Rhein-Pfalz Kreis Großniedesheim: Bauhöfe stoßen an ihre Grenzen

Schneeschippen muss im Winter sein. Wenn Mitarbeiter krank werden, entsteht in kleinen Gemeinden jedoch schnell ein Personalengp
Schneeschippen muss im Winter sein. Wenn Mitarbeiter krank werden, entsteht in kleinen Gemeinden jedoch schnell ein Personalengpass.

Mehr Baugebiete bedeuten mehr Straßengrün und mehr Arbeit für die Bauhöfe. Die Ortsgemeinden müssen Geräte anschaffen und zusätzliche Mitarbeiter beschäftigen. Der Großniedesheimer Ortsbürgermeister Michael Walther (SPD) glaubt, dass es in Zukunft schwierig wird, die Stellen überhaupt zu besetzen. Er schlägt vor, einen Eigenbetrieb zu gründen. Das hätte allerdings auch Nachteile.

Sträucher müssen im Neubaugebiet gestutzt, Schnee soll auf dem Bürgersteig vor der Schule geräumt oder aber es muss die Heizung in der Festhalle repariert werden. Für all das sind die Bauhofmitarbeiter zuständig, die immer mehr Aufgaben übernehmen müssen, je größer die Dörfer werden. „Wir sind technisch gut ausgerüstet“, resümiert der Großniedesheimer Ortsbürgermeister Michael Walther auf RHEINPFALZ-Nachfrage. „Aber wir stoßen immer wieder an unsere Grenzen.“ Denn mit 1,75 Stellen im Bauhof könne ein Krankheitsfall alles lahmlegen. „Vor Jahren fehlte ein Mitarbeiter wegen eines Unfalls fast einen Sommer lang. Am Ende haben der Beigeordnete und ich den Rasen am Friedhof selbst gemäht“, erzählt Walther. Nicht nur für solche Notfälle hält er eine engere Zusammenarbeit der Bauhöfe in der Verbandsgemeinde für sinnvoll. „Innerhalb weniger Jahre werden wir einen absoluten Personalmangel bekommen“, befürchtet Walther. Das werde vor allem die kleinen Gemeinden vor Probleme stellen. Um Arbeitskraft zu kompensieren, könne man bessere Maschinen einsetzen – etwa Laubbläser statt Besen. Das heißt nicht, dass nun jedes Dorf bei den Gerätschaften aufrüsten muss. Michael Walther schwebt vor, dass man in einem Bauhof-Verbund Maschinen gemeinsam nutzt, um diese besser auszulasten. Die Rüttelplatte etwa, mit der Wege repariert werden, sei in Großniedesheim ein bis zwei Mal pro Jahr im Einsatz. Die Nachbarn leihen sich solche Maschinen gegenseitig aus und helfen sich bei Personalengpässen. Die Beindersheimer kommen zum Bäumefällen nach Großniedesheim, die Heßheimer borgen sich den Häcksler in Heuchelheim. „Wir arbeiten zusammen, aber nur punktuell“, sagt Walther. „Bei den Traktoren könnte man sich absprechen und spezialisieren: Der eine kauft einen Frontlader, der andere ein vernünftiges Kehrwerk.“ Der Großniedesheimer Ortschef kann sich deshalb vorstellen, einen Eigenbetrieb zu gründen oder den Bauhof bei der Verbandsgemeinde anzusiedeln. Finanziert würde er über eine eigene Umlage. 2005 war die Idee eines VG-Bauhofs schon einmal aufgekommen. Der damalige Heßheimer Ortsbürgermeister Karl Neunreither (SPD) wollte dieses Hoheitsgebiet nicht aufgeben. Doch nun will Michael Walther das Thema bei der nächsten Ortsbürgermeister-Dienstbesprechung erneut aufs Tapet bringen. Er weiß, dass es dabei einiges zu bedenken gibt. „Beim Winterdienst zum Beispiel fragt sich, wo ein zentraler Bauhof anfangen würde zu streuen. Vielleicht würde der Schnee vorm Kindergarten dann erst um 7 Uhr statt um 5 Uhr geräumt. Jeder hat Angst, nicht den ersten Zugriff zu haben, wenn er seine Mitarbeiter aufgibt.“ Diesen Nachteil sieht auch Holger Korn – seit einem Jahr Heßheimer Ortsbürgermeister – als er bei der RHEINPFALZ-Recherche von Walthers Idee erfährt. „Wenn dringend gehandelt werden muss, kann man seinen Mitarbeiter anrufen, und es wird gemacht. Die Gefahr ist, dass es bei einem zentralen Bauhof Verzögerungen gibt.“ Er will sich spontan weder dafür noch dagegen aussprechen. Derzeit werde eine Stelle für einen Bauhof-Mitarbeiter ausgeschrieben. „Dann werden wir ja sehen, ob wir jemanden finden. Wenn nicht, dann reicht uns die Zahl der Mitarbeiter nicht.“ „Zusammenarbeit? Ja, aber überschaubar“, sagt der Kleinniedesheimer Ortsbürgermeister Ewald Merkel (FWG). Er könnte sich damit anfreunden, wenn sich die drei kleinsten Gemeinden in einem Zweckverband zusammentun und jährlich wechselnd die Verantwortung übernehmen. Das Übertragen der Aufgabe auf eine größere Einheit wie die Verbandsgemeinde bedeute nicht unbedingt eine Verbesserung, befürchtet Merkel. „Dann werden die Kräfte an den Brennpunkten eingesetzt, und wer an der Seite liegt, wird vergessen.“

Mädchen für alles sind die Bauhof-Mitarbeiter: Mal übernehmen sie Sägearbeiten, mal reparieren sie den tropfenden Wasserhahn.
Mädchen für alles sind die Bauhof-Mitarbeiter: Mal übernehmen sie Sägearbeiten, mal reparieren sie den tropfenden Wasserhahn.
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