Frankenthal Hinhören statt Hintergrundrauschen

Eine musikalische Premiere erlebten rund 60 Besucher am Mittwochabend im Frankenthaler Kulturzentrum Gleis 4: Unter dem Bandnamen Die Ausnahme gaben Bassist Marc W. Pointner und Gitarrist Gereon Hoffmann als Jazz-Duo ein überzeugendes Debüt.

Umgeben von bunten Acrylbildern von Uschi Freymeyer betraten die beiden Musiker locker und entspannt die Studiobühne und fingen einfach an zu spielen – loungiger Jazz ohne große Technik. Statt Echo, Hall und Overdrive sorgte nur ein kleiner Verstärker für ausgewogene Akustik. „Wir machen mit Absicht eine Art Kammermusik“, erklärte Gitarrist Gereon Hoffmann fast entschuldigend. Bekannte Jazzstandards pur und minimalistisch zu interpretieren, dieses anspruchsvolle Konzept verfolgt das Duo Hoffmann/Pointner seit 2017. Kennengelernt haben sich die beiden ambitionierten Hobbymusiker in der Raucher-Pause eines Konzerts im Theater Alte Werkstatt Frankenthal, bei dem Gitarrist Gereon Hoffmann als Musikkritiker für die RHEINPFALZ war. Seit gut einem Jahr proben die beiden wöchentlich und frönen dabei ihrer Leidenschaft für klassische Jazzstandards der 1920er- bis 60er-Jahre. Ihre Herangehensweise dabei könnte unterschiedlicher nicht sein: „Bauchmensch“ Pointner zupft den Bass instinktsicher, mit angeborenem Groove und rhythmisch geschult durch seine Arbeit in der IG-Jazz, bei den Gödes Jazz Mags und in Karl Friersons Funkband, während Hoffmann an seine Phrasierungen eher intellektuell herangeht. Daraus entsteht eine stilvolle Mischung mit minimalistischer Ausrichtung. Spieltechnisch setzt man ganz auf Dialog, gönnt und gibt sich gegenseitig Zeit und Raum für Raffinessen im Detail, ohne schnörkelig versponnenes Solisten-Gehabe. Das beweist Können und Qualität. Acht Stücke hatte das Duo Die Ausnahme dabei. Den Einstand machte Chet Bakers Cool-Jazz-Standard „There Will Never Be Another You“ von 1942 mit typischen auf- und absteigenden Sequenzen. Formalistisch reduziert auf drei Harmonien zelebrierte das Duo mit dem Blues „Straight, No Chaser“ (1951) sehr überzeugend ein oft gecovertes Stück von Thelonious Monk: Der Titel – übersetzbar mit „pur, nix drin“ – kommt mit aufsteigenden Blueslinien und unregelmäßigen Phrasen streckenweise schräg daher. Ganz in Moll, mit Tangoriff am Anfang und die steigende Euphorie im Mittelteil nachahmend, gab das Duo dem Liebeslied „Softly As in a Morning Sunrise“ aus dem Musical „The New Moon“ (1928) die stimmige Dramaturgie einer sich entwickelnden und wieder vergehenden Liebe. Gerne lotete das Duo Stimmungen aus, gab sich melancholisch regressiv („Stella By Starlight“) oder vagabundierte zwischen Drei- und Viervierteltakt, Dur und Moll ( „All the Things You Are“). Mit dem 1968 erschienenen „Road Song“ von Wes Montgomery rundete das Jazz-Duo Die Ausnahme sein musikalisches Statement im Frankenthaler Kulturzentrum ab. Lounge-Jazz ist oft eher spür-, als hörbares Hintergrundrauschen in Bars und Restaurants, von manchen als „Fahrstuhlmusik“ belächelt. Doch auch die kann – wie man im Gleis 4 hörte – Klasse und Niveau habe. „Unser Publikum soll Spaß haben“, sagte Gereon Hoffmann nach dem Konzert. Gepflegten Jazz auf zehn Saiten zum Hinhören und Genießen – dieses Konzept will das Duo Die Ausnahme auch künftig fortführen.

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