die Erfahrung, in Deutschland zu leben, gerade auch für ihre Jungen im Teenageralter, ist die 44-Jährige überzeugt, die erst seit dem Sommer hier lebt. Auch Alex (36) ist erst im Sommer hergezogen. Zu Weihnachten kommen ihre Eltern und neben den Prime Ribs möchte sie gerne deutsche Beilagen servieren. Wie passend, dass sie für den Feldsalat mit Apfel-Meerrettich-Sauce eingeteilt ist. Beim Abschmecken ist sie dann recht überrascht, sie dachte, der Meerrettich würde im Geschmack mehr durchkommen. Während sie den Salat schon mal zum Tisch trägt, an dem gleich das Gekochte verspeist werden soll, ruft Leyni, den Teelöffel mit Kastaniensuppe noch in der Hand, „Wow, it’s really good. I love it!“

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